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Howard Gardner

Intelligenzen

Die Vielfalt des menschlichen Geistes. Aus dem Amerikanischen von Ute Spengler. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2002. 335 Seiten. 20,- EUR. ISBN: 3-608-94263-7, >>> Amazon
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Knapp zwanzig Jahre nach seiner Veröffentlichung der Rahmen-Theorie der vielfachen Intelligenzen im Jahre 1983 (s.a. Abschied vom I.Q., Stuttgart 1991), legt Howard Gardner mit 'Intelligenzen' eine Zwischenbillanz vor, die das weitreichende Echo auf diese Theorie reflektiert und daraus neue Ein- und Ansichten ableitet.
Eins vorweg: 'Intelligenzen' ist trotz bzw. gerade wegen seiner Rückblicke ein Buch, das auch ohne Vorkenntnis der anderen Werke Howard Gardners mit Gewinn gelesen werden kann. Nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler verfügt er nämlich zudem über die leider keineswegs selbstverständliche und deshalb auch preisgekrönte Gabe, hochkomplexe Zusammenhänge schlüssig und eingängig darzustellen.
Von den zwölf Kapiteln erörtern die ersten drei u.a. die 'Attacken auf die IQ-Lobby', die 'Unruhe unter Psychologen' sowie die 'sieben Intelligenzen in der Urform'. Hier schildert H.G. auch seinen ganz persönlichen Werdegang und Einstieg in dieses Forschungsthema. In Kapitel 4 fragt er, 'Gibt es weitere Intelligenzen' und klopft die zusätzliche Definitionsmöglichkeiten von 'naturkundlichen' und 'spirituellen' Intelligenzen ab, in Kapitel 5 sogar auch noch die einer 'moralischen' Intelligenz - er 'scheitert' dabei brillant, d.h. er macht deutlich, dass weder irgendeine Fragestellung gescheut werden sollte, jedoch auch die 'Elastizität' (s)einer ernstzunehmenden Theorie nicht überbeansprucht werden darf.
Kapitel 6 räumt mit immer wieder an ihn herangetragenen 'Mythen' auf, denen er mit eindeutigen 'Fakten' und erhellenden wie auch durchaus selbstkritischen 'Kommentaren' begegnet.
'Wie ich immer betone, sollten die Intelligenzen mobilisiert werden, damit die Menschen sich wichtige Lerninhalte aneignen können; hingegen sollten sie nicht als Klassifzierungsinstrument fungieren.'
Dieses Zitat ist dem 7. Kapitel entnommen, wo noch einmal 'Die multiple Intelligenz' im Frage- und Antwortmuster die Definitionen, die Theorie, die Struktur der Intelligenzen und ihre Verbindung, die Gruppenunterschiede sowie 'Intelligenz und Lebenslauf' vertiefend durchdekliniert.
Davon ausgehend wird in Kapitel 8 'Menschenführung, schöpferisches Denken und die Intelligenzen' in einen wegweisenden Zusammenhang gestellt. Die Kapitel 9 bis 11 zeigen die für H.G. sehr wichtig erachteten Möglichkeiten und Grenzen von dem Einsatz der Erkenntnisse zur multiplen Intelligenz in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen auf. (Nicht nur in den USA gibt es schon viele Schulen, die ihr Unterrichtskonzept auf die Grundlage von Gardeners Theorie gestellt haben.)
Bereits zwei Kapitel zuvor sagt er hierzu: 'Verständnis der Zusammenhänge ist mir wichtiger als Faktenwissen. Ich lege wenig wert auf einen Wissenskanon oder obligatorische Kernfächer. Ich glaube, daß man ein Verstehen dieser Art anhand verschiedenartiger Lerninhalte entwickeln kann und dies durch vertiefte Erarbeitung einer begrenzten Anzahl von Themen eher zu erreichen ist als durch extensive Lehrpläne.' Dazu die lapidare Randnotiz: 'Vergleichbare Vorstellungen hat in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts der deutsche Physiker und Pädagoge Martin Wagenschein entwickelt, der vom exemplarischen Lehren/Lernen und - wie Gardner - vom Vorrang des Verstehens (Verstehen lehren) gegenüber der Vermittlung von Wissensmengen spricht.'
Das 12. Kapitel schließlich fasst das Ganze noch einmal zusammen unter den Überschriften 'Die Dehnbarkeit der 'Multiplen Intelligenz' und ihre Grenzen', 'Die Evaluierung von Intelligenz', 'Die Verbindung der Intelligenzen mit anderen Werteigenschaften', 'Offene Fragen: Die Forschungsagenda' und zuletzt 'Verstärkte Individualisierung: eine Aufgabe für die Zukunft'.
Es folgt ein ausführlicher, gut 70-seitiger Anhang mit Quellen und Anmerkungen, der u.a. auch Videos und Newsletters sowie Kontaktadressen zur Theorie und ihrer Anwendung aufführt.
'Intelligenzen' ist ein Werk, das weit über die Grenzen eines wissenschaftlichen Campus hinausweist - es sollte von Fachleuten wie von Laien, nicht zuletzt auch von Politikern gelesen und diskutiert werden - denn:
'In der Anerkennung dieser unserer Individualität könnten wir wahrnehmen, was uns am tiefsten verbindet - die gemeinsame Herkunft aus der biologischen und kulturellen Evolution. Wir könnten entdecken, warum wir uns, einander ergänzend und stärkend, verbünden müssen, um dafür zu sorgen, daß Natur und Kutur für zukünftige Generationen überleben.'

Weitere Besprechungen zu Werken von Howard Gardner siehe:
Howard Gardner: Dem Denken auf der Spur (1989)
Howard Gardner: Abschied vom I. Q. (1991)
Howard Gardner: Der ungeschulte Kopf (1993)
Howard Gardner: Intelligenzen (2002)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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