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Robert Gernhardt

Lug und Trug

Drei exemplarische Erzählungen. Haffmanns, Zürich 1991, 287 S., ISBN: 3-251-00185-X, >>> Amazon
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Robert Gernhardt, bekannt geworden durch seine Mitarbeit als Cartoonist und Reimer von Knittelversen in den Satirezeitschriften Pardon und Titanic, führt in LUG UND TRUG seine prosaische Weltsicht nun mit DREI EXEMPLARISCHEN ERZÄHLUNGEN aus.
In BLANKET CREEK oder VERWILDERTE WÜNSCHE treffen sich drei seit der Studienzeit befreundete Frauen. Eine von ihnen ist gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und hat "viel zu erzählen". Nach Art eines "Geländewitzes", der scheinbar niemals zum Ende kommt, tobt in ihrer Geschichte der subtil geführte Geschlechterkampf zwischen einer kunstinteressierten Frau und einem "naturverbundenen" Mann, der nach x-mal Toscana nun endlich seinen Wunschurlaub in Kanada meint durchsetzen zu können.
KOMODO oder ERLOSCHENE KONTEN variiert dasselbe Thema in fernöstlicher Umgebung und zieht den Klischees um den Sextourismus die Daumenschrauben an. Beide Geschichten sind mehr als nett, bergen sie doch den spröden Witz des Apo-Opas, ohne bei diesem noch lange nicht abgehandeltem Thema in die postmoderne Wehleidigkeit dieser Generation zu verfallen.
Die erste Erzählung mit dem Titel TÜBINGEN oder BELEGTE SEELEN ist jedoch die im besten Sinne tiefsinnigste. In ihr ist das Doppelspiel des sich trennenden Paares nur der äußere Rahmen. Der bei seiner Mutter den Auszug Verenas abwartende Sohn muß für das dringend benötigte Geld einen amerikanischen Porno ins Deutsche übersetzen. Er kommt jedoch nur häppchenweise voran, da die Mutter ihn ständig mit Familienbesuchen behelligt oder ihn mit ihren verneinenden Fragen ("Du willst sicher nicht aufstehen."), die natürlich in ihrem Sinne positive Antworten erwarten, zur Weißglut treibt bzw. ihn in die abgestreift geglaubte Kinderrolle drängt. Diese Groteske ist von einem galligen Humor, der nicht nur den Teil des Zwerchfells mit Vorliebe fürs Makabre berührt. Mancher und manche wird sich erinnern, grinsend und gequält.
Zu "bekritteln" bliebe höchstens, daß in dieser Geschichte womöglich das eine oder andere Erzählenswerte "verdrängt" wurde - hier wäre vermutlich Stoff für einen ganzen Roman!
Robert Gernhardt beweist mit diesem Erzählband jedenfalls einmal mehr, daß man nicht in das flapsig oberflächliche Neusprech verfallen muß, um herzerfrischende Ironie und schadenfrohe Situationskomik zu gestalten. All jenen, die mitten im beziehungsreichen Leben stehen, sei LUG UND TRUG heftig anempfohlen.

Weitere Besprechungen zu Werken von Robert Gernhardt siehe:
Robert Gernhardt: Lug und Trug (1991)
Robert Gernhardt: Ein gutes Wort ist nie verschenkt (2009)

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