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Neben dem alltäglichen Überprüfen und Verfolgen von Drogensüchtigen, Bettlern und geistig verwirrten Menschen, die nicht selten Diebstähle für sich und andere begehen, macht der Polizei von Los Angeles nun auch ein brutal durchgeführter Diamantenraub bei einem Juwelier zu schaffen. Eine Spur führt zu einem russischen Nachtclub, aber sein Besitzer ist aalglatt und mit allen Wassern gewaschen. Die ermittelnden Cops unter Leitung des längst ergrauten Sergeants, den alle nur "das Orakel" nennen, stehen wegen einer verpatzten Undercoveraktion unter nicht geringem Erfolgsdruck …
Nach vielen Jahren hat sich Joseph Wambaugh mit "Hollywood Station" zurückgemeldet. Als Begründer dieses Genres ist sein neuer Polizeiroman eine Mischung aus Kriminalroman und Milieustudie, nach bundesdeutschen Fernsehmaßstäben also eher "Polizeiruf" als "Tatort" - nur dass hier nicht die deutsche Provinz, sondern eben der lediglich an der Oberfläche glamouröse Stadtteil Hollywood der Metropole Los Angeles und dort wiederum ein Polizeirevier mit seinen verschiedenen Cop-Teams im Fokus sind. So bildet zwar u.a. die Aufklärung des Juwelenraubs den das Buch durchziehenden Spannungsbogen, aber es sind die vielen kleinen Episoden um Klein- und Großkriminelle und nicht zuletzt um die verschiedenen Cop-Teams in ihren "Werkstatt" genannten Polizeiautos, die dem Alltag von Flüchtigen und ihren Verfolgern sehr nahe kommen.
Auch wenn hier die Erwartung an übliche Krimis und Thriller z.T. unterlaufen wird, ist dieses Buch nichtsdestotrotz sehr spannend und äußerst mitreißend - es bietet treffend gezeichnete Charaktere, die mit ihrem schwarzen Humor und ihrem Sinn für Sentimentalitäten anrühren und so weit mehr als nur einen Hauch authentischer Hollywood-Atmosphäre erzeugen.
Weitere Besprechungen zu Werken von Joseph Wambaugh siehe:
Joseph Wambaugh: Nur ein Tropfen Blut (1990)
Joseph Wambaugh: Hollywood Station (2008)