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Büchernachlese | Kurzhinweise 2021


Neben den denen des aktuellen Erscheinungsjahrs können auch noch siehe Links oben insgesamt 591 Kurzhinweise zu den Jahren 2003 bis 2023 (und davon jene zum hier angezeigten Jahr) abgerufen werden:

Sortiert nach Genre und dem Alphabet der Autorennamen führen die verlinkten Genrebezeichnungen zum jeweils ersten Kurzhinweis. Die Signatur U.K. steht jeweils für Ulrich Karger.
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  • Belletristik: Tana French, Felicitas Hoppe, Sven Regener, Noa Yedlin
  • Krimis / Thriller: Jakob Bodan, Pascal Engmann (2x), Andreas Föhr, Harald Gilbers, Andreas Götz, Anne Mette Hancock, Bernhard Jaumann, Christian Kraus, Volker Kutscher & Kat Menschik, Alex Michaelides, Anders de la Motte, Gilly Macmillan, Kimberly McCreight, Val McDermid, Kirsten Nähle, Liz Nugent, Douglas Preston & Lincoln Child (2x), Alex Reeve, S.K. Tremayne, A. K. Turner, Anne von Vaszary, Tom Voss
  • SF / Fantasy / Horror / Mystery: Kevin Hearne, Markus Heitz, Jenny-Mai Nuyen, Michael J. Sullivan
  • Kinder- & Jugendliteratur (Bilderbücher): Anne Booth & David Litchfield, Pamela Butchart & Kate Hindley, Benji Davies, Julia Donaldson & Axel Scheffler, Marianne Dubuc, Dagmar Henze, Bernhard Hoëcker & Eva von Mühlenfels & Nikolai Renger, Ole Könnecke, Daniela Kulot, Suzanne & Max Lang, Ina Mertens & Steffi Krohmann, Monika Neubacher-Fesser, Katja Reider & Henrike Wilson, Philip Waechter, Katrin Wiehle, Kobi Yamada & Elise Hurst


  • Belletristik

    Nach seiner Scheidung hat sich Cal Hooper als Endvierziger und ehemaliger Cop aus Chicago im Westen von Irland ein Refugium gesucht. Erst scheint das auch so zu funktionieren, doch schon nach kurzer Zeit erweisen sich die ihn umgebende Natur und die Dorfbewohner alles andere als harmlos. So kommen auf den Weiden der benachbarten Farmen immer wieder Tiere auf seltsame Weise zu Tode und Cal scheint dauernd beobachtet zu werden. Dann taucht ein etwa 12-, 13-jähriges Kind auf, das ihn zur Suche seines verschwundenen älteren Bruders auffordert - und das bringt Cal wiederum einen Sack Probleme ein, an die er in seinen schlimmsten Träumen nicht gedacht hat …
    Tana French legt mit Der Sucher einen Roman vor, den man als Drehbuch für einen TV-Krimi eher bei einem "Polizeiruf" als einem "Tatort" ansiedeln würde.
    Das Muster, einstiger Polizist kündigt den Dienst, um Ruhe zu finden und landet genau wieder da, wovor er seine Ruhe gesucht hat, ist sattsam bekannt. Doch mit ihrer durchgehend eingängigen Sprachregelung versteht es die Autorin sehr überzeugend, die Spannbreite an Dynamiken eines kleinen irischen Dorfes durchzudeklinieren wie auch die es umgebende Natur mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. So paaren sich alsbald trockener Humor mit erschreckender Brutalität und Gefühllosigkeit sowie das Auge erfreuende Schönheit oder eine Vielfalt an Gerüchen mit der Gefahr, z.B. in einem Moor zu versinken. Das sich anbahnende Drama nimmt in dieser Kulisse seinen meist erwartbaren Lauf und … unterhält damit gar nicht so schlecht bis zur letzten Seite. U.K.
    (Tana French: Der Sucher. Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. FISCHER Scherz Verlag, Frankfurt a. M. 2021. 495 Seiten. 22,00 Euro. ISBN: 978-3-651-02567-7) >>> Amazon

    Unter dem Titel Die Nibelungen - Ein deutscher Stummfilm hat die u.a. mit dem Büchner-Preis ausgezeichnete Schriftstellerin Felicitas Hoppe einen Roman vorgelegt, der sich mit einer fiktiven Veranstaltung der Nibelungenfestspiele in Worms und damit auch zugleich mit dem Lied der Nibelungen und den Sagen u.a. um Siegfried und Kriemhild, Gunther und Brunhild und last, but not least Hagen von Tronje auseinandersetzt.
    Bereits kurz nach seinem Erscheinen wird das Buch grenzüberschreitend von dem exquisiten Feuilleton der deutschsprachigen Presse überaus gelobt, so z.B. als "witziges und kluges Experiment" (Juliane Bergmann, NDR Kultur).
    Und was Stil und Sprachgefühl angeht, sei der Autorin auch hier verspielter Wortwitz sowie die Begabung zu feiner und feinster Ironie zugestanden - nur, was nützt das beste Formgefühl, wenn das Motiv, der Inhalt dadurch nicht lebendig, geschweige denn lebendiger und fassbarer wird?
    Spätestens nach der Vereinnahmung durch die Nazis, konnte und sollte der Mythos des Nibelungenliedes schon seit Langem nicht mehr begeistern. Und daraufhin "sprengt ihn" (Matthias Ubl, Tagesspiegel) nun Hoppe nach Jahrzehnten aus unterschiedlichen, meist nicht zuordbaren Perspektiven, noch dazu über die Bande eines fiktiven, auf die Hebbel-Version basierenden Theaterstücks, das womöglich irgendeine vorangegangene echte Aufführung aufs Korn nimmt, die aber längst nicht von allen potentiellen Lesern gesehen werden konnte oder wollte?
    Somit eine höchst akademische um sich selbst kreisende Auseinandersetzung, die samt Anhang bzw. "Abspann/Credits" (von wegen - hahaha - Stummfilm!) auf 255 Seiten gestreckt wurde und mich jedenfalls trotz aller Formvollendung und behaupteter Tarantino-Dramaturgie nach 50 Seiten nur noch langweilte.
    Aber wer bin ich schon - das Scheitern an diesem Buch, das bereits vor Erscheinen auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2021 nominiert wurde, kann nur an mir liegen. Anderen wünsche ich gerne mehr Erfolg mit seiner Lektüre … U.K.
    (Felicitas Hoppe: Die Nibelungen - Ein deutscher Stummfilm, Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2021. 255 Seiten. 22,00 Euro. ISBN: 978-3-10-032458-0)
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    "Glitterschnitter" nennt sich die Band von Charlie, Ferdi und Raimund, die Anfang der 1980er mit Schlagbohrmaschine, Schlagzeug und Synthie an der Wall City Noise mitwirken wollen. Frank Lehmann, der Bruder des berühmten "Herrn Lehmann", versucht währenddessen im Café Einfall seiner neuen Kundin Chrissie zuliebe Milchkaffee u.a. mit Kondensmilch aufzuschäumen. Andere versuchen anderes, mal mehr oder weniger skurril …
    Sven Regener legt mit Glitterschnitter nun bereits das vierte Prequel zu seinem zurecht sehr erfolgreichen Roman-Erstling "Herr Lehmann" vor. Nicht etwa, dass diese bockssprunghaft chronologische Einordnung vor oder nach seinem Erstling seitens des Autors geleistet oder gar begründet würde. Aber wer sich schon mit den drei Vorgänger-Prequels und den beiden Anschluss-Sequels wohlgefühlt hat, wird sich auch mit Glitterschnitter wohlfühlen wollen, egal, wie ausgetreten die Wege von Regeners Helden inzwischen sind. So jemand schätzt vermutlich auch regelmäßige Klassentreffen, auf denen reichlich alkoholgetränkt gerade das Redundante an wiedergekäuten Frotzeleien für immer wieder geschätzte Lacher sorgt - da macht es auch nichts, wenn sich nach einem vergleichsweise noch subtilen H. R. Ledigt der Wortwitz des Autors, Jahrgang 1961, u.a. mit sprechenden Namen wie P. Immel endgültig ins nicht mehr besprechenswerte Unterirdische verabschiedet hat. Punkt. U.K.
    (Sven Regener: Glitterschnitter. Roman. Galiani Berlin Verlag, Köln 2021. 471 Seiten. 24,00 Euro. ISBN: 978-3-86971-234-5)
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    Ein passendes Eigenheim in Tel Aviv finden, ist nicht einfach. Erst waren Osnat und Dror samit ihren beiden Töchtern von dem neuen Haus regelrecht begeistert. Zwar lag das Haus in einer ziemlich heruntergekommenen Gegend, aber die könnte sich in ein paar Jahren zu einem neuen Szeneviertel entwickeln, was neben dem Neid von Familie und Bekannten auch eine echte Wertsteigerung des Hauses bedeuten könnte. Nach kurzer Zeit erweisen sich aber die direkten Nachbarn als echte Nervensägen. Und spätestens nach einem Einbruch bei ihnen kommen Osnat und Dror einige Zweifel, ob der Umzug in dieses Haus wirklich die richtige Entscheidung war …
    Von der israelischen Autorin Noa Yedlin liegt nun in der Übersetzung von Markus Lemke der Roman Leute wie wir (Original: Anashim kamonu, 2019) vor.
    Erst kürzlich war im deutschen Sprachraum auch die auf einem Roman von Yedlin basierende und hochkarätig besetzte TV-Miniserie Unter Freunden stirbt man nicht ausgestrahlt und u.a. für die "herrlich bösen Dialoge" gelobt worden.
    "Leute wie wir" dekliniert familiäre und andere Beziehungsgeflechte durch und spürt dabei dem nach, was man z.B. über Nachbarn zwar nicht sagen, aber vielleicht noch denken darf. Tel Aviv als angesagte israelische Großstadt spielt dabei eine ganz eigene Rolle, wiewohl bestimmte Wohnviertel auch von Großstädten anderer Länder jungen Paaren samt ihren pubertierenden Kindern ähnlich schwarzen Humor abverlangende Problemlagen hervorrufen dürften - Noa Yedlin erzählt davon jedenfalls sehr treffend. U.K.
    (Noa Yedlin: Leute wie wir. Roman. Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Kein & Aber Verlag, Zürich - Berlin 2021. 367 Seiten. 23,00 Euro. ISBN: 978-3-0369-5841-5)
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    Krimis / Thriller

    Constanze Behrenberg arbeitet als Fotoreporterin für das MAGAZIN und hat mit Freia eine folgenreiche Zufallsbekanntschaft gemacht. Erst als interessantes Fotomotiv und anschließend als hilfsbereite Freundin, die sich bei einem Fotoshooting in jenen der beiden Kanzlerkandidaten verliebt, der als Populist auch gleich die Parteienlandschaft umgestalten will. Das geht so weit, dass Freia dank ihres Geliebten einen gut dotierten Job an der Rezeption eines mondänen Züricher Grandhotels erhält - was wiederum eine Erleichterung für die Verabredung von Treffen mit ihrem Geliebten darstellt. Wie es der Zufall will, ist Behrenberg wenig später in eben jenem Grandhotel zu einem Interview mit einem anderen chancenreichen Kanzlerkandidaten verabredet, doch was der in der Schweiz wollte, wird nicht mehr zu klären sein - Behrenberg findet ihn nur noch tot in der Badewanne …
    Jakob Bodan hat mit Das Schöne, Wahre und Böse seinen zweiten in sich abgeschlossenen Roman um die Figur Constanze Behrenberg vorgelegt. Beworben als Thriller, ist diesem Roman trotz einiger "netter" Sequenzen wie die Selbstdarstellungen eines Chefredakteurs in breitem Fränkisch leider bestenfalls nur mäßiger Unterhaltungswert zu bescheinigen. Der Autor will offenbar zuviel, denn sein Roman soll nicht nur ein "Polit-Elite-Thriller", sondern zugleich "Mediensatire" und "Spannungsroman mit aktuellem und historischem Hintergrund" sein. Wo demzufolge Subtiles gefragt wäre, kam der Dampfhammer bzw. Geschmackloses wie die unverhohlene Anspielung auf den Tod Barschels zum Einsatz. Und - von wegen Thriller - Spannung kam nirgends auf. Wenn, dann höchstens in Bezug darauf, wie eine analog zu den 1950ern in ihren Möglichkeiten derart reduzierte Hauptfigur diese an Zufällen reiche Handlung - Achtung Spoiler! - bis zur letzten Seite überleben konnte. U.K.
    (Jakob Bodan: Das Schöne, Wahre und Böse. Thriller. Droemer Verlag, München 2021. 368 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30792-2)
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    Vanessa Frank, Anfang 40 und vermögend, hat es eigentlich gar nicht nötig, als Kriminalkommissarin und Gruppenleiterin der Sondereinheit Nova gegen das Organisierte Verbrechen zu arbeiten. Außerdem ist sie wegen Alkohol am Steuer auch noch vom Dienst suspendiert. Trotzdem nimmt sie nicht nur von außen Anteil an den aktuellen Ermittlungen, die sich gerade um die Entführung zweier Geschäftsmänner drehen. Schon bald deckt sie ein noch übleres Verbrechen sozusagen in der Nachbarschaft der Entführungen auf, das Menschenraub von Straßenkindern einschließt, denen in Chile, unweit der einstigen Colonia Dignidad, Organe für Transplantationen entnommen werden …
    Pascal Engmann, Jahrgang 1986, veröffentlichte die schwedische Originalversion von Feuerland bereits 2018 und hat damit seine Thriller-Reihe um die so toughe wie kämpferische Vanessa Frank eröffnet. Auch die deutsche Übersetzung wurde bereits 2020 erstmals vorgelegt, erscheint 2021 aber in einer kostengünstigeren Neuausgabe erneut, um damit zeitgleich den zweiten Band der Reihe unter dem Titel "Rattenkönig" zu bewerben.
    Die Kapitel meist nur sehr kurz, zündet der Plot dieses Thrillers in mehreren Stufen seine Spannungsbögen und entfaltet dabei auch reizvolle Ideen, wie z.B. die Auswahl der entführten Bänker anhand einer zuvor in einem exklusiven Uhrenladen mit Patek-Philippe-Uhren entwendeten Kundenliste. Eigenartig für den Eröffnungsband einer Reihe erscheint jedoch, dass Vanessa Frank als eigentliche Hauptfigur weit blasser und "behaupteter" wirkt, als ihre drei als Verbrecher auftretenden männlichen Gegenspieler.
    Nichtsdestotrotz als Genre- bzw. Thrillerkost durchaus überzeugend, bleibt also abzuwarten, wie sich der s.o. bereits angekündigte zweite Band der Reihe anlässt … U.K.
    (Pascal Engmann: Feuerland. Roman. Aus dem Schwedischen von Nike Karen Müller. Tropen Verlag (Klett-Cotta Verlag), Stuttgart 2021. 492 Seiten. 10,00 Euro. ISBN: 978-3-608-50439-2)
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    Die Spurenlage schien eindeutig zu sein: Der Mann hatte zwar noch einige Zeit in der JVA abzusitzen, doch als seine Ex-Freundin ermordet wurde, war er auf Freigang. Aber dann gibt ihm eine andere Frau ein glaubwürdiges Alibi. Der Mann hatte sie nämlich zur Tatzeit des Mordes vergewaltigt - sie will ihn jedoch nicht anzeigen, weil sie sonst auch noch an entsprechenden Pressemitteilungen zu leiden hätte.
    Dieser Fall lüftet für Vanessa Frank den Deckel über einem System von Frauenverachtung, dessen Ausmaß ihr zuvor nicht klar war. Sich selbst als "Incels" bezeichnende Männer leben ihre frauenfeindlichen Phantasien in den dunkelsten Ecken des Internets aus und rufen zu "Racheaktionen" auf …
    Rattenkönig ist der zweite Roman der Thriller-Reihe um die so toughe wie kämpferische Vanessa Frank, den Pascal Engmann in der schwedischen Originalversion bereits 2019 vorgelegt hatte.
    Das Thema ist leider immer noch hochaktuell - dennoch überzeugt dieser Roman noch weniger als der erste Vanessa-Frank-Band.
    Inhaltlich sei das hier gar nicht mehr weiter vertieft, bereits formal zergliedern die auf Drehbuch- bzw. Filmschnittkürze angelegten zweieinhalb bis nur vier Seiten umfassenden Kapitel den Text hier derart, dass darüber hinaus gehende Spannungsbögen kaum bis gar nicht entwickelt werden. Schade, bei einigen Szenen beweist der Autor ja durchaus Talent, aber um diesen Thriller empfehlen zu können, hätte ein Lektorat unbedingt noch einiges spiegeln und auf richtige Bahnen lenken müssen. U.K
    (Pascal Engmann: Rattenkönig. Roman. Aus dem Schwedischen von Nike Karen Müller. Tropen Verlag (Klett-Cotta Verlag), Stuttgart 2021. 463 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-608-50440-8)
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    Um eine neue Kollegin beeindrucken zu können, lässt sich Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner gern etwas einfallen - diesmal soll Kollege Sennleitner einen nächtlichen Einbruch samt Schießerei fingieren, woraus Kreuthner die Neue dann heldenhaft "retten" würde. Doch Sennleitner hat's vergessen. Nichtsdestotrotz fliegen Kreuthner und seiner Kollegin Patronen um die Ohren - nur halt keine Platzpatronen, sondern echte. Der abgelegene Hof war also zufällig der Schauplatz eines wirklichen Verbrechens gewesen. In der Kühltruhe des Hofhauses wird zudem die tote Carmen Skriba entdeckt, die Kommissar Clemens Wallner bereits vor zwei Jahren als Zeugin im Mordfall ihres Mannes kennengelernt hatte. Dass auch noch Kreuthners todgeweihter leiblicher Vater als Experte zu diesem Fall befragt werden muss, passt weder Wallner noch dem Sohn …
    Erneut bedurfte es einer zweijährigen Pause, bevor Andreas Föhr mit Unterm Schinder den nunmehr 9. Krimiband um Kommissar Wallner und seinen Kollegen Kreuthner vorlegt. Aber diesmal hat sich das Warten auf den neuen Band wieder weit mehr als auf den davor gelohnt!
    Alle längst bekannten Figuren dieser Reihe mit bayrischem Lokalkolorit treten wieder in Bestform auf, insbesondere Kreuthner, Wallner und der trotz seines hohen Alters auch neuen Erfahrungen mit Haschisch nach wie vor nicht abgeneigte Großvater. Und der Plot hat es in sich und wird auch erfahrene Krimiliebhaber bis zur letzten Seite neugierig und in Spannung halten. Am Ende freut man sich dann auch wieder auf den nächsten Band! U.K.
    (Andreas Föhr: Unterm Schinder. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2021. 384 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22669-8)
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    1948 in Berlin: Kinder finden am Spreeufer ein abgetrenntes Bein. Wenig später werden menschliche Organe von einem anderen Opfer auf einem Schiff entdeckt. Damit nicht genug, muss sich Kommissar Oppenheimer kurz darauf auch noch mit einem weiteren Fund auseinandersetzen: An einem Esstisch wurde aus offensichtlich verschiedenen Leichenteilen ein komplett wirkendes menschliches Wesen zusammengesetzt. Und der Mörder scheint genau zu wissen, welche Schlupflöcher ihm die aufgeheizte Lage im mehrfach geteilten Berlin von 1948 bietet …
    Harald Gilbers legt nach Germania, Odins Söhne, Endzeit, Totenliste, Hungerwinter mit Luftbrücke den sechsten Roman um Kommissar Oppenheimer vor.
    Spielten die beiden ersten Romane noch im Krieg und der dritte im Übergang zur "Nachkriegszeit", setzten die beiden weiteren Romane jeweils ein Jahr später, also 1946 und 1947 ein.
    Auf der Grundlage im Anhang aufgeführter Sachliteratur zur Historie und seiner bereits eingeführten Charaktere entfaltet der Autor erneut einen überzeugenden, wenn auch etwas bizarren Plot und vor allem ein sehr authentisches Zeitbild, das diesmal ein Berlin während der Blockade (Stichwort: Rosinenbomber), der sich nunmehr im Ost- und Westteil Berlins verändernden Geld-Währung und politisch getrennten Aufteilung der Polizeibehörde schildert.
    Wie Gilbers die Historie für jenes Jahr in einen fesselnden Krimi packt, macht das Ganze einmal mehr zu einem äußerst empfehlenswerten Buch. U.K.
    (Harald Gilbers: Luftbrücke. Roman. Knaur Verlag, München 2021. 460 Seiten. 10,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52688-0)
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    Sommer 1955 in München. Der Journalist Karl Wieners arbeitet an einer Reportage über Emigranten. Seine Nichte Magda wirkt daran als Fotografin mit. Beide treffen bei ihren Recherchen auf die junge Agota aus Litauen, die ihnen Rätsel aufgibt - und sie ist keineswegs die Einzige, die das tut …
    Zur gleichen Zeit versucht Ludwig Gruber in München nun als Privatdetektiv den angeblichen Selbstmord eines Jugendlichen aufzuklären. Nachdem in einem Schwabinger Postamt eine Paketbombe explodiert und zwei Menschen tötet - darunter einen slowakischen Exilpolitiker -, ergeben sich eindeutige Verbindungen zwischen Grubers und Wieners Untersuchungen …
    Andreas Götz hat mit Die Nachtigall singt nicht mehr den zweiten Band einer Trilogie um die bereits genannten Protagonisten vorgelegt. Etwa fünf Jahre nach dem ersten Band spielt die Handlung immer noch in den 1950ern und sucht damit auch die frühen Jahre der Nachkriegszeit einzufangen.
    Was Karl, Magda und Ludwig schon seit dem Vorgängerroman verbindet, wird derart ausführlich eingeführt, dass zum Verständnis dieses zweiten Teils die Lektüre des ersten nicht zwingend notwendig erscheint. Auch sonst reproduziert der Autor in seinen Darstellungen mehr als ausreichend und zugleich leider sehr unkritisch die Rollenbilder zwischen den Geschlechtern und dazu noch von Formulierungen analog zu den alten Werbefilmchen jener Jahre limitiert auch manch andere Klischees. Dem Plot fehlt es hingegen an innerer Plausibilität, was dann zwischen den überdeutlich gezeichneten Protagonisten auch nur schwerlich Spannung aufbauen und entfalten lässt.
    Das hält die Neugier auf den dritten Band dieser Trilogie in Grenzen … U.K.
    (Andreas Götz: Die Nachtigall singt nicht mehr. Kriminalroman. FISCHER Scherz Verlag, Frankfurt a. M. 2021. 446 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-651-00075-9)
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    In Kopenhagen ist der zehnjährige Lukas verschwunden, der eigentlich viel zu helle ist, um mit "Fremden" mitzugehen. Die Spurenlage sehr verwirrend, passt für Kommissar Erik Schäfer hier einiges nicht zusammen. Eriks Freundin Heloise Kaldan würde ihm als Investigativ-Journalistin zwar gern helfen, hat aber gerade eine Recherche über traumatisierte Soldaten begonnen und ist zudem persönlich sehr mit sich beschäftigt …
    Mit Narbenherz legt die dänische Bestsellerautorin Anne Mette Hancock den zweiten Band in ihrer Thrillerreihe über Heloise Kaldan und Erik Schäfer vor.
    Die Beziehung zwischen Heloise Kaldan und Erik Schäfer erschließt sich auch ohne Kenntnis des ersten Bandes, die Handlung im zweiten ist in sich abgeschlossen. Ungewöhnlich für das Setting: wiewohl noch immer Interesse bei anderen Frauen weckend, lebt der ältere Erik seit Langem in einer intakten Ehe. Auch sonst ist die Binnenkommunikation in den Polizeibehörden vergleichsweise sehr freundlich und konstruktiv.
    Die Freundschaft zwischen Heloise Kaldan und Erik Schäfer wirkt in dieser Folge allerdings etwas behauptet, zu groß und auch konstruiert scheint da das "Messer im Kopf" bei Heloise, wenn sie Bedenken hat, Erik Hinweise zu seinem Fall geben zu wollen. Überhaupt spielt Heloise für die "Hauptgeschichte" dieses Romans nur eine kleine Rolle und hat meist nur mit sich selbst zu tun. (Womöglich bildet ja die Nebenhandlung zu ihr ein Scharnier für den nächsten Roman dieser Reihe.)
    Davon abgesehen hat die Autorin einen interessanten Plot um das Verschwinden von Lukas aufgebaut, den sie auch spannungsreich zu entfalten vermochte. Alles zusammen also sympathische und gediegene Krimi-Unterhaltung, die neugierig auf weitere Folgen dieser Reihe macht. U.K.
    (Anne Mette Hancock: Narbenherz. Thriller. Aus dem Dänischen von Friederike Buchinger. FISCHER Scherz Verlag, Frankfurt a. M. 2021. 368 Seiten. 15,00 Euro. ISBN: 978-3-651-00094-0)
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    Sein einstiger Schulfreund Alban Posselt hat Rupert von Schleewitz gebeten, mit ihm gemeinsam die Gemäldegalerie von Schloss Sanssouci zu besuchen. Dort angekommen, zieht Posselt plötzlich ein Messer aus einer Tasche und sticht auf das Caravaggio-Gemälde Der ungläubige Thomas ein. Schlimmer noch: Als das beschädigte Gemälde in einem Spezialinstitut restauriert werden soll, wird es auf dem Transport dorthin gestohlen. Auch um jeden Verdacht gegen sich abzuwehren, sieht von Schleewitz sich gezwungen, so bald wie möglich für eine Rückführung des Gemäldes zu sorgen …
    Bernhard Jaumann legt mit Caravaggios Schatten den zweiten Kriminalroman um und mit Kunstdetektiv Rupert von Schleewitz vor.
    Warum der Autor seine Hauptfigur im Kunstmilieu agieren lässt, wird schnell deutlich, wenn er ein Kunstwerk wie das hier bereits angesprochene Caravaggio-Gemälde derart engagiert und detailliert zu beschreiben vermag, dass vermutlich selbst Blinde eine gute Vorstellung davon bekämen. (Für die Nicht-Blinden hat der Verlag auf der Buchrückseite zudem noch eine kleine Kopie zur Überprüfung des Gelesenen abgedruckt.)
    Der relativ einfach gestrickte Plot hingegen, der sich aus Erlebnissen des Kunstdetektivs als Schüler in einem Internat und die Abwicklung des Artnappings bzw. der Wiederbeschaffung des Caravaggios speist, ruckelt in seiner Entfaltung und Zusammenführung kaum weniger als das nicht nachvollziehbare Nebeneinander des Kunstdetektei-Teams. Abgesehen vom häufig unempathisch auftretenden von Schleewitz zählen dazu noch Klara, die hier als Kunstexpertin fungiert, sowie Max, der als Mann für alles Mögliche Erkundigungen einzuziehen hat - wofür sich aber weder von Schleewitz noch Klara interessieren, was dann nicht von ungefähr die Auflösung des Falls unnötig in die Länge zieht.
    Aber immerhin sind neben den Bildbeschreibungen auch noch da und dort nett-absurde Dialoge u.a. zwischen Klara und ihrem Vater eingestreut, die einem die weitere Lektüre bis zur letzten Seite erleichtern. Aber die nach den Rezensionen zum ersten Band geweckten Erwartungen werden leider eher nicht erfüllt … U.K.
    (Bernhard Jaumann: Caravaggios Schatten. Kriminalroman. Galiani Berlin Verlag, Köln 2021. 303 Seiten. 15,00 Euro. ISBN: 978-3-86971-197-3)
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    Von einem Video in den sozialen Medien hypnotisiert und dadurch zu einem Mord angestiftet werden? Das hält der renommierte forensische Psychiater und Gerichtsgutachter Christoph Kerber für blanken Unsinn. Doch dann wird er durch einen ehemaligen Mitstudenten mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Damals unternahmen sie beide Experimente, in denen sie Hypnosanden zu Taten anzustiften versuchten, die nicht mit ihrem Willen im Wachzustand konform gingen. Einmal offenbar sogar derart erfolgreich, dass Christoph Kerber in der Gegenwart nun zum Opfer einer Erpressung wird …
    Mit Tief wirst du schlafen legt Christian Kraus bereits seinen dritten Psychothriller vor - und er ist als ärztlicher Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis vom Fach. Insofern gelingt ihm am Ende auch eine plausible Auflösung des "Falls", die allerdings literarisch oder auch nur genremäßig nicht wirklich überzeugt.
    Denn die im Klappentext wie in den ersten Kapiteln eingeführten Fragestellungen werden bis kurz vor Schluss hochgehalten, um dann aber (Achtung: Spoiler-Alarm!) notgedrungen auf ein Nebengeleis ausweichen zu müssen. Davor werden lediglich allerlei Klischees durchgespielt, was auch die Hauptfiguren weder plastisch noch interessant sein lässt.
    Sorry - aber insgesamt weckt das weder die Neugier auf die Vorgängerromane noch auf womöglich folgende Buchveröffentlichungen des Autors … U.K.
    (Christian Kraus: Tief wirst du schlafen. Psychothriller. Droemer Verlag, München 2021. 426 Seiten. 10,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30788-5)
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    Als Ehrendienstler der HJ während der Olympiade von 1936 wurde Fritze Thormann zufällig Zeuge eines Todesfalls, dessen Umstände mehr als fragwürdig waren - während die Polizei Fritze nicht glaubt, fahndet die Gestapo schon kurze Zeit später nach ihm. Zu seinem Glück hat der 15-jährige dank seiner früheren Pflegeeltern Charly und Gereon Rath noch einen gefälschten Pass, mit dem er unerkannt und um drei Jahre älter gemacht in Berlin-Mitte untertauchen kann …
    Mitte ist ein Sequel der Romanreihe um den im Berlin der 1930er ermittelnden Kriminalkommissar Gereon Rath von Volker Kutscher, das ähnlich wie das bereits 2017 vorgelegte Prequel Moabit als bibliophiles Kleinod in Leinenbindung und mit wunderbar kongenialen Illustrationen von Kat Menschik ausgestattet ist. Und diese Ausstattung ist es denn auch, die bei etwas mehr als 120 Seiten einen Preis von 20 Euro rechtfertigt.
    Die Klammer dieses schmalen Büchleins in Form einer Brieferzählung bilden ein Fahndungsaufruf von August 1936 sowie zwei Schreiben der Gestapo von Ende Dezember des gleichen Jahres. Dazwischen sind Briefe von Fritze Thormann alias Friedrich Hutzke, die er ab Oktober 1936 an die nach Breslau geflüchtete Freundin Hannah sowie an Charly Rath geschrieben hat.
    Die Aneinanderreihung dieser Briefe ergibt zwar eine in sich geschlossene Kriminalhandlung, die aber ohne die Kenntnis und Lektüre der vorherigen Gereon-Rath-Romane und hiervon insbesondere des letzten achten Bandes Olympia nicht wirklich für sich bestehen kann, auch wenn sie erneut den Zeitgeist samt ihren Widersprüchen in der Figur des Fritze überzeugend widerspiegelt.
    Aber für Fans dieser Romanreihe und Liebhaber des zeichnerischen Talents von Kat Menschik ist dieses Büchlein, wie schon gesagt, ein bibliophiles Kleinod, das sich auch wunderbar zum Verschenken eignet. U.K.
    (Volker Kutscher: Mitte. Roman. Illustriert von Kat Menschik. Galiani Berlin Verlag, Köln 2017. 124 Seiten. 20,00 Euro. ISBN: 978-3-86971-246-8)
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    In einem College in Cambridge wird eine Studentin brutal ermordet. Mariana Andros, die vor Jahren dort ebenfalls studiert und die Liebe ihres Lebens kennengelernt hatte, wird von ihrer Nichte um Hilfe gebeten, denn die Tote war eine Freundin von ihr. Mariana ist Trauma-Therapeutin in London, die sich insbesondere auf Gruppenbeziehungen spezialisiert hat, zugleich aber ist sie gerade selber sehr angeschlagen, da sie erst vor Kurzem ihren Mann bei einem Tauchunfall verloren hatte. Nichtsdestotrotz fährt Mariana umgehend nach Cambridge. Sie stellt Nachforschungen an, die sie alsbald zu Professor Fosca führen, der mit einigen ausgewählten Studentinnen eine Art Geheimbund begründet hat, der wiederum einen Kult der griechischen Mythologie wiederzubeleben sucht. Doch die Polizei glaubt nicht, dass Fosca der Täter ist, wiewohl das erste Opfer wie auch noch mittlerweile zwei weitere verschwundene Studentinnen seinem Geheimbund angehörten …
    Nach seinem Romandebüt und Bestsellererfolg Die stumme Patientin legt Alex Michaelides mit Die verschwundenen Studentinnen seinen zweiten Roman vor.
    Wie schon in seinem ersten spielt der Autor mit Versatzstücken aus der griechischen Mythologie, doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Der neue Roman wird zwar als "Thriller" vermarktet, gemahnt jedoch atmosphärisch eher an ein Detektivstück aus dem 19. Jahrhundert mit Sherlock Holmes - nur dass Marianas alles andere als deduktiv einleuchtenden Bemühungen um Auflösung der Morde weit brachialer bzw. (noch) zufälliger nach deus-ex-machina-Methode als bei Holmes vonstattengehen und deshalb, da genervtes Augenverdrehen dazu nicht zählt, von einem "Thrill" nirgends die Rede sein kann.
    Nachdem der erste Roman von Michaelides als Psychothriller völlig zurecht hochgelobt wurde, war und ist die Fallhöhe für diesen zweiten Roman umso größer - das lässt aber immerhin noch die Hoffnung, dass mit einem demnächst vorgelegten dritten Roman der Autor wieder an die Qualität seines ersten anknüpfen könnte. Was uns allen nur zu wünschen wäre! U.K.
    (Alex Michaelides: Die verschwundenen Studentinnen. Thriller. Aus dem Englischen von Kristina Lake-Zapp. Droemer Verlag, München 2021. 352 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-28215-1)
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    Die Ärztin Thea Lind zieht gemeinsam mit ihrem Mann David in das Schloss Bokelund in der schwedischen Provinz Schonen ein. Sie will künftig als Bezirksärztin arbeiten und David das Schloss zu einem Nobelrestaurant umbauen. Doch Thea merkt bald, dass alle im Umfeld des Schlosses, darunter auch die Eltern von David, eine tragische Geschichte aus der Vergangenheit meiden und zugleich von ihr besessen scheinen. Denn in der Walpurgisnacht 1986 wurde im Wald unweit des Schlosses ein 16-jähriges Mädchen getötet. Dabei schien es sich um eine Art Ritualmord zu handeln, für den schließlich der Stiefbruder des Mädchens verurteilt wird. Die Familie der Toten wie auch des Stiefbruders verschwanden kurze Zeit darauf spurlos …
    Mit Bluteiche legt Anders de la Motte den letzten seiner vier in Schonen spielenden, davon abgesehen aber in sich eigenständigen Kriminalromane vor.
    Wieder bildet die Vergangenheitsbeladene Atmosphäre einer kleinen Gemeinde in Schonen den Hintergrund für eine spannungsreiche Geschichte, die noch Jahrzehnte später Folgen zu zeitigen vermag. Doch diesmal ist es keine professionelle Ermittlerin, sondern eine Ärztin mit einer eigenen, nicht minder belasteten Vergangenheit, die sich immer tiefer in diese für sie ja eigentlich fremde Geschichte verstricken lässt. Zudem schien ihr Mann David damals als Kind eine nicht unwesentliche Rolle gespielt zu haben.
    Auch dieser Skandinavien-Krimi bietet wieder einmal nahezu durchgehend sehr gute Unterhaltung - und das ist weit mehr, als so manch anderer Krimi oder Thriller dieses Frühjahrs von sich behaupten kann! U.K.
    (Anders de la Motte: Bluteiche. Kriminalroman. Aus dem Schwedischen von Marie-Sophie Kasten. Droemer Verlag, München 2021. 431 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30743-4)
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    Im Februar 2017 hat sich Sidney Noyce erhängt. In seiner Zelle. Zwanzig Jahre vorher war er wegen eines brutalen Mordes in Bristol an zwei 11-Jährigen verurteilt worden. Bis zu seinem Tod hatter seine Unschuld beteuert. Nach dem Selbstmord von Noyce kehrt Cody Swift, der seinerzeit beste Freund der beiden Ermordeten, nunmehr als erwachsener Journalist nach Bristol zurück und will mithilfe eines True-Crime-Podcasts diejenigen zum Reden bringen, die allzu lang geschwiegen haben - denn er glaubte damals nicht und glaubt auch heute nicht, dass mit Noyce der Mörder seiner Freund verurteilt worden ist …
    Gilly Macmillan hat 2018 im englischen Original mit Sieben Wahrheiten ihren vierten Psychothriller vorgelegt, der wie Toter Himmel und Bad Friends erneut zur Extraklasse des Genres zählt! Im Wechsel von Gegenwart und Rückblicken in die Vergangenheit gelingt es der Autorin hier einmal mehr, sehr kunstvoll und subtil mehrere Böden in die bis zuletzt sehr spannungsreiche Handlung einzuziehen und dabei zugleich sehr anschaulich ein Milieu Bristols in der Nähe einer Hunderennbahn aus Kinder- und Erwachsenensicht vorzustellen. Und wie Gilly Macmillan den Plot von "Sieben Wahrheiten" entfaltet, erinnert einmal mehr an die besten Romane von Krimi-Queens wie Minette Walters und P.D. James. U.K.
    (Gilly MacMillan: Sieben Wahrheiten. Thriller. Aus dem Englischen von Maria Hochsieder. Knaur Verlag, München 2021. 413 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52304-9)
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    Die New Yorker Anwältin Lizzie Kitsakis hat mit Strafrecht eigentlich nichts mehr zu tun, denn sie musste wegen ihres alkoholkranken Ehemannes die Arbeit als Staatsanwältin zugunsten einer besser bezahlten Arbeit als Anwältin für Wirtschaftsrecht aufgeben. Dennoch meldet sich ihr einstiger Studienfreund Zach aus dem berüchtigten Rikers-Island-Gefängnis bei ihr, nachdem er verdächtigt wird, seine Frau Amanda ermordet zu haben. Lizzy glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen und fragt ihren Chef, ob sie Zach vertreten darf. Mit dem Einverständnis ihres Chefs dringt sie dann immer tiefer in die Geheimnisse eines elitären Brooklyner Wohnviertels ein und entdeckt zugleich einige Ungereimtheiten in der Beziehung von Zach und Amanda. Doch am meisten beunruhigt Lizzy, dass unverhofft ein neues Beweismittel auch auf ihren eigenen Ehemann als Täter hinweisen könnte …
    Kimberly McCreight legt mit Eine perfekte Ehe einen Thriller vor, der aus den wechselnden Perspektiven von Lizzie für die Gegenwart und den von Amanda geschilderten Ereignissen vor ihrem Tod eine immer stärker anziehende Spannung aufbaut. Bestechend auch die doppelbödigen Milieuschilderungen der Autorin, die ja vor ihrer Tätigkeit als Autorin ebenfalls als Anwältin in New York gearbeitet hatte. Einige Wendungen der Handlung sind zwar früher oder später vorhersehbar, aber mindestens eine kurz vor Schluss dürfte die meisten Leser dann doch überraschen. Insgesamt also eine durchaus unterhaltsame Lektüre. U.K.
    (Kimberly McCreight: Eine perfekte Ehe. Thriller. Aus dem Englischen von Kristina Lake-Zapp. Droemer Verlag, München 2021. 543 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-28262-5)
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    Als sich in den Netzen eines Hummerfischers eine Leiche verfängt, wird das nur deshalb wenig später ein Fall für DCI Karen Pirie, weil es sich bei dem Toten um einen Bruder eines schottischen Politikers handelt, der vor Jahren spurlos verschwunden ist und bereits von Pirie in Wiedervorlage als "Cold Case" behandelt wurde. Und parallel dazu muss sich Pirie mit einem in einem Skelett in einem Wohnmobil beschäftigen, das nur zufällig von der Schwester in der Garage ihrer kürzlich bei einem Unfall verstorbenen Schwester entdeckt wurde. Die beiden Fälle haben zwar im Detail nichts miteinander zu tun, aber die Untersuchungen dazu beeinflussen sich gegenseitig erheblich …
    Val McDermid legt nach Das Grab im Moor mit Ein Bild der Niedertracht den sechsten "Cold Case" für DCI Karen Pirie vor, der von ihr wie auch von ihren Kollegen Jason alias "Minzdrops" und der ihr neu zugeteilten Daisy Mortimer eine Menge an Improvisationstalent und Phantasie abverlangt - noch dazu unter den nach wie vor gehässig missgünstigen Augen ihrer Chefin Ann Markie, die allseits nur noch "Hundekuchen" genannt wird.
    Neben britischer bzw. schottischer Landespolitik wird hier insbesondere der Kunsthandel zum Thema und letztlich auch zu einem der bestimmenden Motive beider Morde.
    Insgesamt einmal mehr ein sehr überzeugender Krimi von Val McDermid, der hier sehr gerne weiterempfohlen wird! U.K.
    (Val McDermid: Ein Bild der Niedertracht. Ein Fall für Karen Pirie. Aus dem Englischen von Kirsten Reimes. Droemer Verlag, München 2021. 494 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-28268-7)
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    Erst stürzt sich in Würzburg ein als glücklicher Familienvater bekannter Mann von der Alten Mainbrücke, wenig später wird ein Pharmavertreter vergiftet und ein DJ auf einer Party am Mainufer erstochen. Oberkommissarin Victoria Stahl und ihr neuer Partner Daniel Freund aus Köln stehen unter einem hohen Aufklärungsdruck - insbesondere nachdem Daniels Freundin, die Journalistin Susanne Riehl, eine anonyme Mail erhalten hat, in der sich selbst ernannte Wächter Würzburgs zu den Morden bekennen …
    Kirsten Nähle, von Haus aus Journalistin und PR-Redakteurin, eröffnet mit ihrem Kriminalroman-Debüt Zwölf Sünden auch gleich eine eigene Krimi-Reihe.
    Angenehm fällt die durchweg eingängige Sprachregelung der Autorin auf, die sie bis zur letzten Seite durchzuhalten vermag. Ansonsten aber bietet dieser Krimi akzeptable Durchschnittsware mit Luft nach oben.
    Am sympathischsten kommt Daniel Freund rüber, der wie sein Name schon ankündigt, sehr freundlich ist und sich zugleich auf gehobene Kampfkünste versteht. Er trifft auf eine Oberkommissarin Victoria Stahl, die permanent mit dem falschen Fuß aufzustehen scheint und das allen möglichen, nur nicht selber anlastet. Der Vorgesetzte der beiden hingegen scheint wiederum von Personalführung gar keine Ahnung zu haben usw. - aber okay, zum Ende des Romans klärt sich das Betriebsklima und verändert sich spürbar zum Besseren. Der Plot dieses Krimis ist einigermaßen ambitioniert, denn die Serienmorde werden politisch und zugleich in Kenntnis von Heiligenlegenden begründet. Was die Entfaltung der Verbrechen angeht und wie die Polizei den Taten hinterherhinken muss, gelingt immerhin überzeugend - jedenfalls weit mehr als die lediglich nur holzschnitzartig behauptete Motivation der "Wächter".
    Und solange man nicht allzu tief gräbt, erlaubt das zusammen mit den Würzburg-Regionalia durchaus kurzweilige Unterhaltung. Bleibt also abzuwarten, ob der Nachfolgeband dieser neuen Krimi-Reihe noch ein wenig draufzusatteln vermag … U.K.
    (Kirsten Nähle: Zwölf Sünden. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2021. 368 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52588-3)
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    In der Familie Drumm hat die narzisstische Mutter ihre drei Söhne vom Tag ihrer Geburt an darauf abgerichtet, ihr mehr als genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Abgesehen vom früh verstorbenen Vater spielten und spielen alle in der Familie Spielchen, bei denen immer mindestens einer der Verlierer war - nie jedoch die Mutter. Diese im Laufe der Jahre immer gnadenloser werdenden Spiele münden schließlich in einer Beerdigung, bei der alle drei Brüder anwesend sind - einer davon jedoch tot im Sarg liegend …
    Von der mehrfach ausgezeichneten irischen Autorin Liz Nugent liegt nun mit Kleine Grausamkeiten ein Roman in deutscher Übersetzung vor, der von der New York Times als einer der sieben "empfehlenswertesten Thriller von 2020" gelistet war. Jetzt ausgestattet vom Steidl Verlag in gewohnt schöner Aufmachung und als "Kriminalroman" zweifelsfrei zugeordnet, war die Enttäuschung umso größer …
    Denn das, was der Roman bietet, ist nicht mehr und nicht weniger als das, was bereits in der Einleitung nachzulesen ist - die Schilderung einer toxischen Familienkonstellation, die bald sehr absehbar in nicht nur eine Katastrophe mündet. So kommen im ersten, mit über 300 Seiten umfangreichsten Teil nacheinander alle drei "Brüder" zu Wort und schildern aus ihrer Perspektive ihre jeweilige Lebensentwicklung - aber nicht etwa chronologisch, sondern jeweils in unterschiedlichen Zeitsprüngen, die ohne wirklichen Mehrwert zwischen den frühen 1970ern bis in die ersten 2000er Jahre hin und her springen. Dem schließt sich der dann ab Seite 331 weit kleinere zweite Teil unter der Überschrift "Fremde" an, der wiederum in wechselnden Perspektiven ab 2017 einsetzt und im April 2019 endet - und darin dann auch "endlich" den weit zuvor aufkommenden Verdacht bestätigt, wer von den drei Brüdern im Sarg liegt.
    Um nicht missverstanden zu werden: Das, was sich in der Familie an eigentlich vermeidbaren Elend abspielt, hat durchaus "atemraubende" Züge und spannungsgeladene Momente - aber auch als reine Familiengeschichte oder/und Psychodrama gelesen, schildert dieser Roman viel Vorhersehbares und weist damit verzichtbare Längen auf.
    Als Kriminalroman oder gar als Thriller hätte "Kleine Grausamkeiten" jedenfalls ganz anders angerichtet werden müssen, um zu überzeugen. U.K.
    (Liz Nugent: Kleine Grausamkeiten. Kriminalroman. Aus dem Englischen von Kathrin Razum. Steidl Verlag, Göttingen 2021. 400 Seiten. Euro. ISBN: 978-3-95829-974-0)
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    In der Geisterstadt High Lonesome wird mindestens 50 Jahre nach ihrem Tod eine mumifizierte Leiche entdeckt. Da das Land dem Bund gehört und im Fall der Leiche forensische Anthropologie weiterhelfen könnte, wurde FBI-Agentin Corrie Swanson mit dem Fall beauftragt. Aufgrund einiger Funde im Umfeld der Leiche bat Swanson wenig später auch die zu ihrer Freundin gewordene Archäologin Nora Kelly hinzu. Bei der der Untersuchung des Leichnams stellt sich dann heraus, dass der Mann eines entsetzlichen Todes gestorben sein musste. Und er trug ein überaus wertvolles Goldkreuz aus dem 16. Jahrhundert bei sich - doch weshalb wurde es dem Toten nicht abgenommen?
    Preston & Child setzen mit Old Bones - Das Gift der Mumie als zweitem Band ihre neue Thrillerreihe um die Archäologin Nora Kelly und die frischgebackene FBI-Agentin Corrie Swanson fort.
    Auch deren neuer gemeinsamer Kriminalfall ist sehr überzeugend und spannungsreich mit der US-amerikanischen Historie verknüpft worden. Diesmal mit einem dramatischen, weltweit bekannten Ereignis in der Mitte des vorigen Jahrhunderts - was Corrie und Nora wenig später auch mit dem Militär in unangenehme Berührung kommen lässt.
    Zusammen mit einem einen Teilaspekt auflösenden "Cameo"-Auftritt von Agent Pendergast als wohl zum Running-gag erhobenen Schluss ist dieser Roman noch runder als sein Vorgänger und bietet innerhalb seines Genres somit sehr gute Unterhaltung. U.K.
    (Douglas Preston & Lincoln Child: Old Bones - Das Gift der Mumie. Thriller. Aus dem amerikanischen Englisch von Michael Benthack. Knaur Verlag, München 2021. 415 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52420-6)
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    Vollkommen blutleere Leichen scheinen vom Himmel auf die Straßen von Savannah zu fallen, einer Stadt im Süden der USA. Prompt fragt die Yellow Press nach dem "Vampir von Savannah". Special Agent Pendergast und sein Partner Agent Coldmoon hingegen erkennen zusammen mit Pendergasts "Mündel" Constance Greene bald, dass die Vorfälle im Zusammenhang mit einer nie aufgeklärten Flugzeug-Entführung aus dem Jahr 1971 stehen. Doch keiner der drei ahnt, dass hinter den beiden Fällen etwas weit Unbegreiflicheres als ein Vampir steckt, das am Ende sie zu jagen beginnt …
    Mit Bloodless - Grab des Verderbens legt das Autorenduo Preston & Child den 20. Thriller um Special Agent Pendergast vor.
    Nach der Einführung von Agent Coldmoon als neuer Sidekick von Pendergast in Band 18 fiel das Spannungsniveau der Pendergast-Thrillerserie ziemlich ab (siehe dazu auch der Kurzhinweis zu Grave - Verse der Toten). Band 19 ausgelassen, ist die Lektüre von Band 20 nun doch wieder um Einiges spannungsgeladener und amüsanter - bis zu dem Finale mit einem völlig unplausibel ausgemalten Zeitreise-Abenteuer.
    Die einzig gute Nachricht scheint daher zu sein, auch wenn es nicht explizit ausgeführt wird, dass Pendergast nun ein hoffentlich friedliches Ende gefunden hat. Besser wäre es … U.K.
    (Douglas Preston & Lincoln Child: Bloodless - Grab des Verderbens. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Frauke Czwikla. Knaur Verlag, München 2021. 428 Seiten. 20,00 Euro. ISBN: 978-3-426-22768-8)
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    Leo Stanhope, ein Assistent der Londoner Gerichtsmedizin, muss 1880 bei einer Leiche aus der Themse seine Arbeit vornehmen, die offenkundig ein Mordopfer war. Schlimmer noch, es ist Maria, die, wiewohl Prostituierte, Leos große Liebe war - und genau deshalb fällt schon bald der Verdacht auf ihn. Leo bleibt nichts anderes übrig, als nun selbst den wahren Mörder zu entlarven. Doch dabei droht auch ein lange gehütetes Geheimnis von ihm ans Licht zu kommen - und das wäre in jenen Zeiten womöglich sogar noch schlimmer für ihn als der Verlust der Freiheit …
    Von Alex Reeve liegt mit Das Haus in der Half Moon Street der erste Kriminalromanband einer Trilogie von ihm in deutscher Übersetzung vor.
    Allein die Aufklärung des Mordes an Maria bedarf einiger Findigkeit und noch mehr Geduld, denn Leo ist alles andere als ein erfahrener Ermittler - doch die Spannung zieht mit jeder gelesenen Seite an, nicht zuletzt auch, weil seinerzeit die sozialen Missstände in London eklatant waren und das von der Autorin sehr kenntnisreich beschrieben wird. Und im Gegensatz zu den bislang bekannten Romanen historischer Krimi-Reihen sorgt hier gerade das Geheimnis um die Person von Leo für eine sehr eigene Perspektive auf seine Morduntersuchungen - und das wiederum für einen besonders mitreißenden Thrill.
    Insgesamt also ein so überzeugendes wie überraschendes Stück Kriminalliteratur, das einen schon voller Vorfreude auf den im Mai 2022 erscheinenden zweiten Roman dieser Trilogie warten lässt. U.K.
    (Alex Reeve: Das Haus in der Half Moon Street. Kriminalroman. Aus dem Englischen von Christine Gaspard. Knaur Verlag, München 2021. 410 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52639-2)
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    Aufwachen in einem vollkommen dunklen, stillen Raum und nicht zu wissen, wo man ist. Eine Frau gerät immer mehr in Panik, die auch noch durch das Fehlen jedweder Geräusche gesteigert wird. Erst als sie winzige Unterschiede in der Finsternis ausmachen kann, beginnt die Frau sich in kleinen Schritten vom Bett wegzubewegen, um wenigstens die Ausmaße des Raume zu erkunden. Das birgt einige Gefahren ...
    Und überhaupt: Wer hat sie hierhergebracht? Ist sie eine Gefangene? Und warum?
    S.K. Tremayne hat mit Augen ohne Licht einen Kurz-Thriller vorgelegt, der bis zur letzten Seite fesselt und mit einer überraschend zeitgemäßen Volte seine Auflösung findet.
    Unterhaltung vom Feinsten, die ihren Preis allemal wert ist! U.K.
    (S.K. Tremayne: Augen ohne Licht. Kurz-Thriller. Aus dem Englischen von Susanne Wallbaum. Knaur Verlag, München 2021. 94 Seiten. 8,00 Euro. ISBN: 978-3-426-52766-5)
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    Cassie Raven muss sich mit ihrem Gothic-Look samt Piercings und Tattoos immer wieder schräge Blicke gefallen lassen. Und wenn sie als Assistentin der Rechtsmedizin meint, mit den Toten sprechen zu müssen, damit sie etwas von ihnen zu hören bekommt, setzt das dem Ganzen noch den I-Punkt auf. Umso schlimmer für Cassie, als Mrs Edwards bei ihr auf dem Tisch landet. Ohne Mrs Edwards Förderung hätte es Cassie nie geschafft, gerade noch rechtzeitig von den harten Drogen Abstand zu gewinnen und das Abitur in Angriff zu nehmen. Und nachdem Cassie den Leichensack fürs Erste wieder zugemacht hat, ist ihr schon bald klar, dass Mrs Edwards ermordet worden sein muss. Doch wie soll Cassie die unterkühlte Polizistin Phyllida Flyte dazu bringen, eine genauere und deshalb kostspielige forensische Obduktion zu beantragen?
    Mit Tote schweigen nie hat A. K. Turner den ersten von zwei Bänden mit und um Cassie Raven vorgelegt.
    Interessant daran ist das Setting. Nachdem ihr im 5. Lebensjahr mitgeteilt wurde, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, ist Cassie Raven bei der Großmutter aufgewachsen. Ab 17 lebte sie in der Hausbesetzerszene, wo sie dann auf Mrs Edwards traf. Inzwischen 25 Jahre alt, hatte sie bereits einige Beziehungen mit Frauen und Männern, pflegt aber nach wie vor den Kontakt zu ihrer polnisch-stämmigen Großmutter und kommt eigentlich auch mit den meisten anderen gut aus - sofern sie ihr nicht allzu dumm kommen. Aber selbst eine DS Phyllida Flyte beginnt allmählich aufzutauen …
    Dass, was sich als "Fall" um Mrs Edwards sowie noch um eine aus der Gerichtsmedizin entwendete Leiche aufbaut, ist allerdings nur mäßig spannend, sehr schnell vorhersehbar und somit alles andere als einem Thriller gemäß. Allein, dass die Großmutter von Cassie auf den letzten 30 Seiten noch mit einem dann doch überraschenden Cliffhanger aufwartet, macht dann vielleicht noch manche neugierig darauf, wie es im zweiten Band weitergehen mag. U.K.
    (A. K. Turner: Toten schweigen nie. Thriller. Aus dem Englischen von Marie-Luise Bezzenberger. Droemer Verlag, München 2022. 396 Seiten. 16,00 Euro. ISBN: 978-3-426-28248-9)
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    Nina Buck steckt in einem Dilemma: So soll und will sie sich auf ihr Praktikum bei der Polizei konzentrieren, das ihre Nase insbesondere bei der Suche nach einem todbringenden S-Bahn-Schubser fordert, dem wiederum zuvor ein Taschendieb mit einem Hang für Mandarinen vermutlich die Brieftasche geklaut hat. Und zugleich fordert ihr Mentor und suspendierter Kommissar Koller sie täglich zum Nasen-Schnüffel-Training auf, um damit wiederum dem ungelösten Fall eines unter Schattenmann gekennzeichneten Serientäters auf die Spur zu kommen, dem er auch seine Beinprothese verdankt. Und dann erwischt Nina ihren Freund Ricky auch noch mit einer anderen Frau und einem Mops auf dem Arm in einem U-Bahnhof, obwohl er da doch angeblich da immer Platzangst kriegt …
    Nach ihrem Debüt mit Die Schnüfflerin wartet Anne von Vaszary nun mit Schattenhand als zweitem Roman um Nina Buck auf.
    Erneut setzt sie dabei weniger auf brutalen Thrill als auf Situationskomik und glaubhafte Charaktere im heutigen Berliner Milieu. Und das kann bei aller Komik auch durchaus spannend sein - denn tatsächlich stehen diesmal die Ermittlungsarbeiten noch mehr im Vordergrund als die Heldin Nina Buck selbst. Und damit etabliert die Autorin erfolgreich auch für schwache Nerven einen echten Lesespaß! U.K.
    (Anne von Vaszary: Schattenhand - Ein neuer Fall für Nina Buck. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2021. 316 Seiten. 10,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52655-2)
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    LKA-Ermittler Nick Beck hat sich nach einem ihn nachhaltig belastenden Einsatz in das Kaff eines Hamburger Randbezirks versetzen lassen. Allabendlich nach Dienstschluss als nunmehr uniformierter Beamter betrinkt er sich und muss sich dann tagsüber mit Tabletten auf den Beinen halten. Eines Nachts nimmt er in hohem Tempo mit seinem Mercedes-Oldtimer eine Landstraße als Abkürzung - und überfährt eine junge Frau. Panisch lässt er die Leiche fürs Erste verschwinden. Als er, wieder etwas nüchterner geworden, die Schäden an seinem Auto untersucht, wird ihm jedoch klar, dass die Frau schon tot auf der Straße gelegen haben muss. Also sichert er an der Leiche Spuren und legt sie dann so in einem Wald ab, dass sie gefunden wird.
    Jetzt tritt Cleo Torner vom LKA Hamburg auf den Plan, die als Schwangere zwar in die Vermisstenabteilung versetzt wurde, es aber angesichts des notorischen Personalmangels dennoch schafft, an den Untersuchungen um die junge Frau mitwirken zu können. Und trotz aller Widrigkeiten werden es am Ende vor allem Cleo und Nick sein, die diesen Mordfall aufklären …
    Unter dem Pseudonym Tom Voss legt laut Verlagsangaben ein deutscher "Bestsellerautor" (u.a. unter dem Pseudonym Pierre Lagrange) mit Hundstage für Beck den ersten Band einer neuen Kriminalroman-Reihe vor.
    Im Vordergrund steht in diesem Band allerdings weniger der Fall als die Vorstellung seiner beiden Hauptfiguren Nick Beck und Cleo Torner - insbesondere die des auch im Buchtitel hervorgehobenen Beck. Ältere Jahrgänge könnten sich alsbald ein wenig an Horst Schimanski erinnert fühlen. Weniger wegen solch zugeschriebener Äußerlichkeiten wie eine bestimmte Jacke oder der inflationäre Gebrauch des Wortes "Scheiße" (bei Nick sein schwarzer Mercedes-Oldie und eine Fender-Gitarre) als vielmehr wegen seiner gefühlsbetont anarchischen Herangehensweise. Und wo Nick die Logik (und Dienstvorschriften sowieso) außer Kraft zu setzen sucht, setzt er stattdessen seine u.a. bei der SEK erlernten Kampftechniken ein. Cleo Torner könnte dagegen schon als Ausbund an Rationalität durchgehen, würde sie als Schwangere nicht derart vehement auf die Mitwirkung an gefährlichen Außeneinsätzen bestehen. (Da erzeugte seinerzeit ein Thanner als Gegenüber von Schimanski weit überzeugendere und zündendere Reibungsflächen!) Aber gut, wenn beide aufeinandertreffen, werfen sie sich zuweilen auch durchaus schlagfertig die Bälle zu.
    Die Klärung des Falles benötigte hingegen nicht allzu großer Finessen und Kombinationsanstrengungen. Immerhin ergaben Nicks alkoholbedingte Fehlleistungen eine genügend große Fallhöhe, um neugierig zu bleiben, wie er sich da wieder hinaus laviert. Und gesetzt auf ein Alter von Anfang, Mitte dreißig kann sich so eine Figur dank der flotten Schreibe des Autors ja noch entwickeln - das gilt auch für Cleo, die laut Leseprobe vom für Dezember 2021 angekündigten zweiten Band auch als inzwischen sichtbar Hochschwangere noch aktiv zu ermitteln scheint. Mal sehen, ob der zweite Band dann auch in seiner Komplexität etwas ambitionierter angelegt ist … U.K.
    (Tom Voss: Hundstage für Beck. Kriminalroman. Fischer Tb Verlag, Frankfurt a. M. 2021. 378 Seiten. 10,99 Euro. ISBN: 978-3-596-00065-4)
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    SF / Fantasy / Mystery

    Die Reiche auf dem Kontinent Teldwen sind von tiefgreifenden Veränderungen betroffen. So werden es in einem Reich immer mehr Gesegnete des sechsten Kennings, die dank ihrer Verbindung mit den Tieren damit beginnen, die Gesellschaft von der Willkür ihres Herrschers zu befreien und eine Republik zu etablieren. Ganz ähnlich geht auch Olet vor, die das Erbe gewaltätiger Feuerlords abschütteln und hoch im Norden am Strand des Grabwaldes eine bewusst vielfältig gehaltene Gemeinschaft bilden will. Auf diese Gemeinschaft trifft Koesha mit ihrem Erkundungsschiff aus dem bislang in Teldwen völlig unbekannten Reich Joabeira. Gemeinsam stoßen sie alsbald auf wichtige Hinweise, wie womöglich eine erneute todbringende Invasion der Knochengiganten verhindert werden kann …
    Nach Das Spiel des Barden - Fintans Sage (Band 1) liegt mit Der Ruf des Kriegers nun auch der zweite Band dieser Sage von Kevin Hearne in deutscher Übersetzung vor.
    Einmal mehr bilden der Barde Fintan mit seinem Kenning eines absoluten Gedächtnisses sowie Dervan du Alöbar, der Fintans Geschichten als bryntischer Historiker niederzuschreiben hat, den Rahmen für Erzählungen von zehn sehr unterschiedlichen Helden und Heldinnen der jüngeren Vergangenheit Teldwens. Allesamt sehr überzeugend gezeichnet, versteht der Barde es, mit ihnen private Beziehungsebenen genauso treffend darzustellen wie die mehr oder sehr viel weniger ehrenwerten Strategien der Reichsherrscher (nicht nur) im Kampf gegen die Knochenriesen. Spannend sowieso, weiß Hearne einmal mehr mit Situationskomik und Ironie auch diesen Romanband voranzutreiben.
    Nur leider, leider ist laut Wikipedia erst im August 2022 mit dem dritten Teil der Originalfassung zu rechnen - und dann bleibt noch abzuwarten, wann die deutsche Übersetzung davon vorliegt … U.K.
    (Kevin Hearne: Der Ruf des Kriegers - Fintans Sage (Band 2). Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Urban Hofstetter. Knaur Verlag, München 2021. 672 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52479-4)
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    Goïmron arbeitet als Gemmenschnitzer in der Stadt Malleniaswacht, sucht nebenbei aber auf den Märkten immer wieder nach Dingen, die ihm Hinweise auf die stolze Geschichte der Zwerge im Geborgenen Land geben. So entdeckt er schließlich ein offenbar erst kürzlich von eigener Hand fertiggestelltes Buch, dessen Zwergischer Schreibstil eindeutig auf den heldenhaften Tungdil Goldhand als Autor verweisen - doch der gilt seit Hunderten von Zyklen verschollen und müsste längst verstorben sein. Diesem Rätsel will Zwerg Goïmron unbedingt nachgehen - und gerät deshalb mitten hinein in uralte Intrigen und brutale Machtkämpfe, in denen alle Lebewesen des Geborgenen Landes verstrickt zu sein scheinen …
    Markus Heitz hat mit dem auf zwei Bände aufgeteilten Roman Die Rückkehr der Zwerge den 6. Teil seiner Fantasy-Saga "Die Zwerge" vorgelegt.
    Für den Rezensenten war es eine Erstbegegnung mit dieser Saga - und vorweg kann schon einmal festgestellt werden: Die Lektüre der fünf vorangegangenen Teile ist zum Verständnis dieses 6. Teils nicht zwingend nötig, aber gewiss auch nicht von Nachteil.
    Der Plot, der auf einen großen Entscheidungskampf hinausläuft, trägt sehr gut und entfaltet sich über ein höchst diverses Personal u.a. von Menschen, Albae (als dunkles Gegenüber von Elfen), Drachen und, last, but not least, Zwergen, die sich mit ihren ebenso vielfältigen Möglich- und Fähigkeiten unterstützen oder das Leben gegenseitig schwermachen können.
    Dieser insgesamt gut 900 Seiten starke Roman bietet somit in sich stimmige, runde Fantasy, die durchaus auch mit Witz bis zur letzten Seite überzeugt und unterhält! U.K.
    (Markus Heitz: Die Rückkehr der Zwerge. Band 1. Roman. Knaur Verlag, München 2021. 479 Seiten. 15,00 Euro. ISBN: 978-3-426-22755-8)
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    (Markus Heitz: Die Rückkehr der Zwerge. Band 2. Roman. Knaur Verlag, München 2021. 432 Seiten. 15,00 Euro. ISBN: 978-3-426-22756-5)
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    Ein Drache belagert alle paar Monate auf unbestimmte Zeit die Zwergenfestung in Ydras Horn, bis ihm eine von Geisterschatten gezeichnete junge Frau geopfert wird - oder sie sich freiwillig selbst opfert. Ohne dieses Opfer drohen Zerstörung und Vernichtung aller Lebensgrundlagen. Doch als Nireka an Geisterschatten erkrankt, vermag sie sich mit einem Drachen namens Aylen zu verbünden, der geschworen hat, keine Menschen zu fressen. Und das wiederum bringt Nireka eine Vergangenheit nahe, in der Drachen noch ganz anders als jetzt waren …
    Jenny-Mai Nuyen hat mit Das Zeitalter der Drachen einen Fantasy-Roman vorgelegt, der wie ein Coming-of-Age-Roman beginnt, um dann vor allem in Rückblenden die Entstehungsgeschichte von Drachen am Lebensweg von Aylen in Verbindung mit Zauberern und Hexen nachzuzeichnen und damit zugleich auch die Vor- und Nachteile von Unsterblichkeit zu thematisieren. In der Gegenwart hingegen beherrschen die Drachen voller Rücksichtslosigkeit die Welt, und Aylen und Nireka suchen gemeinsam nach einem Weg für eine friedliche Koexistenz von Drachen sowie Elfen, Menschen und Zwergen.
    Neben einigen Längen dürfte dieser Roman trotz des zuletzt angesprochenen Gegenwartsstranges kaum die Erwartung an einen der üblichen Fantasy-Romane erfüllen. Elfen, Menschen und Zwerge werden nur sehr flach gleich Platzhaltern eingeführt und insofern ist auch Nirekas Herkunft Elfen-Zwergin oder Zwergen-Elfin kaum mehr als ein Namensschild.
    Aber: Wer sich auf die weiter oben angesprochenen Fragen nach Drachen und Unsterblichkeit einlassen mag, wird zu fantasievollen wie auch spannungsgeladenen Gedankenspielen eingeladen - und das durchaus auf sehr unterhaltsame Weise. U.K.
    (Jenny-Mai Nuyen: Das Zeitalter der Drachen. Roman. FISCHER Tor Verlag, Frankfurt a.M. 2021. 414 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-596-70632-7)
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    Nach einem Jahr zufällig mal wieder in Melengar, erleben Hadrian Blackwater und insbesondere Royce Melborn eine böse Überraschung: Gwen Delancy, die Royce ein Jahr zuvor so uneigennützig wie liebevoll bis zur völligen Genesung gepflegt hat, will die beiden nicht sehen! Denn Gwen weiß ganz genau, sobald Royce erfährt, was ihr von einem Angehörigen des hiesigen Adels angetan wurde, würde er alle Vorsicht fahren lassen, um Rache für sie zu nehmen. Womit sie völlig richtig liegt …
    Michael J. Sullivan setzt seine neue Serie Riyria-Chroniken nach Im Schatten des Kronturms mit Das Geheimnis der dornigen Rose fort. (Die Riyria-Chroniken bilden zugleich ein Prequel der nach 6 Bänden abgeschlossenen Riyria-Reihe - siehe dazu auch die Besprechung zu deren ersten Band Der Thron von Melengar).
    Neben den beiden bereits genannten Helden und der von ihr verehrten Gwen, werden hier auch weitere Personen z.T. noch als Kinder eingeführt, die dann in der bereits erschienenen und abgeschlossenen Riyria-Reihe als Erwachsene mitwirken. Darunter u.a. die Prinzen und die Prinzessin des königlichen Hofes sowie der hier beim Kennenlernen arg heruntergekommene Vicomte Albert Winslow, der Hadrian und Royce alsbald als Vermittler von Aufträgen und Anreger ihres Pseudonyms "Riyria" dienen sollte.
    Wer sich auf den Band davor eingelassen hat, wird feststellen, dass nun auch diese Serie dank der gerade angesprochenen Erweiterung des Personenkreises an Fahrt aufnimmt und ein Ansteigen der Spannungskurve aufweist (allerdings samt einem von Royce verursachten, ziemlich blutrünstigem Gemetzel) - der Humor in den Dialogen zwischen Hadrian Blackwater und Royce Melborn ist da entsprechend schwarz und trocken.
    Diesem zweiten Band der neuen Serie sollte jedenfalls unbedingt die Lektüre des ersten Bandes vorangehen oder/und die Anmerkungen dazu siehe Kurzhinweis dazu unter Im Schatten des Kronturms nachgelesen werden.
    Die Übersetzung des dritten Bandes wird noch dieses Jahr erscheinen und laut Wikipedia liegt im Original auch bereits ein vierter Band vor. U.K.
    (Michael J. Sullivan: Das Geheimnis der dornigen Rose - Riyria-Chroniken 2. SF-Roman. Aus dem Englischen von Wolfram Ströle. Klett Cotta Verlag, Stuttgart 2021. 429 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-608-98214-5)
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    Kinder- & Jugendliteratur (Bilderbücher)

    Ein kleiner Junge kümmert sich um seine Traurigkeit und gibt ihr einen Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen kann. Dort darf sie so sein, wie sie mag, ganz egal, ob sie riesengroß oder winzig klein, sehr laut oder ganz leise ist. Und wann immer dem Jungen danach ist, besucht er seine Traurigkeit, um mit ihr zu weinen oder miteinander zu reden oder ganz einfach nur still nebeneinander zu sitzen - genau so, wie das auch gute Freunde mit einander halten …
    Anne Booth und David Litchfield haben mit Ein Ort für meine Traurigkeit ein sehr wichtiges Bilderbuch für Kinder ab 5 Jahren zu einem meist für diese Altersgruppe nur am Rande stehenden oder schnell "überwundenen" Thema vorgelegt. Die Bilder von David Litchfield verstärken kongenial den Text von Anne Booth, der wiederum von der erfahrenen Familientrauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper aus dem Englischen ins Deutsche übertragen wurde.
    Ob zu Hause oder in Kindergarten und Schule oder auch im Laufe einer entsprechenden Therapie - dieses Bilderbuch ist ein Augenschmaus und bietet in eingängigen Sätzen so Tröstliches wie Überraschendes, wenn es darum geht, in welch vielfältigen Formen man der Trauer begegnen kann und sie auf diese Weise nicht übermächtig werden zu lassen.
    Wie gesagt, ein wichtiges Bilderbuch, dem man viele Leser und Zuhörer wünscht und das auch die eine oder andere Auszeichnung verdienen würde! U.K.
    (Anne Booth: Ein Ort für meine Traurigkeit. Bilderbuch. Aus dem Englischen von Mechthild Schroeter-Rupieper. Illustriert von David Litchfield. Gabriel Verlag, Stuttgart 2021. 32 Seiten. 15,00 Euro. Ab 5 Jahre. ISBN: 978-3-522-30597-6)
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    Mika hat vor fast allem Angst: Zum Beispiel vor braunen Bananen, knusprigen Keksen, Würmern, die Schuhe fressen, vor Eichhörnchen, die Nüsse werfen und vor Reißverschlüssen, die nicht aufgehen könnten. Am allermeisten fürchtet er allerdings den Wind …
    Seine Freundin Emily hingegen ist das mutigste Mädchen der Welt und fürchtet sich vor gar nichts. Und weil Mika Emily sehr gern hat, will er sie beschützen - und so muss er auch mit ihr zusammen hinausgehen, als ein äußerst starker Wind weht. Denn Emily liebt solche Winde. Und schon fährt Mika ein Wind unter den Mantel und treibt ihn hoch hinaus in die Luft - und dann von einem Abenteuer zum nächsten …
    In Mika und das mutigste Mädchen der Welt erzählt Pamela Butchart auf sehr amüsante, um nicht zu sagen, britisch- schwarzhumorige Weise von einem ängstlichen Kind, das seine Angst im Rahmen einer Art Konfrontationstherapie überwinden kann. Zur Nachahmung keinesfalls empfohlen, zielen die Übertreibungen in diesem von Kate Hinley auch sehr witzig illustrierten Bilderbuch vor allem auf das Lustige, wenn man mal Ängste von außen bei jemand anders betrachtet - noch dazu, wenn das so viele und seltsame Ängste sind, die vermutlich so kein Kind hat, wie z.B. eine Angst vor knusprigen Keksen.
    Infrage kommendes Vorlesepersonal sollte sich also das Bilderbuch genau anschauen, bevor es zum Einsatz kommt! Wenn's dann aber passt, gibt es für das Vorlesepublikum gewiss eine Menge zu lachen! U.K.
    (Pamela Butchart: Mika und das mutigste Mädchen der Welt. Bilderbuch. Illustrationen: Kate Hindley. Aus dem Englischen von Michael Petrowitz. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2021. 32 Seiten. 12,99 Euro. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-473-46133-2)
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    Eine Schneeflocke wurde geboren - hoch oben am Himmel in einer Winternacht. Zwischen den Wolken gefiel es ihr gut und sie wollte nicht nach unten sinken. Doch eine Wolke tröstete sie: "Du wirst dich schon zurechtfinden" und wünschte ihr "Viel Glück!". Während die Schneeflocke nach unten sinkt, ist Noëlle mit ihrem Opi auf dem Nachhauseweg. In einem Schaufenster sieht sie einen großen Weihnachtsbaum, der in allen Farben geschmückt ist und auf seiner Spitze einen Stern trägt. Genauso einen wünscht sich Noëlle auch - aber Opi sagt: "Vielleicht im nächsten Jahr"
    Der britische Autor und Illustrator Benji Davies hat zu Kleine Schneeflocke einen anrührenden Text verfasst und ihn mit bezaubernden Bildern ausgestattet.
    So schmückt Noëlle zu Hause einen gefundenen Tannenzweig und stellt ihn vor das Fenster. Und als die Schneeflocke nach ihrer langen Reise auf der Spitze des Tannenzweigs Platz gefunden hat und in der Morgensonne wie ein Stern aufleuchtet, wird das auch für Noëlle zu einem magisch-weihnachtlichen Moment, mit dem das Bilderbuch endet. U.K.
    (Benji Davies: Kleine Schneeflocke. Bilderbuch. Aus dem Englischen von Ebi Naumann. Aladin im Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart 2021. 32 Seiten. 15,00 Euro. Ab 4 Jahre. ISBN: 978-3-8489-0196-8)
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    Die Katze will gerne kochen lernen, denn sie kann nur Spiegelei. Also sucht sie in der Bücherei nach einem Katzenkochbuch - aber das ist gar nicht so einfach. Zum Glück kann ihr zum Schluss der dort angestellte Frosch einen guten Rat geben - und dafür wird er dann auch zum Essen eingeladen …
    Von der Autorin Julia Donaldson und dem Illustrator Axel Scheffler, die zusammen u.a. auch den Grüffelo erschaffen haben, gibt es nun Die Katze lernt jetzt kochen als Pappbilderbuch. Jede Doppelseite erzählt in vier sich reimenden Zeilen von den Fortschritten bei der Suche nach einem Katzenkochbuch, wobei zudem jede zweite Seite auch noch ein Detail zum Aufklappen enthält.
    Eine Kuck- und Lesevergnügen für die Kleinsten ab 2 Jahren … U.K.
    (Julia Donaldson: Die Katze lernt jetzt kochen. Pappbilderbuch. Illustrationen: Axel Scheffler. Aus dem Englischen von Anu Stohner. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2021. 12 Seiten. 9,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-407-75500-1)
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    Koko und Baba erinnern an Koala-Bären, und Koko ist offenbar das Kind von Baba (Papa?). Koko findet es nirgends schöner als bei bzw. genauer gesagt auf Baba. Babas Fell ist kuschelig, warm und wunderbar gemütlich. Von Babas Rücken, Schultern oder Kopf aus hat Koko einen guten Überblick und kann auf diese Weise sogar baden, ohne allzu nass zu werden. Nur, wohin es ging, bestimmte bislang stets Baba. Koko kann ja auch noch gar nicht so gut reden. Aber als Koko eines Tages einen bunten Schmetterling sieht, möchte er ihm nach und ruft "Da!". Aber Baba hört das nicht und geht weiter in die andere Richtung. Da bleibt Koko nichts anderes übrig, als von Babas Rücken zu steigen und die ersten eigenen Schritte zu wagen …
    Marianne Dubuc (bereits zwei Mal nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis!) hat für das Bilderbuch Bei Baba den Text (übersetzt von Julia Süßbrich) und die Bilder erstellt. Es richtet sich mit seinen liebeswerten Tiergestalten und einem feinen Humor, wenn z.B. Koko auf Babas Kopf Eis verkleckert, an die Allerkleinsten im Alter von ein bis zwei Jahren.
    Aus der bereits beschriebenen Handlung wird deutlich, dass es hierin um das Schöne am Zusammensein von Koko und Baba wie auch um ein erstes selbstständiges Handeln von Koko geht. Und als Koko im letzten Bild wieder auf Babas Rücken schläft, zwinkert Baba nicht von ungefähr die Betrachter an.
    Ausgestattet im Kleinformat mit dicken Pappsseiten, werden Vorlesende wie damit bedachte Kinder gewiss großen Spaß an diesem Bilderbuch haben! U.K.
    (Marianne Dubuc: Bei Baba. Bilderbuch. Aus dem Französischem von Julia Süßbrich. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim - Basel 2021. 24 Seiten. 9,00 Euro. Ab 1 Jahre. ISBN: 978-3-407-75615-2)
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    Wenn das Baby dann endlich da ist, gibt es einen Ort, der für lange Zeit mehrmals täglich (und zuweilen auch nächtens) frequentiert wird - den Wickeltisch!
    Das Wechseln von Windeln und Pflegen der Baby-Haut kann (und sollte) mit liebevoller Interaktion verbunden sein. Babys reagieren auf Blicke, Geräusche und natürlich auch auf Berührungen. Und wenn nun das Wickelpersonal in Gestalt der Eltern oder deren Vertretung tut, was zu tun ist, können Reime zum Beispiel ein Streicheln, Bekrabbeln oder Kitzeln einleiten, das alsbald auch schon von den Säuglingen mit einem Lächeln oder Lachen belohnt wird.
    Wohl jenen, die dabei eigene Kreativität entfalten können - aber selbst sie können in dem von Dagmar Henze wundervoll illustrierten und sehr praktischen Aufstellbuch Wi-Wa-Wickeltisch - Kuschel-, Kitzel-, Krabbelverse für die Kleinsten noch Anregungen für neue Reime und das Kind ablenkende Rituale entdecken.
    Angeordnet sind die Reime in die sieben Abschnitte "Guten Morgen, Sonnenschein!", "Verse für besondere Anlässe", "Kleine Trösterchen", "Kribbel-Krabbel-Kicherspaß für zwischendurch", "Verse zum Fühlen und Spüren", "Kleine feine Reime" und "Träum süß …". Das Aufstellbuch kann gut sichtbar, ohne zu stören, platziert und ggf. auch mit einer Hand umgeblättert werden. Die kleinen anregenden Texte sind eine Auswahl aus vier Bänden, die bereits in den Jahren 2013 bis 2017 alle mit den Illustrationen von Dagmar erschienen sind.
    In der neuen Aufmachung als Aufsteller mit Spiralbindung schlicht genial, bilden sie eine echte Bereicherung für jeden Wickeltisch!! U.K.
    (Dagmar Henze (Illustrationen): Wi-Wa-Wickeltisch - Kuschel-, Kitzel-, Krabbelverse für die Kleinsten. Ellermann im Dressler Verlag, Hamburg 2021. 96 Seiten. 10,00 Euro. Ab 0 Jahren. EAN: 4260688740209)
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    Püüüp ist ein Geräusch. Es weiß allerdings noch nicht, zu wem es gehört. Was macht nur Püüüp in der Welt? Der Wassertropfen ist es nicht, der macht Plopp. Andere Dinge machen Brumm oder Raschel oder verstehen sich gar nicht als Geräusche, sondern als Töne. Erst ganz am Schluss, da weiß Püüüp endlich, was Püüüp "geräuschelt" …
    Der bekannte Komiker und Schauspieler Bernhard Hoëcker und seine Ehefrau Eva von Mühlenfels haben mit Was macht Püüüp? eine sehr eingängig erzählte Bilderbuchgeschichte vorgelegt, die Kindern die Welt der Geräusche näherbringt. Nikolai Renger hat sie bei diesem Vorhaben mit seinen bezaubernden Illustrationen unterstützt, die so anschaulich wie witzig eine ganze Menge unterschiedlicher Geräusche vorstellen.
    Abgesehen von den unterschiedlich zuordbaren Geräuschen ist diese Geschichte auch eine vom sich selber finden, die Mut macht, nie die Suche nach dem richtigen Platz oder Ort für sich aufzugeben, sondern Geduld zu haben.
    Bernhard Hoëcker und Eva von Mühlenfels ist somit ein Bilderbuch-Debüt gelungen, das kombiniert, was Kinder lieben - Geräusche und Lustiges! - und dazu auch noch emotionale Stärkung verabreicht. Gerne mehr davon! U.K.
    (Bernhard Hoëcker, Eva von Mühlenfels: Was macht Püüüp?. Bilderbuch. Illustrationen: Nikolai Renger. Esslinger Verlag, Stuttgart 2021. 28 Seiten. 14,00 Euro. Ab 4 Jahre. ISBN: 978-3-480-23669-5)
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    Der Fuchs, die Maus und der Rabe haben nichts zu beißen. Es ist Winter und der Winter rückt freiwillig nichts heraus. Alles ist von Schnee bedeckt. Nur das Eichhörnchen hat noch gut lachen, denn es hat sich einen Vorrat angelegt. Allerdings mag das Eichhörnchen den Vorrat nicht teilen, aus Angst, er könnte nicht reichen. Doch dann stellt das Eichhörnchen fest, dass es nicht mehr weiß, wo es den Vorrat im Herbst versteckt hat …
    Daniela Kulot hat mit Im Winterwald eine nette Vorlesegeschichte über pragmatischen Zusammenhalt und überlebensnotwendiges Teamwork geschrieben. Ihre Landschaftsbilder, in dem die vier genannten Tiere zu überleben suchen, illustrieren eindrücklich klirrende Kälte im Schnee unter blattlosen Bäumen - allerdings erscheinen insbesondere die Gesichter der Tiere zwar durchaus kenntlich, aber nicht immer ganz stimmig. Da habe ich schon Illustrationen der Autorin gesehen, die mich insgesamt weit mehr überzeugt haben. Auch ist nicht überzeugend erklärt, warum z.B. der Fuchs nicht vor lauter Hunger einfach die Maus frisst - denn eine Freundschaft bzw. Bekanntschaft zwischen den vieren zeichnet sich erst ganz am Schluss ab.
    Aber die leider nicht verleugbaren Mäkeleien außen vor gelassen, könnte dieses Bilderbuch dennoch seine Liebhaber finden. U.K.
    (Daniela Kulot: Im Winterwald. Bilderbuch. Thienemann Verlag, Stuttgart 2021. 32 Seiten. 14,00 Euro. Ab 4 Jahre. ISBN: 978-3-522-45960-0)
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    Noch vor ihrem Geburtstag hatte Dulcinea ihrem Vater versprochen, nie in den Wald zu gehen, denn im Wald wohnt eine Hexe. Doch an ihrem Geburtstag hat ihr Vater zwar wieder die weltbesten Pfannkuchen gebacken, jedoch fehlten noch die Blaubeeren. Die hatten beide vergessen, auf dem Markt einzukaufen. Da sagte Dulcineas Vater: "Das bringe ich in Ordnung." Aber als er vor der Tür stand, hatte er ein Problem: Zum Markt und zurück würde es viel zu lange dauern. Nicht weit vom Haus wuchsen Blaubeeren - aber dazu müsste er in den Wald …
    Mit Dulcinea im Zauberwald hat Ole Könnecke ein im Wortsinn bezauberndes Märchen geschrieben und mit seinem bekannt pointierten, sich mit viel Witz auf das Wesentliche beschränkenden Zeichenstrich illustriert.
    Denn natürlich wurde der Vater von der Zauberin entdeckt und alsbald in einen Baum verwandelt. Aber die Hexe hat nicht mit Dulcinea gerechnet, die ohne zu zögern sich auf die Suche nach ihrem Vater machte und für seine Rettung sorgte. Und nicht nur das: Dulcinea gelang es, die Zauberin mit Heulen und Jaulen an ihre Orgel zu bannen und ihr das Zauberbuch zu entwenden. Und mit dem Zauberbuch zauberte sie Blaubeeren herbei und noch so manches andere - nur keine Pfannkuchen, denn die schmeckten vom Vater gebacken am besten.
    Ganz egal ob vorgelesen oder als Erstleser selbstgelesen - Kinder wie Erwachsene werden an diesem Buch nicht nur einmal, sondern gewiss mehrmals ihr Vergnügen finden. U.K.
    (Ole Könnecke: Dulcinea im Zauberwald. Ein Märchen. Hanser Verlag, München 2021. 64 Seiten. 16,00 Euro. Ab 5 Jahre. ISBN: 978-3-446-26951-4)
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    Kleinkinder im Alter von 2, 3 Jahren sind eigentlich immer süß. Aber eben nur eigentlich. Denn manchmal können auch Kleinkinder schlechte Laune haben. Dann kann man vorschlagen haben, was man will - nichts scheint zu helfen …
    Aber vielleicht Jims kleines Buch der miesen Laune. Den Text dazu hat Suzanne Lang verfasst und die Bilder sind von ihrem Ehemann Max Lang, der u.a. für sein Drehbuch und die Regie zu Der Grüffelo mit einer Oskar-Nominierung ausgezeichnet wurde.
    In der gelungenen Übersetzung von Pia Jüngert werden erst einmal Angebote an den kleinen mies gelaunten Affen Jim durchdekliniert, wie Banane, Banane und Ball und dann gleich ein Riesenhaufen von Dingen, denen dann noch einmal buchstäblich eins draufgesetzt wird. Ergebnis: Brüllalarm!
    Auf die nun folgende Frage "Willst du deine Ruhe haben?", kommt das nächste Bild mit der Feststellung: "Oje, traurig."
    Aber dann: "Magst du deine Ruhe haben … und einen Freund?"
    Und endlich heißt es am Schluss: "Schon besser!"
    Dank der mit dem Text witzig-kongenial korrespondierenden Bilder (nicht zuletzt mit dem jeweiligen Gesichtsausdruck von Jim) dürfte das auch für kleine Hände gut zu greifende Pappbilderbuch schnell für gute und bessere Laune sorgen und auch zum Selberdurchblättern einladen.
    Deshalb; Wirklich empfehlenswert - noch dazu angesichts des sehr günstigen Preises für so ein farbiges Pappbilderbuch! U.K.
    (Suzanne & Max Lang: Jims kleines Buch der miesen Laune. Bilderbuch. Aus dem Englischen von Pia Jüngert. Loewe Verlag, Bindlach 2021. 22 Seiten. 8,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-7432-1106-3)
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    Nach der Vorlage einer Buchillustration von Isolde Schmitt-Menzel wurde mit ihr gemeinsam vor 50 Jahren die Hauptfigur der Sendung mit der Maus konzipiert und von Friedrich Streich animiert. Neben der bereits ausgestrahlten Jubiläumssendung im Fernsehen liegt nun auch das auf diese Vorlagen beruhende, von Ina Mertens und Steffi Krohmann illustrierte Wimmelbuch Die Maus - Durch das Jahr vor.
    Auf sechs Doppelseiten zeigen die Maus und ihre Freunde der blaue Elefant und die gelbe Ente, was die Jahreszeiten alles zu bieten haben: Im Frühling geht es um Arbeiten im Garten und den "Frühjahrsputz", auf der nächsten Doppelseite ist das Wohnhaus der Freunde von innen zu sehen und wie sie Ostereier verstecken, dann folgen der Sommer im Freibad, der Herbst u.a. mit Abenteuern beim Wandern, der Winter mit Allem, was Schnee und Eis bieten und zuletzt wieder eine Hausinnensicht auf das Begehen des Weihnachtsfestes.
    Wer genau hinsieht, entdeckt immer wieder Lustiges, Neues und zuweilen auch kleine Sequenzen, die von oben nach unten betrachtet eine kleine Geschichte ergeben.
    Selbst wer von den Kindern die Sendung mit der Maus noch nicht kennt, wird mit viel Spaß und Vergnügen in den so farbenprächtigen wie detailfreudigen Bildern auf Entdeckungsreise gehen. Darüber hinaus ist das ein Bilderbuch, das wirklich zu jeder Gelegenheit verschenkt werden und für schöne Gemeinschaftserlebnisse zwischen Kindern und ihren großen Vorlesern bzw. Bilderbuchumblätterern sorgen kann. U.K.
    (Ina Mertens & Steffi Krohmann: Die Maus - Durch das Jahr. Wimmelbuch. Wimmelbuchverlag, 2021. 12 Seiten. 12,95 EUR. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-94863-871-9)
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    In seiner Reihe ministeps hat der Ravensburger Verlag ein Stoffbilderbuch mit dem Titel Mein erstes Knabberbuch vorgelegt.
    Illustriert von Monika Neubacher-Fesser mit fröhlich lächelnden Tierbildern, zeigt das erste von acht Seiten als Vorderseite ein Katzengesicht mit genoppten Kunststoff-Ecken als Ohren zum Knabbern. Ihm folgen Komplettansichten von Marienkäfer, Hund, Fisch, Ente, Schnecke, Raupe und als Rückseite auch von der Katze.
    Laut Verlagsangaben sind die Beißecken "hochwertig" und besteht das ganze Buch "aus unbedenklichen Materialien und ist waschbar".
    So lädt dieses "Buch" mit seinen angenehm weichen Stoffseiten zum Kauen, Kuscheln, Greifen und Spielen ein und, wenn das Baby etwas älter ist, auch zum Betrachten und einem ersten Erkennen der lustigen Tierbilder.
    Wer nach einem Geschenk zur Geburt eines Kindes sucht, wird mit diesem farbenfrohen Knabberbuch gewiss nicht falsch liegen. U.K.
    (Monika Neubacher-Fesser (Illustratorin): Mein erstes Knabberbuch. Stoffbilderbuch. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2021. 8 Seiten. 12,99 Euro. Ab 3 Monaten. ISBN: 978-3-473-30100-3)
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    Es soll ja angeblich kleine Kinder geben, die keine Lust auf ein Wannenbad haben. Selbst wenn sie vorher im regennassen Matsch spielten und anschließend zu Hause der Sand aus der Hose rieselt. Doch eigentlich stimmt das gar nicht, wie sogar ein echtes Ferkel beweist!
    Denn in Ab in die Wanne, Ferkel! reimt Katja Reider sehr treffend zu sehr reizenden Illustrationen von Henrike Wilson, wie am Ende eines solchen Matsch-Tages der Ferkel-Papa nicht etwa schimpfen und meckern muss, wenn sich das Ferkel versteckt, sondern einfach selber nichts mehr von sich hören lässt.
    Und wo findet dann das Ferkel seinen Papa? Mit zwei im Kreis durch den Schaum drehenden Schiffchen in der Badewanne! Und hops, schon springt das Ferkel hinterher …
    Ein echter Bilderbuchspaß, der zum Immer-wieder-Vorlesen einlädt! Und noch besser: Dieser Band eröffnet eine Reihe mit weiteren Ferkel-Bilderbüchern des Autorinnenduos, auf die sich Kinder wie ihr Vorlesepersonal schon freuen können. U.K.
    (Katja Reider: Ab in die Wanne, Ferkel!. Bilderbuch. Illustrationen: Henrike Wilson . Hanser Verlag, München 2021. 20 Seiten. 10,00 Euro. Ab 2 Jahre. ISBN: 978-3-446-27134-0)
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    Weil Waschbär Langeweile hat, will er einen Kuchen backen - doch dafür fehlen ihm Eier. Die hat Fuchs, aber der braucht zum Dachreparieren erstmal eine Leiter. Deshalb gehen beide zu Dachs, der zwar alles hat - nur nicht das Lösungswort für ein Kreuzworträtsel. Also auf zu Bär, der Experte in dieser Frage ist, aber Krähe sagt, dass Bär zum Angeln am Bach ist. Und dort am Bach verbringen die fünf dann einen wunderschönen Tag …
    Philip Waechter erzählt in Ein Tag mit Freunden davon, wie leicht sich mit Freunden Langeweile vertreiben und gute Laune herstellen lässt. Denn gemeinsam lassen sich Probleme viel leichter und schneller lösen als allein.
    Und Waechter hat die fünf Freunde auch in seinen Illustrationen mit sehr viel Liebe fürs Detail und vor farbenfrohem Hintergrund in Szene gesetzt.
    Ein im besten Sinn anregender Vorlesespaß! U.K.
    (Philip Waechter: Ein Tag mit Freunden. Bilderbuch. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim - Basel 2021. 28 Seiten. 14,00 Euro. Ab 4 Jahre. ISBN: 978-3-407-75496-7)
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    In den Gärten, Parks und Hinterhöfen so mancher Stadt leben viele Wildtiere - und es werden immer mehr!
    Katrin Wiehle macht in Meine wilden Nachbarn sehr anregend auf sie aufmerksam. Mit ein, zwei Sätzen pro Seite lädt sie die Kinder wie in einem Wimmelbilderbuch zum Suchen und Finden ein - und für die Vorlesenden (oder wenn das Buch auch von Erstleser:innen in die Hand genommen wird) werden Tiere und Hinterlassenschaften wie Spinnennetz, Mäuseloch und Gänsekacke auch noch konkret bezeichnet, damit auch wirklich nichts übersehen wird. Die Tiere sind zwar weniger naturalistisch als comichaft dargestellt, dafür aber durchweg sympathisch lustig - und das gilt selbst für Wanderratte und Fledermaus. (Wobei die Tiere selbst als Comicfiguren durchaus noch (wieder-)erkennbar sind.)
    Im Querschnitt durch Häuser vom Erdgeschoss bis zum Dachstuhl wird gezeigt, wo solche Tiere auch Unfug anstellen und in Parks, wie und wo sich die Tiere verstecken können. Gezeigt wird auch, wo Tiere in der Stadt ihr Fressen finden und wie sie lernen, auf Autos aufzupassen.
    Auf den beiden letzten Seiten sind interessante Informationen nachzulesen, wie z.B. die, dass Mauersegler beim Fliegen schlafen, und womit man den Tieren schaden oder helfen kann. Und auf der Rückseite wird noch auf den Link www.beltz.de/wildenachbarn hingewiesen, unter dem man die Stimmen von 18 wilden Nachbarn abrufen kann.
    Bedruckt mit Ökofarben und zu 100% aus Recycling-Papier, ist dieses Bilderbuch in jeder Hinsicht eine gute Investition, mit der auch städtischen Vorschulkindern die Natur nähergebracht werden kann! U.K.
    (Katrin Wiehle: Meine wilden Nachbarn. Tiere in der Stadt: 100% Naturbuch. Vierfarbiges Pappbilderbuch. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim - Basel 2021. 16 Seiten. 15,00 Euro. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-407-75493-6)
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    Ein Junge sieht einem Bildhauer bei der Arbeit zu und fragt: "Wie macht man das?" und der alte Bildhauer antwortet: "Man macht es einfach." Und der Junge darauf: "Das könnte ich nie."
    Das Bilderbuch "Vielleicht", zu dem Kobi Yamada den Text verfasst hat, wurde zu einem Bestseller - nun hat der Autor mit einer anderen Illustratorin, nämlich Elise Hurst, ein neues Bilderbuch vorgelegt. Die Illustrationen in Versuchen wirken wie nachträglich sehr zart kolorierte Schwarz-Weiß-Zeichnungen und lassen den Betrachtern bei aller Gegenständlichkeit viel Raum um das in dem Titel angesprochene Thema zu interpretieren.
    Der Text des Bestsellerautors ist präzise in knappen Sätzen gestaltet - aber nicht so, wie Kinder in der angedachten Zielgruppe von 6 bis 8 Jahren sprechen würden. Die durchdeklinierte Botschaft vom Scheitern und Gelingen mündet am Ende in dem Fazit: "Wenn wir uns die Sicherheit geben, scheitern zu dürfen, geben wir uns Sicherheit, dass es gelingen kann." Und am Ende wird der groß gewordene Junge von einem kleinen Mädchen gefragt: "Wie mache ich das?"
    Am besten wohl geeignet, für ehrgeizige Menschen, die schon etwas erreichen wollten und immer wieder mutlos geworden sind. Das bedarf eines gewissen Alters, zu dem siehe oben auch die Sprache passt. 6- bis 8-jährige könnten und sollten nicht schon derart unter Druck gesetzt werden. Vielleicht also besser erst ab 8 Jahren ohne Altersbegrenzung nach oben … U.K.
    (Kobi Yamada: Versuchen. Bilderbuch. Illustrationen: Elise Hurst. Aus dem amerikanischen Englisch von Gerda Maria Plum. Adrian Verlag, Berlin 2021. 48 Seiten. 12,95 Euro. Ab ? Jahren. ISBN: 978-3-948638-65-8)
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