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Gabriele Beyerlein

Berlin, Bülowstr. 80a

Roman ab 13 Jahre. Thienemann Verlag, Stuttgart 2007. 494 Seiten. Euro. ISBN: 978-3-522-17823-5, >>> Amazon
TB-Neuausgabe. Edition-Gegenwind - CreateSpace, Berlin - North Charleston (USA), 2014. 10,95 Euro. ISBN: 978-1-4943-2048-5, >>> Amazon
E-Book-Neuausgabe. Edition-Gegenwind - neobooks, Berlin - München 2013. 4,49 Euro. ISBN: 978-3-8476-7936-3 >>> Amazon (Kindle), >>> neobooks (ePub)

Baronin von Zietowitz leidet sehr darunter, nach dem Tod ihres Mannes weit unter Stand leben zu müssen. Und Sophie leidet sehr unter ihrer Mutter, die sie zum begehrenswerten Objekt standesgemäßer Heiratskandidaten erziehen will. Aber dann ist es doch "nur" der weit ältere Hausarzt der Mutter, Dr. Friedrich Schneider, der erfolgreich um ihre Hand anhalten und mit dem sie drei Kinder haben wird - wovon eines noch gänzlich aus der "Art schlagen" soll ...
Mit "Berlin, Bülowstr. 80a" legt Gabriele Beyerlein nun den zweiten Band einer lose miteinander verbundenen Trilogie vor, die Entwicklungsgeschichten im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhundert vorstellt. Stand im Vorgängerroman In Berlin vielleicht das Dienstmädchen-Milieu im Vordergrund, ist es hier die Schicht jener, die Dienstmädchen einzustellen pflegte. Die Identifikation hiermit fällt erstmal nicht so leicht - was sind schon Probleme, die aus Standesdünkel herrühren, gegen schiere Existenzängste. Doch die Autorin weiß dafür mit generationenübergreifend jugendtypischen Problemstellungen einzufangen, wie sie aus dem Umgang mit erwachsenen Autoritäten geradezu zwangsläufig aufkommen, um Sophies weitere Entwicklung schließlich durch die Heirat mit dem vergleichsweise toleranten Friedrich zu erden. Und spätestens mit deren gemeinsamer Tochter Charlotte, die ein Medizinstudium anstrebt, werden die heftigen, heute steinzeitlich wirkenden Vorkämpfe weiblichen Emanzipationsbedürfnisses evident.
Eingebettet ist diese Familiengeschichte einmal mehr in ein ausgiebig recherchiertes Zeittableau, das den Blick weit über den Horizont von Sophies Mutter hinausschweifen und damit die unerträglich vordemokratischen Zustände einer Standesgesellschaft sowie deren erste Erosionen erkennen lässt. Erneut faszinierend auch die sprachliche Eleganz der Autorin, die einer Gratwanderung bis zur letzten Seite die einnehmend anschauliche Melodie gibt und ohne Absturz jedes Klischee zu unterlaufen vermag. Trotz der Umschlagsgestaltung keineswegs nur jugendlichen Frauen vorbehalten, wird hier Zeitgeschichte erfahrbar, die, bewegend erzählt, notwendiges Verständnis für die Zukunft gibt ...

Weitere Besprechungen zu Werken von Gabriele Beyerlein siehe:
Gabriele Beyerlein: Wie ein Falke im Wind (1993)
Gabriele Beyerlein: In Berlin vielleicht (Berlin-Trilogie 1/3; 2005)
Gabriele Beyerlein: Berlin, Bülowstr. 80a (Berlin-Trilogie 2/3; 2007)
Gabriele Beyerlein: Es war in Berlin (Berlin-Trilogie 3/3; 2009)
Gabriele Beyerlein: In die Steinzeit und zurück (Lektüre + Materialienheft; 2012)
Gabriele Beyerlein: Ins Mittelalter und zurück (Lektüre + Materialienheft; 2014)
Gabriele Beyerlein: Aja oder Alles ganz anders (2020)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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