Männer unter sich:
Er schüttelte Hände, tauschte zwinkernde oder seriöse Blicke, löste seine Hand aus einer anderen, um sofort wieder von einer, zuweilen gar von zwei Händen gefaßt zu werden. Ein guter Bekannter, Kollege oder Freund packte mit der rechten Hand seine rechte Hand und ließ die nach unten fallende linke durch Klopfen oder Greifen seiner Schulter hilflos hin und her baumeln, bis auch diese endlich kurzen Halt an der Schulter des anderen fand.
Bevor er jedoch seine Beziehung zum jeweiligen Gegenüber ertasten konnte und gegebenenfalls selbst schütteln, klopfen oder greifen wollte, hatte der schon wieder Platz für den nächsten gemacht.
Unterwegs zur Toilette machte ein zuerst kaum wahrnehmbarer Schmerz nachhaltig auf sich aufmerksam. Das Rückgrat mit seinen innewohnenden oder anliegenden Nerven und Muskelsträngen meldete kreischend beim Gehirn an, nachdem die Schultern mit den Armen, welche den anderen Hände nahegebracht hatten, zugleich durch die Stellung der Füße, der Beine und des Beckens von ihm in die entgegengesetzte Richtung gespannt worden waren. Gespannt mit einem sich krümmenden Rückgrat, das folglich schmerzte, drehte das Gehirn jetzt auch noch durch: "Ich nähere mich also entfernt oder entferne mich nähernd, habe mich annähernd entfernt oder mich entfernend angenähert oder ..."
Das war auch den bis dahin intakt gebliebenen Körperteilen zuviel. Die wollten keinen Schritt mehr weiter und sackten einfach in sich zusammen.
"So geht das nicht weiter!" sagte auch der vor ihm thronende Guru und empfahl dem ergeben Knienden im weichen Wohlklang seiner Stimme, den Körper vom sanften Fluß der Harmonie, der Einheit mit dem Kosmos, dem Yin und Yang allen Seins durchfluten zu lassen.
Trifft er jetzt auf eine Gruppe Gleichgesinnter, treibt ihn der Strom des Begegnens an sie heran, wird er sogleich von einer allumfassenden Umarmung empfangen, hört Rippen knacken und läßt sich davon nicht beirren, denn das ist eben Yin und Yang. Der Makrokosmos der Gruppe zerfällt schließlich in die Mikrokosmen einzelner Gesichter, die es wiederum sanft und innig zu würdigen gilt. Noch kann er sich eines unsteten Zwinkerns seiner Augen nicht erwehren, weiß er doch nicht, welche Wange es mit Wange zu reiben, wann Wange an Lippe oder Lippe an Wange zu drücken oder gar Lippe auf Lippe sich über kurz oder lang zum Kuß touchieren sollen, wollen ...
"Du bist einfach noch nicht reif für uns!" wurde er wieder stehengelassen, als er mit dem Hinweis auf die noch nicht ausgeheilten Nasen- und Jochbeinprellungen seine neuerworbene Fechtermaske partout nicht absetzen wollte.