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Der Name "Riyria" ist im Königreich Melengar als Diebesbund bekannt, vor dem auch auf bestmögliche Weise gesicherte Schätze nicht sicher zu sein scheinen. Insbesondere korrupte Angehörige des Adels bedienen sich dieses Bundes, der in Wahrheit aus nur zweien besteht: Hadrian, einem ehemaligen Soldaten und Royce, einem Mann mit womöglich elbischer Herkunft. Minutiöse Vorbereitung ist ihnen alles - dennoch erweist sich im Nachhinein der Diebstahl eines berühmten Schwertes als raffinierte Falle, der sie trotz aller Vorbereitung nicht zu entgehen vermochten. Denn anstelle des Schwertes finden sie sich vor Melengars getötetem König wieder und werden als dessen angebliche Mörder in den Kerker gesteckt. Erst ihre unverhoffte Befreiung öffnet ihnen den Blick auf eine Verschwörung ungeheuerlichen Ausmaßes, die längst nicht nur den Thron des recht kleinen Königreichs Melengar betrifft. Dagegen erweisen sich Hadrian und Royce selbst schon als ehrenwerte Gesellschaft. Jedenfalls fast …
Mit der "Der Thron von Melengar - Riyria 1" wird eine Fantasy-Reihe des Autors Michael J. Sullivan in der gelungenen Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann eröffnet, die mehr als vielversprechend ist.
Dabei versammelt sich darin ein Stil- und Formenmischmasch, der Fantasy-Puristen die Tränen in die Augen treiben wird.
Die Welt Elan, in der das Königreich Melengar angesiedelt ist, beherbergt neben den Menschen auch Elben, Goblins, Zwerge und Zauberer, die jedoch nur sehr wenig mit den Zuweisungen z.B. in Tolkiens "Herrn der Ringe" zu tun haben. Auch wenn deren Bewaffnung mit Schwert und Bogen und ihre Burgen an das Mittelalter gemahnen, wirken Tonfall und Beschreibung des höfischen Lebens eher dem 17. und 18. Jahrhundert und die sich bis aufs Messer bekämpfenden politischen Strömungen von "Imperialisten", "Nationalisten" und "Royalisten" wiederum eher dem 19. Jahrhundert entlehnt. Die Dialoge, insbesondere die zwischen den beiden Meisterdieben, kommen wiederum sehr heutig daher und zeichnen sich durch einen sehr einnehmend angelsächsisch trockenen Humor aus.
Moralisch-ethischen Hintergrund bildet eine polytheistische Religion mit Erebus, dem Göttervater an der Spitze, der u.a. auch mit Novron einen Halbgott gezeugt hat, aus dessen Linie die Imperialisten wiederum ihren Weltbeherrscher suchen. Diese Religion von einer "Kirche" mit Bischöfen an der Spitze vertreten zu lassen, deren Habitus und Machtansprüche der katholischen Kirche früherer Jahrhunderte ähnelt, ist dagegen schon mehr als ein Stilbruch, mit dem es sich der Autor etwas arg bequem gemacht hat. Hier muss sich noch erweisen, wie er das in den zu erwartenden Folgebänden ausbaut und legitimiert.
Wenn dieser erste Band dennoch als sehr "vielversprechend" eingestuft wird, dann deshalb, weil Sullivan mitreißende Charaktere anzulegen sowie vielfältige Handlungsorte zu gestalten und auszumalen weiß. Besonders bemerkenswert ist jedoch sein Timing für den Handlungsablauf - da wird nichts in die Länge gezogen, sondern er verschießt offenbar aus übervollem Köcher einen Pfeil nach dem anderen und treibt die Handlung damit voran.
Bleibt am Ende nur noch eins: Warten auf den nächsten Band!