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Tilman Spreckelsen (Hrsg.)

Die Bücher mit dem blauen Band

  • Nadia Budde: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2009. 192 Seiten. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-596-85321-2, >>> Amazon
  • Ludwig Harig: Wie die Wörter tanzen lernten. Eine erlebte Poetik. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2009. 213 Seiten. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-596-85357-1, >>> Amazon
  • Robert Gernhardt: Ein gutes Wort ist nie verschenkt. Gedichte und Geschichten für Kinder. Mit Bildern von Almut Gernhardt. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2009. 316 Seiten. 22,95 Euro. ISBN: 978-3-596-85384-7, >>> Amazon
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    Wie sehr eine gute Ausstattung auch den Genuss einer Lektüre zu steigern vermag, wissen längst u.a. alle Liebhaber der Anderen Bibliothek.
    Der Fischer Verlag geht hierzu nun in eine belebende Konkurrenz und legt unter der Ägide des Herausgebers Tilman Spreckelsen "Die Bücher mit dem blauen Band" vor. Äußere Kennzeichen dieser Bücher sind jeweils der blaue Leineneinband samt Lesebändchen sowie ein gestanzter Schmuckschuber, der die kleine eingeprägte Titel-Illustration auf dem Buch kunstvoll erweitert. Wenn auch die Ausstattung der Anderen Bibliothek noch einige Finessen mehr bietet, setzt Fischer hier doch schon einen bemerkenswerten Standard, der Bücher aufzuwerten und auf sie neugierig zu machen vermag.
    Völlig anders und bislang einzigartig hingegen die programmatische Ausrichtung dieser Reihe, die sich zwar ebenfalls vergriffener oder einfach außergewöhnlicher Werke annimmt, dabei aber einen thematischen Schwerpunkt auf Kindheit und Jugend setzt.
    Alte Kinderbücher also? Jein ...

  • Die vielfach ausgezeichnete Nadia Budde (* 1967) stellt z.B. mit "Such dir was aus, aber beeil dich!" ihr Kindsein in der DDR als 10 Kapitel umfassenden Comicroman vor. Das kommt schön schräg daher, dürfte bei Alters- wie Herkunftsgenossen und -genossinnen gemischte Erinnerungen wecken und den Wessis die Augen öffnen helfen.
  • Ludwig Harig wiederum erzählt in "Wie die Wörter tanzen lernten" eine "erlebte Poetik", d.h. er verbindet seine eigene Entwicklung als "Luftkutscher" und Lyriker mit den seine Kindheit und Jugend begleitenden Gedichten und Erzählstoffen, um diese zugleich so kompetent wie anregend mit Informationen zu Versformen und literarischen Gattungen zu unterfüttern. So lässt sich der Autor selbst ein wenig kennenlernen und etwas über sein Verständnis der grundlegenden Formen des Schreibens und Dichtens erfahren.
  • Während die beiden erstgenannten Werke jedoch eher auf erwachsene oder zumindest versiertere jugendliche Leser abheben, dürfte "Ein gutes Wort ist nie verschenkt" nahezu alle Altersgruppen von 4 bis 104 Jahren ansprechen.
    Die "Gedichte und Geschichten für Kinder" von Robert Gernhardt feierten darin zusammen mit den Bildern von Almut Gernhardt bereits als sechs Einzelbände (Erstauflagen 1975 bis 1985) große Erfolge - einer davon wurde u.a. mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Während die Bilder von Almut Gernhardt mit ihren surreal ironischen Subtexten in altmeisterlich realistischer Ausführung denen von Michael Sowa vorausgingen und ihnen mindestens ebenbürtig sind, bestechen die virtuosen Texte von Robert Gernhardt durch ihren vielschichtigen Witz und eine nach wie vor erfrischende Gültigkeit.

  • Wer Umgang mit Kindern pflegt, nicht zuletzt mit dem eigenen in sich, wird unter den Büchern mit dem blauen Band gewiss manch lohnende Entdeckung machen. Dem Verlag und dem Herausgeber sei zu dieser viel versprechenden Reihe jedenfalls herzlich gratuliert und ihnen noch langes Durchhaltevermögen gewünscht.

    Weitere Besprechungen zu Werken von Tilman Spreckelsen siehe:
    Tilman Spreckelsen: Gralswunder und Drachentraum (2007)
    Tilman Spreckelsen (Hrsg.): Die Bücher mit dem blauen Band (2009)
    Tilman Spreckelsen: Der Mordbrand von Örnolfsdalur und andere Isländer-Sagas (2011)
    Tilman Spreckelsen: Der Held im Pardelfell (2018)

    Weitere Besprechungen zu Werken von Robert Gernhardt siehe:
    Robert Gernhardt: Lug und Trug (1991)
    Robert Gernhardt: Ein gutes Wort ist nie verschenkt (2009)

    Buechernachlese © Ulrich Karger


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