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Büchernachlese | Kurzhinweise 2013


Neben den denen des aktuellen Erscheinungsjahrs können auch noch siehe Links oben insgesamt 591 Kurzhinweise zu den Jahren 2003 bis 2023 (und davon jene zum hier angezeigten Jahr) abgerufen werden:

Sortiert nach Genre und dem Alphabet der Autorennamen führen die verlinkten Genrebezeichnungen zum jeweils ersten Kurzhinweis. Die Signatur U.K. steht jeweils für Ulrich Karger.
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  • Belletristik: Caroline L. Jensen
  • Krimis / Thriller: Jean Bagnol, Massimo Carlotto, Michael Connelly, Torkil Damhaug, Fulvio Ervas, Andreas Föhr, Karin Fossum, Harald Gilbers, Sara Gran, Markus Heitz, Pekka Hiltunen, Gregg Hurwitz, Sven Koch, Val McDermid, Susanne Mischke, Steve Mosby, Karl Olsberg, Preston & Child
  • SF / Fantasy: BROM, Kaja Evert, William Horwood, Alexander Odin
  • Kinder- & Jugendliteratur: John Boyne, Quint Buchholz, Megan Crewe, Andreas Hoppert, Annette Pehnt + Jutta Bauer,


  • Belletristik

    Frau Bengtsson ist in der Badewanne ertrunken. Aber ihr Tod währt nur einige Minuten und sie ist wieder lebendig. Gott hatte es sich mit ihr anders überlegt. Frau Bengtsson hingegen will nach einer kurzen Phase ihres neu erwachenden Glaubens Gott herausfordern. Und in ihrer Nachbarschaft wird der frisch eingezogene Teufel zu ihrem eifrigen Ratgeber ...
    Caroline L. Jensen legt mit Frau Bengtsson geht zum Teufel ihren ersten Roman vor - und hat dafür ihre Vita unter anderem mit dem Hinweis auf ihre Arbeit als "Stripperin" angereichert.
    Weder Fisch noch Fleisch kennzeichnet dieses Werk vor allem Halbgares und Widersprüchliches: So ist ihre "Heldin" einerseits die Karikatur einer "Vorstadthausfrau", liest aber auch intensiv Philosophisches (Nitzsche!) und die Bibel. Der Autorin hingegen fehlen jedoch die Kenntnisse, um sachlich korrekt begründet ihre Kritik an Bibeltext und Kirche zu belegen und damit dann auch auf eine überzeugend satirisch witzige Fallhöhe zu heben.
    Einziges Plus: Immerhin wird auf dieser seichten Folie das Thema überhaupt noch einmal abgehandelt - vielleicht verführt es einige wenige aus dieser Zielgruppe sogar zum Nachlesen in den Originalquellen. U.K.
    (Caroline L. Jensen: Frau Bengtsson geht zum Teufel. Roman. Aus dem Schwedischen von Frank Zuber. Droemer Verlag, München 2013. 240 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22639-1)
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    Krimis / Thriller

    Zadira Matéo, eine Drogenfahnderin mit algerischen Vorfahren, wird in das kleine Dorf Mazan in der Provence abgeschoben. Erst ein herrenloser schwarzer Kater vermag ihre Verbitterung zu durchbrechen. Erst recht, nachdem er sich als Partner und "Commissaire Mazan" erweist, der wichtige Spuren im Fall einer brutal ermordeten jungen Frau findet. Denn der Kater kann überall dorthin, wo Zadira keinen Zutritt hat …
    Jean Bagnol, das Pseudonym des Autorenpaares Nina George und Jens "Jo" Kramer, haben in Commissaire Mazan und die Erben des Marquis tatsächlich das Kunststück vollbracht, einen in sich plausiblen und mitreißenden Kriminalroman vorzulegen, der scheinbar unvereinbare Elemente wie eine abgebrühte Drogenfahnderin, eine Dorfgemeinschaft, eine elitäre Gruppe praktizierender Anhänger von Marquis de Sade und eine sarkastisch miteinander kommunizierende Katzengemeinschaft unter einen Hut zu bringen.
    Insbesondere Letzteres ließ mich das Buch nach dem "Felidae"-Hype erstmal nur mit spitzen Fingern anfassen - am Ende ist jedoch schlicht spannend-unterhaltsames Lesevergnügen pur zu attestieren! U.K.
    (Jean Bagnol: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2013. 432 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-21378-0)
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    In Marseille toben Revierkämpfe internationalen Zuschnitts. Kommissarin Bourdet hat ihre eigene Definition von Verbrechensbekämpfung. Ein korsischer Mafiaboss alter Schule und ein Berufskiller aus Paraguay unterstützen sie dabei. Das bekommen auch Sosim, Sunil, Giuseppe und Inez zu spüren. Sie haben zusammen Ökonomie in Leeds studiert und kommen nach Marseille, um mit globaler Öko- und Wirtschaftskriminalität eine noch effizientere Form der Ausbeutung zu entwickeln.
    Massimo Carlotto hat mit Die Marseille Connection einen durchaus reizvollen Plot auf der Basis einer vermutlich fundierten Recherche in Sachen international organisierter Kriminalität vorgelegt - sie jedoch über Charaktere in Form von Knallchargen zu entfalten gesucht. Noch dazu nach einem bei ihm nicht ganz unbekannten Muster (Siehe Massimo Carlotto: Die Schöne und der Alligator). Dem Klappentext zur Kommissarin Bourdet - "knallhart, hässlich und mit einer Schwäche für schöne Frauen" - ist deshalb leider auch kaum noch etwas hinzuzufügen, geschweige denn der Hinwies, dass in dieser erschreckenden Nebenwelt auch die Opfer eine angemessen repräsentative Stimme bekämen.
    Das ist schade, denn manche Geschichten, wie z.B. die von der Verwertung radioaktiv verseuchter Bäume aus dem Tschernobyl-Umfeld sind von überzeugend haarsträubendem "Geschäftssinn".
    Der durchgängig zynische Duktus aller sprechenden Figuren walzt das jedoch alles zu einem platten Leseerlebnis unter Niveau nieder. U.K.
    (Massimo Carlotto: Die Marseille Connection. Roman. Aus dem Italienischem Hinrich Schmidt-Henkel. Tropen im Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013. 239 Seiten. 18,95 Euro. ISBN: 978-3-608-50134-6)
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    Jetzt wieder Strafverteidiger, vertritt Mickey Haller insbesondere insolvente Hausbesitzer. Eine Klientin ist Lisa, die sich als Opfer ihrer Bank sieht - und nun auch noch des Mordes an dem Chef jener Bank angeklagt wird ...
    Michael Connelly legt in Der fünfte Zeuge einen fesselnden Gerichtsthriller vor, der durchaus mit einem der früheren von John Grisham mithalten kann.
    Einmal mehr wird das Unwägbare und z.T. auch sehr irrational wirkende US-Gerichtssystem vor Augen geführt, dass ein Streben nach "Gerechtigkeit" offenbar nur noch in Anführungszeichen setzt und dafür das "Recht bekommen" zum beinharten Wettkampf mit "geschickt" eingesetzten Mitteln macht. Connellys im Gegensatz zu seinem Harry Bosch weitaus sympathischere Figur des Mickey Haller sucht dennoch die Quadratur des Kreises und will seine Klientin zumindest vor Ungerechtigkeit schützen. Mit ambivalentem Erfolg. U.K.
    (Michael Connelly: Der fünfte Zeuge. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Sepp Leeb. Knaur TB-Verlag, München 2013. 637 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51122-0)
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    Liss hat gerade einen Mann getötet, als ihre Schwester Mailin spurlos verschwindet. Wie sie bald herausfindet, fehlt in Mailins Praxis die Patientenakte eines Gewalttäters. Dann wird eine verstümmelte Frauenleiche gefunden - und Liss hat einen ungeheuerlichen Verdacht ...
    Netzhaut von Torkil Damhaug liegt in einer neuen, leider teureren TB-Ausgabe vor. Doch wie schon in Die Bärenkralle überzeugt der norwegische Autor und Psychiater mit einem Thriller der Extraklasse. U.K.
    (Torkil Damhaug: Netzhaut. Thriller. Aus dem Norwegischem von Knut Krüger. Knaur Verlag, München 2013. 544 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50579-3)
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    Als Inspektor Stucky, seines Zeichens mit persischen Vorfahren, in der Lieblingsbar einen Prosecco bestellt, wird er um seine Ruhe gebracht. Denn wiewohl längst kein ausgewiesener Weinkenner, bedrückt es ihn sehr zu erfahren, dass sich der Prosecco-Lieferant umgebracht haben soll - und das kurz vor der Weinlese. Und als danach auch noch der mit dem Weingutbesitzer verfeindete Zementfabrikant erschossen wird, sucht Stucky trotz manch örtlicher Widerstände sehr energisch nach Zusammenhängen ...
    Fulvio Ervas hat mit Solange es Prosecco gibt, gibt es Hoffnung einen Kriminalroman der besonders beschaulichen Art vorgelegt. "Action" darf hier nicht erwartet werden, aber dafür sind die Bewohner Trevisos für offene und geheime Eskapaden gut, denen der Autor als studierter Agrarwissenschaftler sehr kenntnisreich und charmant zu Leibe rückt.
    Und dies dank der gelungenen Übersetzung von Sylvia Höfer auch noch in einer dem Prosecco anverwandten, sehr flüssig klangvollen Sprachregelung. U.K.
    (Fulvio Ervas: Solange es Prosecco gibt, gibt es Hoffnung. Kriminalroman. Aus dem Italienischem von Sylvia Höfer. Berlin Verlag Taschenbuch, München 2013. 301 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-8333-0907-6)
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    In seinem zweiten Fall bekommt es Inspektor Stucky in der Vorweihnachtszeit mit einer nackten Leiche im Schaufenster zu tun. Nicht nur sein Vorgesetzter und der örtliche Klerus sind in Aufruhr, scheint es da doch auch einen Zusammenhang mit mehreren, auf sehr eigenartige Weise belästigten Verkäuferinnen zu geben ...
    Wer bereits siehe oben den ersten Kriminalroman von Fulvio Ervas zu schätzen wusste, wird erst recht die beschaulich satirische Subtilität des Autors in Dolce Vita, süßer Tod zu schätzen wissen. Ein echter Lesespaß! U.K.
    (Fulvio Ervas: Dolce Vita, süßer Tod. Kriminalroman. Aus dem Italienischem von Sylvia Höfer. Berlin Verlag Taschenbuch, München 2013. 300 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-8333-0933-5)
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    "Dank" Leonhardt Kreuthner gerät Clemens Wallner im Herbst 1992 eher unfreiwillig an seine erste Morduntersuchung als Kriminalkommissar. Weil Kreuthner nicht auf das Gratisbesäufnis in einer Berghütte am Tegernsee verzichten will, schleppt er kurzerhand den inhaftierten aber bis dato als harmlosen bekannten Gelegenheitsdieb Nissl mit hinauf. Der mutiert jedoch unverhofft zum Geiselnehmer und entzieht sich durch Selbstmord dem später unvermeidlichen Gefängnisaufenthalt. Kurz vor seinem Tod gibt er jedoch den Hinweis auf ein bislang unentdecktes Skelett in einem edelsteinbesetzten Sarg mit einer Kugel im Schädel …
    Totensonntag ist sozusagen ein Prequel. Andreas Föhr breitet darin das erste dienstliche Zusammentreffen von Kommissar Wallner und seinem subversiven Kollegen Kreuthner aus, das zu Untersuchungen von Ereignissen in den letzten Tagen der Naziherrschaft im Mai 1945 führt. Und Föhr gelingt es einmal mehr, daraus ein fesselndes Garn zu spinnen und dabei dennoch die angemessene Balance zwischen der Würdigung einstiger Gräueltaten und einem von nur allzu Menschlichem getragenen Krimiplot zu halten.
    Wer mit diesem Roman erst einsteigt, wird alsbald alle anderen Bände um Wallner und Kreuthner bestellen. Beneidenswert - denn wir anderen können nur wieder auf das nächste Jahr hoffen … U.K.
    (Andreas Föhr: Totensonntag. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2013. 395 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-21361-2)
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    Der 17-jährige Johnny Beskow entdeckt, wie er mit wenig Aufwand die Menschen seiner Umgebung zu Tode erschrecken kann. Nicht selten reichen dafür schon die Lektüre des Regionalblatts und ein Anruf. Doch dann begeht der Junge einen fatalen Fehler, vor dessen Konsequenzen ihn auch Kommissar Sejer nicht mehr schützen kann …
    Karin Fossums neuer Krimi Eine undankbare Frau fesselt nicht zuletzt als Milieustudie von treffend dargestellten Charakteren, die durch langjähriges Leid oder durch einen unvermuteten Schicksalsschlag an ihre Grenzen gebracht werden. Der Firnis über so manche zivilisatorische Errungenschaft erweist sich da nicht selten als sehr dünn. U.K.
    (Karin Fossum: Eine undankbare Frau. Kriminalroman. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Berlin Verlag TB, Berlin 2013. 304 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-8333-0908-3)
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    Richard Oppenheimer, einst erfolgreicher Kommissar der Kripo Berlin, wird 1944 von der SS reaktiviert, wiewohl er zuvor als Jude vom Dienst entlassen wurde. Ein Serienmörder legt im zerbombten Berlin verstümmelte Frauenleichen vor Kriegerdenkmälern ab und seine Bekennerschreiben weisen ihn als linientreuen Nazi aus. Das erzeugt Druck von ganz oben. Dieser Fall muss unbedingt schnell aufgeklärt werden, und der damit befasste Hauptsturmführer der SS sucht in Oppenheimer jene Kompetenz und den Blick von außen, die ihm und seiner Einheit fehlen. Doch Oppenheimer kann dabei eigentlich nur verlieren, gerade auch wenn er den Fall erfolgreich auflöst …
    Harald Gilbers legt mit Germania ein beachtliches Roman-Debut vor. Auf der Grundlage im Anhang aufgeführter Sachliteratur zur Historie, entfaltet er um seinen mitreißenden Plot ein sehr authentisches Zeitbild, das die Spannungsschraube noch weiter anziehen hilft. Selbst seine etwas hölzerne Sprachregelung fällt hier nicht wirklich unangenehm auf, trifft sie doch sehr oft genau den Originalton jener Zeit. Bemerkenswert auch die Zeichnung seiner Charaktere, von denen sein Held Oppenheimer durchaus gegen den Strich gebürstete Eigenschaften aufweist.
    Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, das eine unselige Historie in einen fesselnden Krimi packt. U.K.
    (Harald Gilbers: Germania. Roman. Knaur Verlag, München 2013. 538 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51370-5)
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    Der Mord an ihrem Ex-Freund Paul bringt die Privatdetektivin Claire DeWitt völlig aus dem Gleichgewicht. So nimmt sie zwar sofort die Ermittlungen auf, aber nicht nur für diesen Fall - von irgendwas muss sie ja leben - und steigert zugleich immer mehr ihren Drogenkonsum. Trotz ihres großen Netzwerkes an Freunden ist sie bald dem eigenen Tod näher als der Auflösung des Mordes an Paul ...
    Sara Gran stellt nach "Die Stadt der Toten" mit Das Ende der Welt den zweiten Band über ihre be(d)rückend nah der dunklen Seite des Lebens anverwandten Ermittlerin vor, die wohl nicht von ungefähr ein wenig an Stieg Larssons Figur Lisbeth Salander erinnert.
    Im wahrsten Sinn des Wortes ein "Krimi noir", der keiner Verstörung ausweicht - und einen bis zuletzt in den Bann zieht ... U.K.
    (Sara Gran: Das Ende der Welt. Roman. Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné. Droemer Verlag, München 2013. 367 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22637-7)
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    Ein Serienkiller richtet seine Opfer als Bildzitate bekannter Meister her und tötet zudem diejenigen, die als erste in die Augen der Toten sehen. Er scheint allgegenwärtig zu sein und bestens mit technischen Hilfsmitteln ausgestattet zu sein. Hauptkommissar Rhode und sein Team kommen da mit legalen Mitteln nicht mehr weiter - nur gut dass zu seinen Freunden Ares Löwenstein zählt, der u.a. gute Kontakte zu seinen alten Rockerfreunden pflegt.
    Markus Heitz gilt laut Klappentext als Großmeister der deutschen Fantasy und hat mit Totenblick seinen ersten "normalen", nahezu Mysterie freien Thriller vorgelegt - und zwar durchaus mit Erfolg!
    Als eingefleischten Wahlberliner kommen einem zwar die Hymnen auf den Handlungsort Leipzig etwas "schräg" vor, aber davon abgesehen gelingt es dem Autor ein so krudes wie unterhaltsames Szenario zu entwickeln und es überzeugend bis zum fulminanten Showdown durchzudeklinieren.
    Dieser Titel sollte sich - trotz Leipzig ;-) - sogar international sehen lassen können und weckt den dringlichen Wunsch nach mehr! U.K.
    (Markus Heitz: Totenblick. Thriller. Knaur TB-Verlag, München 2013. 521 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50591-5)
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    Auf dem Weg zur Arbeit fährt die Grafikerin Lia eines Morgens an einem von der Polizei gesicherten PKW vorbei. Wie sich später herausstellt, lag in dessen Kofferraum die bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leiche einer Frau. Wenig später lernt Lia Mari kennen und wird alsbald Teil ihres "Teams", dass Jagd auf brutale Menschenhändler und korrupte Politiker macht …
    Pekka Hiltunen hat mit Die Frau ohne Gesicht sein Krimidebüt vorgelegt.
    Die Idee, ein Rächerteam zu installieren, um jenen, die sich meist "legal" den Strafbehörden entziehen können, ist nicht neu. Und die zwei Frauen, von denen Mari Menschen wie ein Buch "lesen" kann, machen das auch nicht wirklich besser. Denn einerseits wird das Ganze auf einer stets passgenauen, geradezu märchenhaften Kompetenzerweiterung à la deus ex machina fortgeschrieben, andererseits ist Lia als zögerlich moralisches Gegengewicht nicht überzeugend - auch weil sie selbst durchaus sinnvolle Ermahnungen in den Wind schlägt. Hinzu kommen sich doppelmoppelnde Abschweifungen, die das Offensichtliche noch offensichtlicher "psychologisch" zu erläutern suchen.
    Auf der "Habenseite" stehen immerhin, dass eine traumatisierte "Ermittlerin" wie Lia auch tatsächlich die Folgen eines Traumas auszubaden hat. Und auch die Milieubeschreibungen eines rechtspopulistischen Politikers und die Angst bestimmte Handlungsweise einer Gruppe von Prostituierten sind einigermaßen überzeugend.
    Fazit: Da ist für die Folgenbände noch einige Luft nach oben … U.K.
    (Pekka Hiltunen: Die Frau ohne Gesicht. Thriller. Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara. Berlin Verlag TB, München 2013. 477 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-8333-0905-2)
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    Patrick, Lehrer an einer Highschool und im Nebenberuf Drehbuchautor, findet morgens im Briefkasten eine unbeschriftete DVD. Beim Abspielen zeigt sie ihn und seine Frau Ariana, wie sie alle Räume ihres Hauses durchqueren oder in einem Raum sitzen oder schlafen. Wenig später erhält Patrich eine Mail: "Komm alleine, tu, was wir dir sagen - oder sie stirbt." Eine Ansage, die für Patrick und Ariana ein todbringendes Spiel eröffnet …
    Nach seinen Krimis um den zugunsten der Rache das Recht beugenden Tim Rackley legt Gregg Hurwitz mit Oder sie stirbt nun endlich auch einen mich durchgehend überzeugenden Thriller vor.
    Aus der Perspektive des immer verzweifelter werdenden Patrick zeigt der Roman immer mehr Indizien für das Horrorszenario allgegenwärtiger Überwachung auf - und angesichts der jüngsten Nachrichten lässt sich das Ganze nach Verschlingen der Lektüre kaum noch als reine Fiktion abtun. Also nichts für Leute mit Hang zur Paranoia. U.K.
    (Gregg Hurwitz: Oder sie stirbt. Thriller. Aus dem Englischen von Wibke Kuhn. Knaur TB-Verlag, München 2013. 507 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-63897-2)
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    Es ist Nacht und ein dichter Nebel hüllt den kleinen Ort Werlesiel an der ostfriesische Küste ein. Vikki Rickmers klopft verletzt an einer Tür - ihr wird aufgemacht, doch plötzlich scheint sie wie von Geisterhand von irgendetwas wieder in den Nebel und damit außer Sichtweite gezogen zu werden. Seither fehlt von der jungen Frau jede Spur …
    Sven Koch eröffnet mit Dünengrab eine äußerst viel versprechende Krimireihe.
    Eingebunden in die Nordsee-Region, ohne jedoch übertrieben mit den regionalen Klischees hausieren zu gehen, inszeniert er einen Kriminalfall mit überzeugenden Charakteren. U.a. auch Femke Folkmer und Tjark Wolf als ermittelnde Polizeibeamte weichen angenehm von den üblichen Rollenzuweisungen ab. Der Plot fesselt von der ersten Seite an und findet schließlich ein voltenreiches Ende.
    Bitte mehr davon … U.K.
    (Sven Koch: Dünengrab. Kriminalroman. Knaur TB-Verlag, München 2013. 412 Seiten. 8,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51322-4)
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    Ein weiterer Krimi von Sven Koch ist Totenmond, der jedoch wie schon "Purpurdrache" die Polizeipsychologin Alexandra von Stietencron als Heldin hat. Ihr sendet einer Songtexte, die Bezug zum Mond haben und Hinweise auf seine Mordserie sind. Zuletzt gerät auch noch die Tochter von dem neuen Freund Alexandras in die Hände des Killers, und er stellt Alexandra vor die Wahl: Ihr Leben gegen das des Mädchens.
    Ganz anders als in "Dünengrab" s.o. weiten sich die Untersuchungen Alexandras und der Ermittler sogar über Kontinente und gänzlich andere Kulturen hinweg aus - und ist damit nicht minder spannend. U.K.
    (Sven Koch: Totenmond. Kriminalroman. Knaur TB-Verlag, München 2013. 396 Seiten. 8,99 Euro. ISBN: 978-3-426-50856-5)
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    Scarlett Higgins ist durch eine Reality-Soap bekannt geworden. Stephanie Harker hat ihr als Ghostwriterin zu weiterer Berühmtheit verholfen und zwischen beiden entwickelte sich wider Erwarten eine enge Freundschaft. Und nachdem Higgins an Krebs verstirbt, will Stephanie den kleinen Sohn Jimmy von Scarlett adoptieren, bei dessen Geburt sie schon dabei war. Doch dann wird Jimmy hinter der Sicherheitsschleuse des Chicagoer Flughafens entführt …
    Der Verrat von Val McDermid ließ mich bei seiner Lektüre immer wieder nach dem Autorennamen schauen - denn die Entwicklung der Charaktere in diesem Thriller gemahnte eher an Pilcher denn an eine Val McDermid, die u.a. mit den Romanen um den Profiler Tony Hill und der DCI Carol Jordan so wunderbar vielschichtige Psychothriller vorgelegt hatte. Doch bei dem hier gewählten Strickmuster ist es dann auch kein Wunder, dass das Ende dieses Romans spätestens nach der Hälfte absehbar ist ...
    Hoffentlich nur ein Ausrutscher! U.K.
    (Val McDermid: Der Verrat. Thriller. Aus dem Englischen von Doris Styron. Droemer Verlag, München 2013. 508 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-19969-5)
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    Während sie einkauft, lässt Tinka Hansson den Buggy mit ihrer schlafenden Tochter Lucy einen Augenblick aus den Augen. Als sie sich umdreht, ist Lucy samt Buggy verschwunden. Vier Jahre später erfährt Lucies Vater, dass seine Tochter lebt, doch wenn er ihren Aufenthaltsort wissen will, muss er zum Mörder werden ...
    Susanne Mischke entfaltet in Töte, wenn du kannst nicht nur einen fesselnden Plot, sondern bettet ihn mit Kommissar Greger Forsberg und seiner jungen Kollegin Selma Valkonen auch in ein Ermittlungsteam ein, dessen trockene Dialoge immer wieder einen reizvollen Kontrapunkt setzen.
    Ein Krimi, der auch international Furore machen könnte. U.K.
    (Susanne Mischke: Töte, wenn du kannst. Roman. Bloomsbury Verlag, München 2013. 445 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-8270-1141-1)
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    Die Selbstgewissheit von DI Andrew Hicks wird heftig angetastet - kurz hintereinander werden von einem Hammer brutal zugerichtete Mordopfer aufgefunden, doch trotz ihrer großen Zahl lässt sich aus den Spuren kein Muster ableiten, dass den Serienmörder zur Strecke bringen könnte …
    Steve Mosby unterlegt seinen neuesten Psychothriller Kind des Bösen mit einem fulminanten Plot, bei dessen Entfaltung - insbesondere bei dessen eingeführten DI Hicks - es jedoch hin und wieder etwas hakelt.
    Nichtsdestotrotz ein weiterer Pageturner dieses Autors, der einen bis zum voltenreichen Ende gespannt sein lässt. U.K.
    (Steve Mosby: Kind des Bösen. Psychothriller. Aus dem Englischen von Ulrike Clewing. Knaur TB Verlag, München 2013. 431 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51367-5)
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    Hauptkommissar Eisenberg wurde unverhofft und ohne große Affinität dazu einer "Sonderermittlungsgruppe Internet" als Leiter zugewiesen, deren Erhalt noch ungewiss ist - nicht zuletzt auch, weil sie sich aus sehr eigenwilligen, kaum teamfähigen Mitgliedern zusammensetzt. Doch dann werden in einem Online-Computerspiel nach und nach vier Mitspieler vermisst, deren Ausstieg von eigenartigen Kommentaren begleitet wurde, als ob sie dächten, auch die reale Welt sei nur eine Simulation. Und tatsächlich sind dann diese vier auch in der realen Welt unauffindbar. Zuletzt sieht sich Eisenberg selber einem so grausamen wie tödlichen Spiel ausgesetzt …
    Karl Olsberg legt mit Delete einen fesselnden Thriller vor, der mit glaubwürdigen Charakteren sehr elegant eine Brücke zwischen realer und virtueller Welt baut und damit auch für nicht so Computer und Internet geübte Leser verständlich ist. Nicht von ungefähr werden hierin des Öfteren "Simulacron-3" von Daniel F. Galouye und Rainer Werner Fassbinders Verfilmung "Welt am Draht" erwähnt … U.K.
    (Karl Olsberg: Delete. Thriller. Berlin Verlag TB, Berlin 2013. 461 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-8333-0939-7)
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    Corrie, eine Studentin in Forensik, hat in Roaring Fork mit ihren Untersuchungen an 150 Jahre alten Skeletten den von Multimillionären besuchten Wintersportort derart aufgeschreckt, dass dortige Investoren alsbald ihr Leben bedrohen. Einzig Special Agent Pendergast kann ihr noch helfen und dabei den alten wie auch einen buchstäblichen brandaktuellen Fall auflösen ...
    Das Autorenduo Preston & Child legt mit Attack - Unsichtbarer Feind einen neuen Thriller um Special Agent Pendergast vor.
    Diesem Fall gehen ein Dialog von Oscar Wilde und Conan Doyle voraus, der wiederum in einer bislang unentdeckten Sherlock Holmes-Geschichte mündet. Eine reizvolle Eröffnung - erinnert Pendergast doch selber nicht wenig an den omnipotenten Urvater aller Detektive. Und so entwickelt dieser Thriller um Wirtschaftskriminelle und Kannibalismus alsbald einen starken Sog, dem selbst die etwas allzu unbedarft und in Trotzhaltung verharrend gestaltete Corrie nur wenig entgegenzusetzen vermag. U.K.
    (Preston & Child: Attack - Unsichtbarer Feind. Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Michael Benthack. Droemer Verlag, München 2013. 480 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-19985-5)
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    SF / Fantasy

    Krampus, einst Herr des heidnischen Julfestes, wurde vom Nikolaus entmachtet und in eine dunkle Höhle verbannt. Verbittert muss Krampus von dort aus mit ansehen, wie Nikolaus als Weihnachtsmann zum Helden aller Kinder wird. Doch dann winkt unverhofft das Ende seiner Gefangenschaft …
    Das hat schon was, wenn man als gebürtiger Bayer in Berlin sitzt und dort das Buch eines Autors aus den USA über den im Alpenland alljährlich noch umgehenden Krampus liest.
    BROM, seines Zeichens Autor und Illustrator, legt mit Krampus einen Fantasy-Roman vor, der fehlende mythologische und theologische Fundiertheit durch erfrischende Frechheit nahezu wettmacht. Denn die hier im Wortsinn willkürlich zusammengesuchten Puzzlesteine aus Mythologie und Brauchtum ergeben eine Geschichte, die immerhin berechtigte Anfragen an Schein und Sein weltweit abgefeierter Weihnachtsrituale stellt und die Kraft der Liebe als Motor für jede positive Veränderung hochhält. Dies allerdings verbunden mit nicht wenig blutrünstigem Hauen und Stechen - und, wie schon angedeutet, nicht wenig hanebüchenen Verbiegungen mythologischer "Wahrheiten".
    Wer Sinn für schwarzen Humor hat und auch sonst diesem Genre nahe steht, dürfte aber mit diesem Buch auf seine Kosten kommen und nicht wenig Lesespaß haben. U.K.
    (BROM: Krampus. Roman mit Illustrationen des Autors. Aus dem Amerikanischen von Jakob Schmidt. Knaur Verlag, München 2013. 496 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65334-0)
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    Der junge Adeen arbeitet als niederer Schreiber in der fliegenden Stadt Rashija und muss die Schikanen der vom Kaiser begünstigten Magier ertragen. Doch dann lernt er eine Gruppe von Rebellen kennen, die ihm für ihren Kampf gegen die Unterdrückung alsbald eine entscheidende Rolle zuweisen. Denn in Adeen ist die Magie des Aschevogels verborgen, ein Wesen von unheimlicher Schönheit und einzigartiger Stärke.
    Kaja Evert, Jahrgang 1981, legt mit Flügel aus der Asche das Debut eines High-Fantasy-Romans vor, dass in Teilen durchaus zu überzeugen weiß. So lassen einen die Binnenhandlung um den Kampf für freie Kunst- und Lebensentfaltung des Helden, das Coming-Out der eigenen Magie und seine Liebe zu einer Magierin der gegnerischen Seite durchaus bis zuletzt am Ball bleiben, doch u.a. die Rahmenbedingen für die fliegende Stadt zum Mutterplaneten sind doch (noch) weit mehr behauptet als plausibel vorgestellt wie auch den Handlungsträgern etwas mehr "Fleisch" und weniger Klischee gut getan hätte.
    Insgesamt jedoch ein Start, der Hoffnung auf mehr macht. U.K.
    (Kaja Evert: Flügel aus der Asche. SF-Roman. Knaur TB-Verlag, München 2013. 441 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51196-1)
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    Erneut etwas schwerfällig zu Anfang, nimmt Hyddenworld - Das Erwachen. Bd.2 von William Horwood dann doch wieder - nicht zuletzt auch dank der liebevollen Ausgestaltung seiner Charaktere - viel versprechende Fahrt auf und macht einmal mehr neugierig auf die Fortsetzung dieser als Tetralogie angelegten Reihe. (Siehe auch ausführliche Besprechung zu Hyddenworld - Der Frühling. Bd.1) U.K.
    (William Horwood: Hyddenworld - Das Erwachen. Bd.2. Roman. Aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013. 461 Seiten. 21,95 Euro. ISBN: 978-3-608-94639-0)
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    Ein unbekanntes Virus breitet sich an gleich mehreren Orten in der Welt aus. Es verwandelt die davon betroffenen Menschen in wahllos mordende Killer. In Berlin wird deshalb erst eine Plattenbausiedlung, dann der ganze Bezirk Mitte unter Quarantäne gestellt und zur Seuchenzone erklärt. Doch dies alles ist kein Zufall, sondern von einem globalen Netzwerk planvoll gesteuert ...
    Alexander Odin, vermutlich das Pseudonym für einen Kinder- und Jugendbuchautor, hat mit Pandämonium - Die letzte Gefahr seinen ersten Roman für Erwachsene vorgelegt. Beinahe mit grandiosem, durchaus mit international bekannten Autoren messbarem Erfolg. Sein Schreibstil, die Zeichnung der Charaktere, das Erzeugen von Spannung und Atmosphäre innerhalb eines überzeugend ausgemalten Berlin-Stadtbildes heben sich wohltuend vom sonstigen Einerlei des SF- bzw. Dystopien-Genres ab. Doch das Ende ist so platt wie die Auflösung bzw. das, was hinter dem Virus steckt, klischeebeladen ist. U.K.
    (Alexander Odin: Pandämonium - Die letzte Gefahr. SF-Roman. Bastei Lübbe Verlag, Köln 2013. 414 Seiten. 8,99 Euro. ISBN: 978-3-404-16741-8)
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    Kinder- & Jugendliteratur

    Barnaby Brocket fällt buchstäblich aus dem Rahmen einer sehr auf Normalität bedachten Familie - seit seiner Geburt zieht es ihn nach oben. Als Baby wird ihm an der Kinderzimmerdecke eine Matratze angebracht, später muss er einen schwer beladenen Rucksack mit sich herumschleppen. Doch dann hat seine Mutter genug von all dem Aufsehen mit ihm, sie schneidet hinterrücks seinen Rucksack auf und lässt Barnaby in den Himmel schweben …
    John Boyne, einem Millionenpublikum bekannt geworden durch "Der Junge im gestreiften Pyjama", lässt sein Kinderbuch Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket auf einer wunderbaren Idee basieren, die zur Metapher vieler außenvor stehender Kinder hätte werden können.
    Doch fehlte es Boyne hier an der Fähigkeit eines Roald Dahl, daraus eine so köstliche wie exzentrische UND auch eine in sich plausible und glaubwürdige Geschichte zu gestalten. Vielmehr liest sich das Ganze wie die Aneinanderreihung von mal mehr und meist weniger gelungenen Episoden, in denen nicht selten ein "deus ex machina" fröhliche Urständ feiert und u.a. die Borniertheit von Barnabys Eltern nicht "boshaft wie Snicket" sondern nur an den Haaren herbeigezogen wirkt. Von da aus abzuheben, macht selbst aus Barnabys Schweben in den Weltraum, noch dazu ohne Sauerstoffversorgung, einen allzu kurzen Sprung. Da trösten auch die witzigen Illustrationen von Oliver Jeffers nur sehr bedingt.
    Schade. U.K.
    (John Boyne: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket. Roman. Aus dem Englischen von Adelheid Zöfel. Mit Bildern von Oliver Jeffers. Fischer KJB Verlag, Frankfurt a.M. 2013. 282 Seiten. 14,99 Euro. Ab 10 Jahren. ISBN: 978-3-596-85576-6)
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    Der national wie international anerkannte Illustrator Quint Buchholz stellt mit Im Land der Bücher ein Bilderbuch vor, das altersübergreifend zu berühren vermag.
    Seine Bilder, die bis auf das letzte mit je einer Zeile aus einem sie verbindenden Gedicht korrespondieren, wirken auf den ersten Blick sehr realistisch, wenn auch vom zarten Dunst fein gepunkteter Rastertechnik überzogen, der einen poetischen Grundton schafft. Doch dann erkennt man schnell, dass hier surreal zusammengebracht wird, was nur in einer Bücherwelt möglich ist - und das nicht selten mit einem sehr subtilen Witz, der das Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungsformen von Büchern erhellt. Das erlaubt Betrachtern nahezu jeden Alters ein stets passgenaues Weiten der Horizonte, und lässt sie hierin immer wieder etwas Neues entdecken. Ein wunderbares Credo für eine Welt mit Büchern! U.K.
    (Quint Buchholz: Im Land der Bücher. Bilderbuch. Hanser Verlag, München 2013. 64 Seiten. 12,90 EUR. Ab 4 Jahren. ISBN: 978-3-446-24320-0)
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    Kaum ist Kaelyns alte Liebe Leo zurückgekehrt, müssen (nicht nur sie) beide schon wieder fliehen - Soldaten bombardieren willkürlich von einem Hubschrauber aus die Insel. Die Flucht ist für Kaelyn zudem bestimmt von einem wichtigen Ziel: Den Impfstoff ihres Vaters zu reproduzieren. Doch dafür bedarf es eines funktionstüchtigen Labors und hilfsbereiter Wissenschaftler, die sie noch am ehesten in der nächstgelegenen Großstadt zu finden hofft. Doch der Weg ist weit und auch das Festland längst vom Virus verseucht …
    Nach Wir sind verbannt legt Megan Crewe mit Und wenn wir fliehen den zweiten Band ihrer Virus-Trilogie vor. Die Autorin hat darin Kaelyns Tagebuch-Perspektive zugunsten einer "normalen" Ich-Erzählperspektive aufgegeben - und (auch) damit hat diese Fortsetzung um Einiges an Qualität gewonnen, da nun weniger Moralisches "bedacht" als von Erlebnissen erzählt wird, die weit eher und besser Fragen nach der Moral aufwerfen.
    Voltenreich und spannend ist die Gruppe sehr unterschiedlicher Jugendlicher bis zuletzt vielen Gefahren ausgesetzt - was nun noch um Einiges neugieriger auf den dritten und letzten Band macht. U.K.
    (Megan Crewe: Und wenn wir fliehen. Roman. Aus dem kanadischen Englischen von Birgit Salzmann. KJB S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2013. 382 Seiten. 16,99 Euro. Ab 14 Jahren. ISBN: 978-3-596-85454-7)
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    Kain Wellershoff ist wegen Mordes an seinem Bruder Abel angeklagt. Ein Indizienprozess, denn Abels Leiche ist spurlos verschwunden und Kain selbst schweigt zu den Vorwürfen. Doch trotz der Staranwältin Hannah Simoneit an seiner Seite bleibt der Ausgang des Prozesses ungewiss ...
    Andreas Hoppert, seines Zeichens Richter an einem Sozialgericht, suchte in Bruderherz die biblische Geschichte des Brudersmords in die Gegenwart zu übertragen - mit ambivalentem Erfolg.
    Theologische, bibelkundliche oder gar literarkritische Betrachtungen verbitten sich bei diesem Roman allein angesichts einer Aufsplittung des alttestamentlichen Gottes in Vater Wellershof und Richter Gottwald (sic!) von selbst. Als Gerichtsthriller für Jugendliche ist sein Plot hingegen durchaus überzeugend abgeleitet, wenn auch die Charaktere und ihre Dialoge nicht selten hölzern und klischeebeladen daherkommen. Bemerkenswert und gewiss zur Diskussion anregend immerhin das Ende und die sich daraus ableitende Interpretation für das "Kainsmal". U.K.
    (Andreas Hoppert: Bruderherz. Roman ab 14 Jahren. Gabriel Verlag, Stuttgart 2013. 271 Seiten. 12,95 Euro. ISBN: 978-3-522-30323-1)
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    Der Bärbeiß ist ein Meister der schlechten Laune. Sonne? Viel zu schweißtreibend! Regen? Macht einen nass! Und Besuch empfangen? Nur lästig und nervend! Nur gut, dass sich das Tingeli davon nicht abschrecken lässt …
    Punktgenau illustriert von Jutta Richter, entfaltet Annette Pehnt um den Bärbeiß herum eine sehr eigene Welt mit Hasen, Reihern, einem Königspinguin und dem Phantasiewesen Tingeli. Allesamt mit kleinen Macken gesegnet, lassen sie sich gerne von Fröhlichkeit und Freundlichkeit anstecken. Das entdeckt auch das Mädchen Marie, dass sich hier ab und an Rückendeckung holt, nachdem es von seinen Eltern nach Timbuktu geschickt wurde - einen Namen, den die Dorfgemeinschaft auch gleich für sich wählt. Insbesondere zum Vorlesen ab 5 Jahren geeignet, dürften die Kinder an diesem mit Witz und guten Fragen gespickten Buch viel Spaß haben. U.K.
    (Annette Pehnt (Text), Jutta Bauer (Bild): Der Bärbeiß. Erzählung. Hanser Verlag, München 2013. 89 Seiten. 10,00 EUR. Ab 5 Jahren. ISBN: 978-3-446-24307-1)
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