buechernachlese.de
|
"Mögen ihre Leiber die Erde für die Hungernden düngen."
Der 10-jährige Kimo und seine Freunde verstehen die Verkettung
von Waffengeschäften bzw. Krieg, Hunger und Massenvertreibung nicht.
Sie sind nur ein paar der in Millionen zu zählenden Opfer. Zahlen
solcher Größenordnung stumpfen ab - eben deswegen erzählt
der Autor Adam Zameenzad von dieser Verkettung aus der Sicht der Kinder:
mit Neugier, Sachlichkeit und jener Naivität, die auch im Schrecken
den genauen Blick für die Details nicht verliert ..und zugleich die
Lachmuskeln reizt, so ungeheuerlich das klingen mag.
Denn was bringt einem das Fremde näher, als das gemeinsame Lachen.
Und Kinder, selbst wenn sie sich neben den "Missionsfritzen" auch
noch von den Geistern ihres Volkes umgeben wissen, haben überall dieselben
Probleme: Sie wollen groß und unabhängig von den Erwachsenen
werden und bedürfen doch der Geborgenheit ihrer Familie und einer
vertrauten Umgebung so dringend. Dies wird jedem mit einem Quentchen Erinnerung
an seine/ihre eigene Kindheit sehr nah sein, und wenn nicht: Zameenzad
vermag diese Erinnerung ohne Rührseligkeit in den Gedanken und Dialogen
seiner "Helden" wachzurufen. Umso nachvollziehbarer wird dann aber auch
der namenlose Schrecken, der nun nicht mehr unter den Teppich statistischer
Zahlenangaben gekehrt werden kann. Und Zameenzad geht mit seinem Roman
noch einen Schritt über die wohlfeile "Betroffenheit" hinaus: Kimo
und seine Freunde haben schon vor der Katastrophe etwas gewußt, was
unsereins im gemütlichen Lehnsessel sehr gern vergißt: Der Tod
ist Teil des Lebens.
Dieser Roman ist in sich Werbung genug, deshalb ist die Spende des
gesamten Autorenhonorars an die Hungerhilfe Afrikas tatsächlich ein
zusätzliches Plus, das einen zum Kauf und Lesen dieses Buches leiten
sollte. Es gibt wahrlich noch anderes als die Nazi- und Stasivergangenheit,
was uns künftig bewältigen könnte ...
Weitere Besprechungen zu Werken von Adam Zameenzad siehe:
Adam Zameenzad: Das 13. Haus (1991)
Adam Zameenzad: Mein Freund Matt und Hena die Hure (1992)