Startseite: Autorenportrait Ulrich Karger


Büchernachlese | Kurzhinweise 2011


Neben den denen des aktuellen Erscheinungsjahrs können auch noch siehe Links oben insgesamt 591 Kurzhinweise zu den Jahren 2003 bis 2023 (und davon jene zum hier angezeigten Jahr) abgerufen werden:

Sortiert nach Genre und dem Alphabet der Autorennamen führen die verlinkten Genrebezeichnungen zum jeweils ersten Kurzhinweis. Die Signatur U.K. steht jeweils für Ulrich Karger.
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  • Belletristik: Elke Heidenreich, Joyce Carol Oates, Sven Regener, David Sedaris
  • Krimis / Thriller: Giles Blunt, Andrea Camilleri, Michael Connelly, C. C. Fischer, Andreas Föhr, Joseph Gelinek, Carin Gerhardsen, Lars Kepler, Michael Koryta, Francisco González Ledesma, Simon Lelic, Elmore Leonard, Val McDermid, Judith Merchant, P.J. Parrish, Craig Russel, Michael Stanley, Chris Tvedt, Urban Waite
  • SF / Fantasy: Blake Charlton, Mervyn Peake, Patrick Rothfuss, Matthew Sturges
  • Sachbuch: Tina Soliman
  • Kinder- & Jugendliteratur: Äsop (Gisbert Haefs), Martin Auer, Oscar Brenifier, Quint Buchholz, Yves Coppens u. Sacha Gepner, Karl Olsberg


  • Belletristik

    Mit Nero Corleone kehrt zurück setzt Elke Heidenreich ihre Geschichte um den schwarzen Kater mit der weißen Pfote fort.
    Wer die Autorin nur einmal im Radio oder Fernsehen gehört hat, hat auch hier sofort ihre Stimme im Ohr, die so dröge wie melancholisch über das Vergängliche und überraschend Neue in Sachen Liebe zu Menschen und Katzen zu erzählen weiß.
    Erneut ausgestattet mit Bildern von Quint Buchholz ist dieses Büchlein für die Fans von Nero ein Muss. U.K.
    (Elke Heidenreich: Nero Corleone kehrt zurück - Es ist immer genug Liebe da. Erzählung. Illustrationen: Quint Buchholz. Hanser Verlag, München 2011. 70 Seiten. 13,90 Euro. ISBN: 978-3-446-23661-5)
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    In der gewohnt schönen Ausstattung legt die Andere Bibliothek mit ihrem Band 315 eine amerikanische Chronik in Erzählungen von Joyce Carol Oates mit dem Titel Die Lästigen vor.
    Zumeist in den 1990ern zum ersten Mal im Original erschienen, sind einige der Erzählungen nun erstmalig auf Deutsch nachzulesen. Die Autorin weist sich hier einmal mehr als wirklichkeitspralle Antagonistin des US-amerikanischen Mainstreams aus, der so gar nichts von der Verletzlichkeit des Individuums zu wissen scheinen will. Ihre präzisen Stiche dringen jedoch mühelos durch dicke Bretter und lassen jede verbohrte Oberflächlichkeit obsolet werden.
    Aber auch wenn diese Geschichten höchst sinnlich sind und einen stark Sog entwickeln, sind sie keine leichte, sondern zuweilen eine nur schwer auszuhaltende Lektüre - die aber in jedem Falle lohnt! U.K.
    (Joyce Carol Oates: Die Lästigen. Eine amerikanische Chronik in Erzählungen. Ausgewählt von Gabriela Jaskula und aus dem Amerikanischen übertragen von Susanne Röckel. Die Andere Bibliothek Bd. 315. Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2011. 384 Seiten. 32,00 Euro. ISBN: 978-3-8218-6237-8)
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    Zwischen 19.9. 2005 und 16.2.2010 hat sich Sven Regener auf verschiedenen Online-Seiten u.a. von spiegel.de, taz.de und seiner Band element-of-crime.de in acht Blogs zu tagebuchartigen Einträgen verpflichtet. Mal zwei Wochen lang, mal für vier Wochen - ergibt nun zusammen ein Buch mit dem Titel Meine Jahre mit Hamburg-Heiner.
    Absurdes, Skurriles oder auch nur Banales - letztlich alles nur flach gehaltene, wenig aussagekräftige "Promo" für die seinerzeit jeweils aktuellen Band- oder Buchprojekte. Das ist nicht durchgehend "schlimm" sondern immer wieder auch durchaus witzig.
    Aber um für einstige Gratis-Werbeartikel im Internet nun auch noch Geld für deren Buchform auszugeben, muss man schon ein Fan von Sven Regener mit niedriger Hemmschwelle sein und hinter dessen eigener Ansage zum Promo-Wert solcher Blogs mehr bzw. weniger sehen wollen, als dahintersteckt. U.K.
    (Sven Regener: Meine Jahre mit Hamburg-Heiner. Logbücher. Galiani Verlag, Berlin 2011. 419 Seiten. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-86971-035-8)
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    David Sedaris schreibt, Ian Falconer zeichnet - jeweils punktgenau gegen den Strich. Und beide zusammen haben mit Das Leben ist kein Streichelzoo wunderbar Fiese Fabeln herausgebracht.
    Allerdings, bei der ersten "Die Katze und der Pavian" musste sich Sedaris offenbar noch warm schreiben - die kommt arg plakativ daher und könnte einen gleich von dem ganzen Buch Abstand nehmen lassen. Doch schon bei der nächsten, "Die Wandergrasmücken", läuft er zu Hochform auf und hält Urlaubern in Entwicklungsländern den bizarren Spiegel vor. Und die Bilder Falconers, berühmt geworden durch seine Bilderbuchgeschichten um das Schwein Olivia, setzen diesen Geschichten immer wieder den I-Punkt auf.
    Ergebnis: Echt fiese Fabeln, die man seinen besten Freunden schenken sollte! U.K.
    (David Sedaris: Das Leben ist kein Streichelzoo. Fiese Fabeln. Illustrationen: Ian Falconer. Aus dem Amerikanischem von Georg Deggerich. Blessing Verlag, München 2011. 173 Seiten. 14,95 Euro. ISBN: 978-3-89667-444-9)
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    Krimis / Thriller

    In Eismord von Giles Blunt sind anfangs Detective John Cardinal und seine Kollegin Lise Delorme mit zwei enthaupteten Leichen konfrontiert, deren Köpfe später wirkungsvoll in Szene gesetzt an einer Schiffsanlegestelle gefunden werden. Trotz dieser "Merkmale" wird es für die beiden sehr schwierig, eine Verbindung zu anderen, weit mehr Morden zu herzustellen …
    Neben den durchweg sympathischen Ermittlern Cardinal und Delorme versteht es der Autor gerade auch in diesem Fall einmal mehr, den Tätern erschreckend plausible Hintergründe für die Motivation ihrer Verbrechen zu geben.
    Einer der besten Thriller des Jahres, spannend bis zur letzten Seite. U.K.
    (Giles Blunt: Eismord. Roman. Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer. Droemer Verlag, München 2011. 412 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-19914-5)
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    Eine junge Frau wird ermordet, ihr Verlobter angeklagt. Ihre Väter sind beide führende Politiker, der eine auf Seiten der politischen Mehrheit, der andere in der Opposition. Der Programmdirektor beim Fernsehsender RAI in Palermo, Miché Caruso hält deshalb die Meldung von diesem Geschehen erstmal zurück. Denn vorerst gilt es zu sondieren, wie die wahren Herrscher von Palermo auf diese Nachricht reagieren könnten ...
    Diesmal legt Andrea Camilleri mit seinem neuen Roman Das Netz der großen Fische also keinen Montalbano-Krimi sondern eine Art Screwball-Komödie vor, mit der er seinen Caruso geschickt in einer schwarzhumorigen Satire zwischen den Fronten einer höchst korrupten und auf Verbindungen bedachten Gesellschaft lavieren lässt.
    Doch so erheiternd sich das Ganze trotz keineswegs ausgesparter Brutalitäten liest - wenn ein Autor wie Camilleri sämtliche Vorurteile über sein Land nicht nur bestätigt, sondern im Detail sogar übertrifft, droht einem am Ende das Lachen dann doch im Halse stecken zu bleiben. U.K.
    (Andrea Camilleri: Das Netz der großen Fische. Roman. Aus dem Italienischen von Moshe Kahn. Lübbe Verlag, Köln 2011. 219 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-7857-2418-7)
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    Was als "gewöhnlicher" Mord und Raubüberfall beginnt, weitet sich für Harry Bosch zu einer persönlichen Katastrophe aus. Denn seine Ermittlungen stoßen auf den Widerwillen einer Triade, die ihren Sitz in Hongkong hat - und dort leben auch die Ex-Frau Boschs und deren gemeinsame Tochter Madeline ...
    Michael Connelly dekliniert in Neun Drachen einmal mehr die Logik einer Verbrechensbekämpfung durch, die auf Rache und das mehr oder weniger klammheimliche Verständnis seiner Leserschaft dafür zielt. Wurde dies früher noch en passant mit einer durchaus berechtigten Systemkritik am US-amerikanischen Justizwesen ausbalanciert, scheint Harrys Gerechtigkeitssinn nun ausschließlich seinem Stammhirn zu folgen - konsequenterweise unter großen persönlichen Verlusten. Unklar, ob man sich hier nun unter Niveau fesseln lässt oder Connellys Systemkritik dem Rezensenten nur zu subtil war … U.K.
    (Michael Connelly: Neun Drachen. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Sepp Leeb. Knaur TB-Verlag, München 2011. 478 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50789-6)
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    Die Notärztin Ella Bach und ihr Rettungsassistent werden zu einem Einsatz gerufen und scheinen mit ihrem Kommen gerade noch in letzter Sekunde den Mord an einer bereits furchtbar zugerichteten jungen Französin verhindert zu haben. Doch kurz darauf findet Ella den Rettungsassistent ermordet auf und sie selbst sieht sich von der Polizei und dem wahren Mörder gejagt ...
    C. C. Fischer hat mit Erlösung einen durchaus fesselnden, wenn auch ziemlich hanebüchen konstruierten Thriller vorgelegt. Während zum Happy End für Ella Bach so mancher Deus ex machina unverhofft auf den Plan gerufen werden muss, wirkt angesichts der jüngsten Nachrichten die alles auslösende Verschwörung durch die internationale Bankenwelt jedoch ziemlich glaubhaft und gut auf den Punkt gebracht ... U.K.
    (Claus Cornelius Fischer: Erlösung. Roman. Blessing Verlag, München 2011. 527 Seiten. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-89667-445-6)
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    Nach Der Prinzessinnenmörder und Schafskopf stellt Andreas Föhr mit Karwoche seinen dritten Tegernsee-Kriminalroman vor, der den ewig frierenden Kommissar Wallner an seinem Vater und dem anarcho-oberbayrischen Polizeiobermeister-Kollegen Kreuthner nahezu verzweifeln lässt.
    Eigentlich wollte Wallner mit seiner Freundin nach Italien in Urlaub fahren, doch dann kam es zu einem Beinahezusammenstoß mit Kreuthner, der sich bergab mit einem Lieferwagen ein Rennen geliefert hatte. Bei der nachträglich zur Rechtfertigung dieses Rennens angestrengten Untersuchung des Lieferwagens, findet Kreuthner dann allerdings tatsächlich eine Leiche …
    Der sich als Tragödie einer Schauspielerfamilie erweisende Fall wird durchaus ernsthaft, wenn auch nach bekannten Mustern durchdekliniert. Seinen Reiz hat auch dieser Roman wieder vor allem wegen Wallner und seines Antagonisten Kreuthner. Bei aller Überspitzung scheint einem die mephistophelische Anlage Kreuthners doch "irgendwie" vertraut und von der Wirklichkeit manch oberbayerischer "Würdenträger" ganz gut abgeschaut.
    Abgesehen von selbstironiefreien Polizisten, dürften sich also von diesem Krimi einmal mehr sehr viele auf eingängig leichte Art unterhalten sehen. U.K.
    (Andreas Föhr: Karwoche. Roman. Knaur Verlag, München 2011. 399 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65252-7)
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    Die weltberühmte Geigerin Ana Larrazábal liegt stranguliert auf einem Piano und auf ihrer Brust sind arabische Schriftzeichen, die für "Satan" stehen. Zudem ist ihre Stradivari-Geige verschwunden, in deren Schnecke am Griffbrettende ein Teufelskopf geschnitzt war. Die ersten Spekulationen weisen auf Terroristen oder gar einen Fluch, denn das Instrument soll von Paganini gespielt worden sein und bereits zwei anderen Virtuosen das Leben gekostet haben. Für Inspector Raúl Perdomo ein äußerst schwieriger Fall, der am Ende sogar seinen Sohn gefährden soll ...
    Joseph Gelinek gelingt mit Die Violine des Teufels die äußerst seltene, weil gekonnte Verbindung von Roman und musikalischer Realienkunde. Von Haus aus Musikwissenschaftler versteht es der spanische Bestsellerautor, selbst für Laien interessante Anekdoten und Faktenwissen in die Dramaturgie eines spannungsreichen Thrillers zu gießen und mit Inspector Raúl Perdomo eine Figur ins Leben zu rufen, von der man gern noch mehr lesen will. U.K.
    (Joseph Gelinek: Die Violine des Teufels. Roman. Aus dem Spanischen von Alice Jakubeit. Knaur Verlag, München 2011. 477 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65246-6)
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    Kommissar Conny Sjöberg hat es gleich mit zwei Fällen zu tun: Auf der für ihre Parties bei Teenagern beliebten Finnlandfähre wird ein erwürgtes schwedisches Mädchen aufgefunden, und seine Kollegin Petra Westham hat im Gebüsch vor der Polizeiwache einen fast erfrorenes Baby und unweit davon eine tote Frau entdeckt - jedoch ohne Papiere. Somit weiß keiner etwas von der dreijährigen Schwester des Babys, die nun tagelang zu Hause den größten Gefahren ausgesetzt ist - der Hungertod ist nur eine davon ...
    Die schwedische Autorin Carin Gerhardsen legt mit Nur der Mann im Mond schaut zu bereits ihren zweiten Krimi vor.
    Er besticht durch eine sehr kühle Sicht auf ein keineswegs durchgehend soziales Schweden. In ihrer Spannung kaum auszuhalten sind jedoch insbesondere die Passagen um das alleingelassene Mädchen ... U.K.
    (Carin Gerhardsen: Nur der Mann im Mond schaut zu. Kriminalroman. Aus dem Schwedischen von Thorsten Alms. Bastei Lübbe Verlag, Köln 2011. 396 Seiten. 8,99 Euro. ISBN: 978-3-404-16534-6)
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    Eine Frau asiatischer Herkunft liegt neben ihren zwei Kleinkindern im Bett, allen dreien ist die Kehle durchgeschnitten worden. Wenig später ist Einar Erikson, der langjährige Kollege von Kommissar Conny Sjöberg verschwunden. Sjöberg und seine Kollegin Petra Westham erkennen erst sehr spät eine Verbindung zwischen diesen beiden Ereignissen ...
    Auch der dritte Krimi von Carin Gerhardsen mit dem Titel Und raus bist du fesselt dank seiner vielschichtigen Charaktere und eines explosiven Plots, der Vorurteilen und damit verbundener Sprachlosigkeit zu Leibe rückt. U.K.
    (Carin Gerhardsen: Und raus bist du. Kriminalroman. Aus dem Schwedischen von Thorsten Alms. Bastei Lübbe Verlag, Köln 2011. 350 Seiten. 8,99 Euro. ISBN: 978-3-404-16593-3)
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    Erst wird der Vater, dann Frau und Tochter bestialisch ermordet. Nur der Sohn überlebt schwer verletzt. Und nachdem Kriminalkommissar Joona Linna den Sohn durch den Arzt Erik Maria Bark hat hypnotisieren lassen, erfährt er, dass noch ein weiteres Familienmitglied in höchster Gefahr ist ...
    Lars Kepler, hinter dem sich das schwedische Autorenehepaar Alexandra Coehlo Ahndoril und Alexander Ahndoril verbirgt, hat mit Der Hypnotiseur einen im wahrsten Sinne des Wortes sehr vielschichtigen Thriller vorgelegt, der nicht zuletzt den Segen und die Gefahren medizinisch eingesetzter Hypnose vor Augen führt. Sehr gut veranschaulichte Charaktere werden hier mit "Reisen" in die traumatisierenden Vergangenheiten von Opfern wie Tätern konfrontiert - so spannend wie überzeugend! U.K.
    (Lars Kepler: Der Hypnotiseur. Roman. Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Lübbe Verlag, Köln 2011. 638 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-7857-2426-2)
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    Der unverhoffte Auftrag zu einer Produktion über das Leben eines im Sterben liegenden Millionärs führt den in Hollywood gescheiterten Filmemacher Eric Shaw in die ehemals mondänen Kurorte French Lick und West Baden. Neben einem riesigen, in surrealem Glanz wiedererstandenen Hotel zeichnen sich die Orte durch Heilquellen aus. Eric gelangt in den Besitz einer vor langer Zeit damit gefüllten Flasche, die eigenartigerweise immer kälter wird und ihn alsbald in lebensbedrohliche Versuchung führt.
    Michael Koryta legt mit Eiskalt wie das Blut weniger einen Thriller als vielmehr einen an Stephen King gemahnenden phantastischen Roman vor, der den Geistern eines Ortes auf die Spur zu kommen sucht. Durchaus spannend, aber nicht ganz so überzeugend wie sein letzter "echter" Thriller Blutige Schuld. U.K.
    (Michael Koryta: Eiskalt wie das Blut. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Frauke Czwikla. Knaur TB-Verlag, München 2011. 544 Seiten. 9,99 EUR. ISBN: 978-3-426-50831-2)
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    Die Leiche eines ermordeten Mädchens auf dem alten Friedhof in Barcelona lässt Inspector Méndez zwischen kleinen Gauner, ETA-Terroristen und Angehörigen der Hochfinanz geraten, deren Antriebe sich nicht selten zum Verwechseln ähneln. Und dann muss er auch noch sein geliebtes Viertel verlassen und eine Schiffsreise auf dem Nil auf sich nehmen ...
    Eine echte Schatzgrube hat der Verlag mit der Wiederentdeckung der Kriminalromane von Francisco González Ledesma und dessen so alten wie griesgrämig schlüpfrigen Helden Inspector Méndez aufgetan.
    Gott wartet an der nächsten Ecke ist im Original 1986 erschienen, doch der von Méndez immer wieder bemängelte Verfall von Kultur und "guten Sitten" aus den Zeiten Francos korrespondiert bereits mit den hochaktuellen Dynamiken weltumspannender Geschäfts- und Verbrechenswelten. Dennoch kommen insbesondere Liebhaber des "alten" Barcelona hier voll auf ihre Kosten - ach ja, und spannend ist dieser Krimi natürlich auch ... U.K.
    (Francisco González Ledesma: Gott wartet an der nächsten Ecke. Roman. Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg. Lübbe Ehrenwirth Verlag, Köln 2011. 413 Seiten. 22,99 Euro. ISBN: 978-3-431-03826-2)
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    Paquito war stets hilfsbereit - bis er einem angeblich verirrten Rollstuhlfahrer half. Der Leichnam Paquitos wird schließlich auf dem Straßenstrich eines abgelegenen Straßenviertels gefunden. Doch warum ihr noch ein Ring mit großem Rubin belassen wurde, ist nur eines der Rätsel, die Inspector Méndez zu lösen hat ...
    Auch Die Rache der Träumerin von Francisco González Ledesma ist im Original bereits 1986 erschienen und wurde mit dem Prix Mystère für den besten Kriminalroman in Frankreich ausgezeichnet. So morbide wie spannend! U.K.
    (Francisco González Ledesma: Die Rache der Träumerin. Roman. Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg. Lübbe Ehrenwirth Verlag, Köln 2011. 300 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-431-03850-7)
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    Lucia May soll den Amoklauf eines Geschichtslehrers untersuchen, der an seiner Schule erst drei Schüler sowie eine Lehrerin und am Ende sich selbst erschossen hat. Da der Fall "klar" zu sein scheint, wird die junge Kriminalbeamtin zum schnellstmöglichen Abschluss ihrer Ermittlungen gedrängt. Aber Lucia wehrt sich dagegen, entlarvt sich die betroffene Schule doch immer mehr als ein Hort des Schreckens ...
    Simon Lelic legt mit Ein toter Lehrer ein durchaus mitreißendes Debüt vor, welches das Thema "Mobbing" bis zur bitteren Neige durchdekliniert.
    Doch so sehr man bis zur letzten von der Lektüre Seite gefesselt ist, stellt sich zwischendurch immer wieder die Frage, ob hier eine mögliche Realität oder nicht doch nur das überzogene Konstrukt eines Autors beschrieben wird. So oder so sprengt dieser Roman jedenfalls den üblichen Rahmen eines Krimis und bietet reichlich Diskussionsstoff. U.K.
    (Simon Lelic: Ein toter Lehrer. Roman. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Droemer Verlag, München 2011. 349 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-19869-8)
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    Jack Foley zählt zu den "größten" Bankräubern, wurde jedoch am Ende zu 30 Jahren Haft verurteilt - doch Cundo Rey, ein beziehungsreicher Gangster wird im Gefängnis sein Freund und besorgt Foley eine Anwältin, die aus seinen dreißig Jahren Haft dreißig Monate macht ...
    Der über 80-jährige Elmore Leonard zeigt mit Road Dogs einmal mehr, wie sich mit viel skurrilem Wortwitz Kriminelle einander die Bälle (oder auch anderes) zuwerfen, um damit für überraschende Wendungen und betrogene Betrüger zu sorgen. Ausgestattet mit reichlich schwarzem Humor also keineswegs ein klassischer Krimi, aber nicht minder unterhaltsam. U.K.
    (Elmore Leonard: Road Dogs. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Conny Lösch und Kirsten Riesselmann. Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2011. 303 Seiten. Euro. ISBN: 978-3-8218-6119-7)
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    Als Profilerin ist Charlie Flint gerade vom Dienst suspendiert worden, und hat deshalb mehr als genug Zeit, um in Oxford einer ehemaligen Dozentin bei Ermittlungen über die Lebenspartnerin ihrer Tochter zu helfen. Denn ihre alte Freundin befürchtet, dass diese Frau nicht nur für einen, sondern gleich für mehrere Morde verantwortlich ist ...
    Val McDermid zieht in Alle Rache will Ewigkeit alle Register des Suspense, auch wenn die Täterin von Anfang an bekannt zu sein scheint. Einen weiteren Reiz bezieht dieser Krimi aus seiner Gegenüberstellung homo- und heterosexueller Beziehungsgeflechte, in denen die Protagonistinnen mal mehr oder weniger souverän "zu Hause" sind. U.K.
    (Val McDermid: Alle Rache will Ewigkeit. Roman. Aus dem Englischen von Doris Styron. Knaur TB-Verlag, München 2011. 569 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50993-7)
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    In Königswinter wird eine Frau vermisst und eine Frauenleiche in einer Höhle des Siebensteingebirges gefunden. Der Ehemann der vermissten Frau hat eine Geliebte. Doch Kommissar Jan Seidel ahnt bald, dass sich hier kein einfacher Lösungs-Dreisatz auftut ...
    Gleich zu Anfang eine abschreckende Stilblüte - "Sie war hier gefangen, ein ungerufener, fremder Fötus im steinernen Bauch dieses böses alten Berges" -, entwickelt Judith Merchant mit Nibelungen dann ein doch noch Besseres versprechendes Krimi-Debüt. Die mit der Landschaft verbundene Siegfried-Sage setzt sie geschickt in Szene, ihren Charakteren gibt sie trotz manch breit getretener Klischees auch einige bemerkenswerte Züge. Denn spannender als der Kriminalfall an sich waren hier eher Nebenthemen, wie z.B., ob die sich als Miss Marple versuchende Großmutter des Kommissars nicht doch besser im Altenheim aufgehoben wäre.
    Einiges also schon ganz nett, ist da noch viel Luft, um sich an die im Buch erwähnte Donna Leon heranzuarbeiten. U.K.
    (Judith Merchant: Nibelungen. Roman. Knaur TB-Verlag, München 2011. 384 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50863-3)
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    Der Privatdetektiv Louis Kincaid wird unverhofft von einem Polizeibeamten aus Michigan um Mithilfe bei der Aufklärung eines alten Mordfalls gebeten. Aus Florida bei ihm angereist, entwickelt sich das Ganze bald zu einer gespenstischen Reise in die Vergangenheit der USA.
    Das unter dem Pseudonym P.J. Parrish zeichnende Autorenduo legt mit Der Knochenacker einen Thriller vor, der Anfang der 1990er spielt und von dort aus Ereignisse bis in die Zeit der Sklaverei wieder auferstehen lässt. In der Gegenwart muss sich Kincaid zudem mit nicht mehr verdrängbaren privaten Problemen und einem äußerst gewaltigen Ehemann und Vater herumschlagen, dem es auf weitere Morde nicht ankommt.
    Eine so spannend wie plausibel inszenierte Zeitreise, die auf äußerst ansprechendem Niveau unterhält. U.K.
    (P.J. Parrish: Der Knochenacker. Roman. Aus dem Amerikanischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann. Knaur TB-Verlag, München 2011. 479 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50108-5)
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    Im sechsten Thriller um den Hamburger Hauptkommissar Jan Fabel (siehe auch Besprechung zu Craig Russell: Blutadler) dreht sich alles um ein obskures Umweltprojekt namens Pharos, das von einem Milliardär begründet, den Menschen als Störfaktor der Welt betrachtet. Und wer sich dessen Zielen widersetzt, wird gnadenlos "konsolidiert" …
    Wieder sehr "blutrünstig", fallen Craig Russel und sein Übersetzer in Tiefenangst zuweilen leider im Stil zurück und setzen seitenweise auf sehr pathetische Zustandsbeschreibungen. Das konnte der Autor schon besser. Auch wirkt der Plot doch allzu konstruiert, um einer näheren Betrachtung standzuhalten.
    Aber wer auf derlei Verschwörungstheorien abfährt, mag auch hiermit zu unterhalten sein. Ansonsten bleibt nur, auf den nächsten Band zu hoffen, der einen wieder von Anfang bis Ende zu packen weiß. U.K.
    (Craig Russel: Tiefenangst. Roman. Aus dem Englischen von Bernd Rullköter. Lübbe Ehrenwirt Verlag, Köln 2011. 381 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-431-03832-3)
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    Goodluck Tinubu, einem Lehrer aus Mochudi, wurde die Kehle durchgeschnitten, ein weiterer Tourist hinterrücks erschlagen - und ein dritter Gast ist urplötzlich aus dem Jackalberry Bush Camp im botswanischen Chobe Nationalpark abgereist. Ist er der Mörder? Doch das Ergebnis der forensischen Untersuchung bestätigt Kubus Anfangsverdacht, dass dieser Fall mysteriöser ist, als es den Anschein hatte: Tinubu ist nämlich schon einmal gestorben - im rhodesischen Bürgerkrieg dreißig Jahre zuvor ...
    Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu ist der zweite Krimi um den Assistant Superintendent David Bengu alias Kubu. Dem sich hinter dem Pseudonym Michael Stanley verbergenden Autorenteam gelang es einmal mehr, ihren sympathischen, dem guten Essen nicht abgeneigten Kubu eine harte Nuss zu knacken zu geben und ihn dabei am Rande auch in so manches Dilemma stürzen zu lassen. Auslöser hierfür sind neben dem eigenen, zwischen Moderne und Tradition schwankenden Familienanhang nicht zuletzt auch die politische Gegenwart und jüngere Historie des afrikanischen Dreiländerecks Botswana, Sambia und Simbabwe. U.K.
    (Michael Stanley: Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu. Kriminalroman. Aus dem afrikanischem Englisch von Stefanie Schäfer. Eichborn Verlag, Frankfurt a.M. 2011. 487 Seiten. 21,95 Euro. ISBN: 978-3-8218-6123-4)
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    Der Strafverteidiger Mikael Brenne übernimmt das Mandat für einen Kleinkriminellen. Als der Hauptzeuge gegen den Angeklagten aussagen soll, fehlt von ihm jede Spur und Brenne wird verhaftet unter dem Verdacht, dass er den Zeugen zum Schweigen gebracht hätte …
    Wiewohl der norwegische Autor Christ Tvedt zuvor schon drei Kriminalromane um den erfolgreichen Strafverteidiger Mikael Brenne aus Bergen vorgelegt hat, ist Niedertracht der erste von ihm, der mir unter die Finger gekommen ist.
    Und nach Lektüre dieses Bandes werde ich mir auch noch die anderen besorgen, denn flüssig und in vergleichsweise guter Sprachregelung übersetzt, wird hier eine Fallhöhe aufgebaut, die tatsächlich wie auf dem Klappentext versprochen für einen Sog nach Art des frühen John Grisham sorgt.
    Bei Tvedt wird nicht schwarz-weiß gezeichnet, sondern alle Beteiligten werden in ihren Stärken und Einschränkungen vorgestellt. Damit reiht er sich ein in die Riege skandinavischer Krimiautoren, ohne die man sich die Kriminalliteratur gar nicht mehr vorstellen mag. U.K.
    (Chris Tvedt: Niedertracht. Ein Fall für Mikael Brenne. Kriminalroman. Aus dem Norwegischen von Frank Zuber. Knaur Verlag, München 2011. 413 Seiten. 8,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50914-2)
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    Phil Hunt hat es als Pferdezüchter nicht leicht und verschafft sich deshalb ein Zubrot als Drogenschmuggler. Doch als er zusammen mit einem Neuling 200 Kilo Kokain nach Kanada schaffen soll, gerät er an den sich beweisen müssenden Sheriff Bobby Drake. Und die Auftraggeber verzeihen keine Fehler. Der von ihnen geschickte Killer ist nicht nur scheinbar unüberwindlich sondern auch äußerst sadistisch.
    Das Ganze äußerst blutrünstig gehalten, erinnert die Tonlage für die in Schreckensbleich von Urban Waite gar nicht mal so undifferenziert gezeichneten Charaktere an die alte TV-Serie Rauchende Colts - nur das James Arness hier nicht den Sheriff sondern den altgewordenen Schmuggler Phil darzustellen gehabt hätte.
    Für den, der diese Kombination reizvoll findet, eine durchaus Nerven kitzelnde Lektüre. U.K.
    (Urban Waite: Schreckensbleich. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Marie-Luise Bezzenberger. Knaur TB-Verlag, München 2011. 364 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50776-6)
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    SF / Fantasy

    Nicodemus - Der ZauberVERschreiber hätte ein mitreißender Fantasyroman sein können.
    Sein Autor Blake Charlton skizziert in seinem Debüt interessante Charaktere und eine neue Vorstellung von Zaubersprüchen, die ein wenig an den Quelltext von Html-Dateien erinnern. Doch, wie gesagt, er skizziert es nur und vermag weder die Charaktere noch den Plot um die Zaubersprüche überzeugend zu entfalten.
    Viel zu viele Erläuterungen reißen immer wieder heraus, wo dramaturgisch umgesetzte Handlung einen einfangen und bei der Stange halten sollte. Geradezu lächerlich bizarr wird es, wenn die Legasthenie des ZauberVERschreiberers Nicodemus mit der Schöpfungskraft des Chaos ineinszusetzen versucht wird. So ist das Buch voller überraschend auftretender Dei ex machina, die das Buch schließlich in eine "Erlösung" abtropfen lassen. U.K.
    (Blake Charlton: Nicodemus - Der ZauberVERschreiber. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Petra Knese. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 473 Seiten. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93877-7)
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    Am 9. Juli 2011 hätte der bereits 1968 verstorbene Autor und Illustrator Mervyn Peake seinen 100. Geburtstag gefeiert.
    Der Klett-Cotta Verlag ehrt ihn mit einer Neuausgabe seines skurrilen, viele nachfolgende Autoren ob ihrer Bilderkraft inspirierenden Fantasy-Klassikers um die Burg Gormenghast. Zudem ergänzt er die bisher bekannten drei Bände um einen im Nachlass entdeckten und erstmals veröffentlichten vierten Band. U.K.
    (Mervyn Peake: Der junge Titus - Gormenghast Bd. 1. SF-Roman. Aus dem Englischen von Annette Charpentier. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 616 Seiten. 22,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93921-7)
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    (Mervyn Peake: Im Schloss - Gormenghast Bd. 2. SF-Roman. Aus dem Englischen von Annette Charpentier. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 634 Seiten. 22,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93922-4)
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    (Mervyn Peake: Der letzte Lord Groan - Gormenghast Bd. 3. SF-Roman. Aus dem Englischen von Annette Charpentier. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 324 Seiten. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93923-4)
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    (Mervyn Peake: Titus erwacht - Gormenghast Bd. 4. SF-Roman. Aus dem Englischen von Annette Charpentier. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 214 Seiten. 17,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93924-8)
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    Seine höchst eigenwillige Königin Regina Titania unterbreitet dem zu lebenslanger Haft verurteilten Ex-Hauptmann Mauritane ein Angebot - erledigt er einen Auftrag zu ihrer Zufriedenheit, soll er vollständig rehabilitiert werden. Allerdings ist abgesehen von Zeit und Ort der Inhalt dieses Auftrags überhaupt nicht klar. Ob er dieses Himmelfahrtskommando trotz der ihm zugebilligten Auswahl seiner Gefährten überleben wird?
    Matthew Sturges eröffnet mit seinem Debüt Midwinter eine SF-Fantasy-Serie, die ein wenig von Stephen Kings Turm-Zyklus inspiriert zu sein scheint. Auch hier geraten, allerdings bislang nur als Nebenfiguren, Menschen aus einer der "Parallelwelten" in die sehr auf Zeremonien und Ehre bedachte Fae-Welt der Seelies und Unseelies.
    Ansonsten bietet Midwinter all das, was das übliche Szenario einer kleinen Gefährtenschar unter Termindruck gegen den Rest ihrer Welt aufzubringen hat, um einen durchaus spannenden Schmöker abzugeben und neugierig auf die Folgebände zu machen. U.K.
    (Matthew Sturges: Midwinter. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Michael Neuhaus. Bastei Lübbe Verlag, Köln 2011. 445 Seiten. 14,00 Euro. ISBN: 978-3-404-28547-1)
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    Nach langem Warten auf die Fortsetzung von Der Name des Windes, "liefert" Patrick Rothfuss mit Die Furcht der Weisen nun immerhin die erste Hälfte des zweiten Teils der dreiteiligen Königsmörder-Chronik nach.
    Für diese Hälfte lässt sich bereits sagen: Es setzt nahezu übergangslos da an, wo der "Name des Windes" endete und man ist schnell wieder in der Welt des Kvothe zu Hause ...
    Sobald die zweite Hälfte vorliegt, folgt in der Büchernachlese auch eine ausführliche Rezension - versprochen! U.K.
    (Patrick Rothfuss: Die Furcht der Weisen Bd. 1/2. Die Königsmörder-Chronik, Bd. 2/3. Roman. Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 860 Seiten. 24,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93816-6)
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    (Patrick Rothfuss: Die Furcht der Weisen Bd. 2/2. Die Königsmörder-Chronik, Bd. 2/3. Roman. Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 520 Seiten. 22,95 Euro. ISBN: 978-3-608-93926-2) voraussichtlich ab Februar 2012
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    Seine höchst eigenwillige Königin Regina Titania unterbreitet dem zu lebenslanger Haft verurteilten Ex-Hauptmann Mauritane ein Angebot - erledigt er einen Auftrag zu ihrer Zufriedenheit, soll er vollständig rehabilitiert werden. Allerdings ist abgesehen von Zeit und Ort der Inhalt dieses Auftrags überhaupt nicht klar. Ob er dieses Himmelfahrtskommando trotz der ihm zugebilligten Auswahl seiner Gefährten überleben wird?
    Matthew Sturges eröffnet mit seinem Debüt Midwinter eine SF-Fantasy-Serie, die ein wenig von Stephen Kings Turm-Zyklus inspiriert zu sein scheint. Auch hier geraten, allerdings bislang nur als Nebenfiguren, Menschen aus einer der "Parallelwelten" in die sehr auf Zeremonien und Ehre bedachte Fae-Welt der Seelies und Unseelies.
    Ansonsten bietet Midwinter all das, was das übliche Szenario einer kleinen Gefährtenschar unter Termindruck gegen den Rest ihrer Welt aufzubringen hat, um einen durchaus spannenden Schmöker abzugeben und neugierig auf die Folgebände zu machen. U.K.
    (Matthew Sturges: Midwinter. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Michael Neuhaus. Bastei Lübbe Verlag, Köln 2011. 445 Seiten. 14,00 Euro. ISBN: 978-3-404-28547-1)
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    Sachbuch

    Tina Soliman sticht mit Funkstille - Wenn Menschen den Kontakt abbrechen in ein Wespennest.
    Denn einmal thematisiert, scheint jeder jemanden zu kennen oder selbst davon betroffen zu sein, dass eine Beziehung ohne weitere Erklärung völlig abgebrochen wurde. Und das macht selbst und gerade vor Eltern und ihren Kindern nicht halt.
    Das Buch der TV-Journalistin versammelt jedoch nur sieben Fallbeispiele, von denen meist nur "eine" Seite vorgestellt werden konnte. Neben dem somit notgedrungen Fragmentarischen gelingt der Autorin zudem nur eine recht willkürlich wirkende Anordnung ihrer Fragestellungen, die durch eine unsystematische Mischung eigener Kommentierung mit einigen unterlegten "wissenschaftlichen" Kurzzitaten denn auch eher an ein Stammtisch-Parlieren als an eine fundierte Auseinandersetzung gemahnt.
    Aber das Thema überhaupt einmal in den Vordergrund gerückt zu haben, ist durchaus ein nicht zu unterschätzendes Verdienst und ermutigt vielleicht nun auch Berufenere, es demächst anhand ausführlicher Studien um Einiges qualifizierter darzulegen. U.K.
    (Tina Soliman: Funkstille. Wenn Menschen den Kontakt abbrechen. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 196 Seiten. 17,95 Euro. ISBN: 978-3-608-94562-1)
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    Kinder- & Jugendliteratur

    Ausgestattet im großformatigen Halbleinen, was die farbenfrohen Vignetten und ganzseitigen Illustrationen von Fulvio Testa sehr gut zur Geltung bringt, werden in Äsop: Die Fabeln 60 der Äsop zugesprochenen lehrreichen Kurzgeschichten von Gisbert Haefs neu nacherzählt.
    Angesichts Haefs anderer Werke, erstaunlicherweise leider nicht immer sehr erfolgreich. So nett für Kinder solche Ausschmückungen wie die bei Hunden sein mögen, die "Hund-ärgere-dich-nicht" spielen, anstatt auf eine Ziegenherde aufzupassen, so unfreiwillig komisch wird es, wenn sich ein Wolf und ein Goldbarsch in der Sonne bräunen wollen.
    Auch einige der jeder Fabel angehängten "Moral von der Geschicht" als Reim-dich-oder-fress-dich-Gedicht, neigen arg ins Gedrechselte und scheinen ohne Not das Rad neu erfinden zu wollen.
    Insgesamt also eine trotz der schönen Bilder Testas leider nicht zwingende Neuausgabe der Äsopschen Fabeln. U.K. (Äsop: Die Fabeln. Neu erzählt von Gisbert Haefs. Mit Bildern von Fulvio Testa. Boje Verlag, Köln 2011. 128 Seiten (Großformat). 16,99 Euro. ISBN: 978-3-414-82293-2)
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    Martin Auer, vielfach preisgekrönter Kinderbuchautor, will es nicht mehr länger hinnehmen, das u.a. seine ausgezeichneten Bilderbücher, wie z.B. Was die alte Maiasaura erzählt, schon nach kurzer Zeit aus dem Buchhandel verschwunden und bestenfalls - wie hier bei >>> Amazon - nur noch gebraucht zu erhalten sind.
    Er hat deshalb nun über zehn seiner vergriffenen Bücher als eBooks bei Smashwords herausgebracht, wo diese nicht nur in allen ebook-Varianten, sondern auch in Formaten, die man ausdrucken kann, wie beispielsweise PDF und RTF, relativ preiswert bestellt werden können.
    Doch bei allem Verständnis für die "pure Selbstverteidigung" eines Autors - was bei reinen Vor- und Selbstlesebüchern noch angehen mag, scheint mir insbesondere für Bilderbücher eine sehr fragliche Strategie zu sein. Geht es nicht gerade bei den Kleinsten auch darum, ihnen eine erste, ohne weitere und noch dazu Strom verbrauchende Hilfsmittel zugängliche Buchkultur zu vermitteln? U.K.

    Ein auf den inneren wie direkten Dialog bedachtes Buch für Kinder ab 9 Jahren ist Zusammenleben - Was ist das? von Oscar Brenifier in der Reihe Philosophieren mit neugierigen Kindern.
    Darin werden zu den sechs Themen Alleinsein, Respekt, Einigkeit, Gleichheit, Arbeit und Autorität Fragen gestellt und jeweils mit Ja UND Nein beantwortet - und dann wiederum mehrfach mit einem "Ja, aber ..." bzw. "Nein, aber ..." erneut infragegestellt.
    Das erzeugt auch dank der netten Illustrationen keinesfalls Konfusion, sondern breitet vor den Kindern das meist in der Tat sehr weite Spektrum möglicher Antworten auf scheinbar einfache Fragen aus. Für die im Reihentitel angesprochene Zielgruppe ein wunderbarer Einstieg in die Welt des Philosophierens - insbesondere sofern sie idealerweise auch über Bezugspersonen verfügt, die die hier angestoßenen Fragen ebenfalls zuzulassen vermögen. U.K.
    (Oscar Brenifier: Zusammenleben - Was ist das? Philosophieren mit neugierigen Kindern. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Boje Verlag, Köln 2011. 96 Seiten. 14,99 Euro. Ab 9 Jahren. ISBN: 978-3-414-82307-6)
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    Illustriert von seinen wundervoll poetischen Bildern, die geradezu zum Eintauchen einladen, erzählt Quint Buchholz so liebevoll wie einfühlsam von einem Bären, der seine Erlebnisse vom vergangenen Tag Revue passieren lässt und sich schon auf den nächsten Tag mit seinen Freunden freut.
    Das seit 1990 mehrfach aufgelegte Schlaf gut, kleiner Bär ist in einem neuen Verlag nun wieder als Neuausgabe im Bilderbuch üblichen Großformat erhältlich. U.K.
    (Quint Buchholz: Schlaf gut, kleiner Bär. Bilderbuch ab 3 Jahre. Hanser Verlag, München 2011. 40 Seiten. 12,90 Euro. ISBN: 978-3-446-23807-7)
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    Im zweiten von insgesamt drei geplanten Bilderbüchern zur (Vor-)Menschheitsgeschichte erzählt der französische Paläontologe Yves Coppens "Das Leben der frühen Menschen". Kindern mit erstem historischen Verständnis und Bewusstsein wird darin verdeutlicht, dass das Nach- und Nebeneinander der verschiedenen Entwicklungsstufen mit vielen Fragezeichen versehen ist.
    Aus den vorhandenen Funden unserer Vorfahren erschließt Coppens jedoch sehr schlüssig deren jeweils ursprünglichen Lebensräume, Werkzeuge, Nahrungsvorlieben und ggf. auch Bekleidungen. Seine Sprachregelung ist klar und präzise, nach kurzen eingängigen Erläuterungen nutzt er konsequent die lateinischen Gattungsbezeichnungen.
    Immer wieder hervorgeholt wird dieses Buch aber gewiss vor allem wegen der wunderbaren Illustrationen von Sacha Gepner, die das Leben unserer Vorfahren eindrucksvoll veranschaulichen.
    (Yves Coppens (Text), Sacha Gepner (Bild): Das Leben der frühen Menschen. Bilderbuch. Aus dem Französischem von Ursula Held. Hanser Verlag, München 2011. 64 Seiten. 17,90 EUR. Ab 10 Jahren. ISBN: 978-3-446-23617-2)
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    Erst lehnt Mike die neueste Softwareentwicklung seines Vaters Brian Ogilvy völlig ab. Rafael 2.0 kann niemals seinen toten Zwillingsbruder ersetzen - doch dann wird Mikes Vater entführt und Rafael 2.0 nicht nur zu einem "Freund" sondern auch zur letzten Hoffnung für die ganze Menschheit.
    Karl Olsberg hat mit Rafael 2.0 einen Jugendthriller um die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz versucht. Durchaus gute Ansätze und Fragestellungen überzeugen hier jedoch gerade noch als kurzlebiger Einwegschmöker - nach dem Motto: Einmal lesen, gleich wieder vergessen. Zwar werden große Fallhöhen aufgebaut und einige spannende Szenen entwickelt, doch die Charaktere sind bestenfalls skizziert, die Häufung an Zufällen, um dem und den "Guten" eine Chance zu geben, zwar wünschenswert aber auch für angehende Jugendliche kaum mehr glaubhaft.
    Schade, denn die Kernidee zu Rafael 2.0 ist wirklich faszinierend ... U.K.
    (Karl Olsberg: Rafael 2.0. Roman. Thienemann Verlag, Stuttgart 2011. 236 Seiten. 13,90 Euro. Ab 12 Jahren. ISBN: 978-3-522-20125-4)
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