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buechernachlese.de
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Nach Die Weihnachtserzählung und Die Ostererzählung wurde nun auch Die Pfingsterzählung von Rainer Oberthür als Bilderbuch mit farbenfrohen Illustrationen von Renate Seelig vorgelegt. Und wie in den beiden anderen Erzählungen nutzt Oberthür dabei die Fragen eines Kindes an einen Elternteil als Rahmen gebendes Erzählmotiv. Doch so sehr die Bilder von Renate Seelig einen wieder ansprechen, holt der Autor diesmal mit assoziativ biblischen Querverweisen zu einem sehr langen, nur mühsam stringenten Vorlauf aus, bevor er den Kern des eigentlichen Themas entfaltet. Und während bei den beiden anderen Erzählungen lediglich zu Anfang und am Ende ein Eltern-Kind-Dialog den Rahmen bildet, sind es hier zwischendurch nicht von ungefähr gleich mehrere und gleich seitenlange Nachfragen des Kindes, die zuweilen den Erzählfluss sogar erheblich stören bzw. die eigentliche Pfingsterzählung unterbrechen.
In der Einleitung führt Oberthür Pfingsten noch ohne große Umschweife als das "dritte große Fest der Christen" ein, das es ohne Weihnachten und Ostern nicht gäbe. Und nach dem Hinweis auf die Geburt der Kirche, heißt es "Der Heilige Geist kommt zu allen Menschen, die zu Gott und Jesus gehören und erfüllt sie mit Mut und Freude". Doch anstatt hier nun "mutiger" bzw. offensiver die Erscheinung Gottes als Heiliger Geist für Kinder gleich konkreter zu fassen, z.B. wie in der Apostelgeschichte, wonach sich "Flammenzungen" auf den Versammelten niederlassen, setzt der Autor auf je einer Doppelseite mit den Erzählungen von der Erschaffung der Welt in Genesis 1 und 4b f. als erste Beispiele für die Präsenz von Gottes Geist an, denen zudem noch das Beispiel in Mk 3,10 mit Johannes dem Täufer folgt - und erst jetzt nimmt er ausführlicheren Bezug zu Kreuzigung und Auferstehung Jesu als Neuanfang für eine Gemeinschaft der Jesusjünger, um schließlich mit dem Pfingstereignis analog zu Apg 2,1 f. zu beginnen. Auch die hierin eingebettete Assoziation mit der Beschreibung der Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel als Gegenbeispiel für die Verständnis untereinander während des Pfingstereignis leuchtet ein - und hätte völlig ausgereicht, um den Heiligen Geist näher zu erläutern.
Ein echter Fall von "weniger wäre mehr gewesen".
Verschenkt hingegen die mögliche Assoziation mittelalterlicher Darstellungen der "Flammenzungen" mit den auch heute noch gebräuchlichen Glühbirnen in Comiczeichnungen. Oder, wenn schon unbedingt etwas ausführlicher, der realkundliche Hinweis darauf, dass Pfingsten zuvor und zuallererst von den Juden 50 Tage nach dem Passahfest im Gedenken an die Übergabe der Gesetze am Sinai gefeiert wurde - das hätte womöglich ebenfalls den Rahmen gesprengt, wäre aber dennoch näher am Thema geblieben.
Im Gegensatz zu den beiden Vorgängerbänden ist dieses Bilderbuch in religionspädagogischer Hinsicht also leider nur sehr bedingt zu empfehlen und fällt von diesen - trotz einiger wieder durchaus sehr treffender Sätze - in Aufbau und Erzählfluss sehr ab.
Weitere Besprechungen zu Werken von Rainer Oberthür siehe:
Rainer Oberthür: Neles Buch der großen Fragen (2002)
Rainer Oberthür: Neles Tagebuch (2006)
Rainer Oberthür: Die Ostererzählung (2007)
Rainer Oberthür: Die Weihnachtserzählung (2011)
Rainer Oberthür: Die Pfingsterzählung (2014)