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Der Drogenfahnder wollte eigentlich nur noch mal eben kurz vor dem Zubettgehen nach einigen Dealern Ausschau halten, als er die Leiche am frühen Morgen entdeckte. In ihrem Rücken sind Buchstaben eingeritzt. Und kurz nachdem der bekannte Therapeut Fabian Plessen vom Mord an seinem Sohn unterrichtet wurde, wird die Leiche einer ehemaligen "Klientin" Plessens gefunden, in die ebenfalls Buchstaben eingeritzt sind. Obwohl die Morde auf einen Serientäter hinweisen, macht der Therapeut falsche Angaben zur Person - was ihn bald prompt selbst zum Opfer werden lässt …
Mit dem dritten Fall von Kriminalhauptkommissarin Mona Seiler übertrifft Christa von Bernuth sogar noch einmal ihre eigene, bereits sehr hoch gesetzte Messlatte. Sie kann sich nun eindeutig mit englischen Queens of Crime wie Ruth Rendell, Minette Walters oder Julie Parsons messen lassen. Obwohl sie im Gegensatz zu den drei genannten ein festes Ermittlungsteam installiert hat. Aber dessen branchenübliches Hickhack untereinander bleibt wohldosiert und lässt viel Entfaltungsraum für die Innensicht des Täters - und das ohne jede billige Effekthascherei in einer so geschliffenen wie präzisen Sprache, die auf gut fundierten Recherchen gründet. Trotzdem oder vielmehr gerade deswegen stehen einem immer wieder die Haare zu Berge. In "Damals warst du still" nicht zuletzt auch wegen der facettenreichen Auslotung der Therapieszene an dem Beispiel der "Familienaufstellungen", die hierzulande immer mehr "Anhänger" gewinnt. Eine Therapieform, die durchaus interessante Bilder und Denkanstöße evozieren kann, jedem aufgeklärten Menschen aber mit ihrer behaupteten magischen Fernwirkung auf Nichtanwesende wohl etwas zuviel zumutet - ganz abgesehen davon, dass hierbei in der Regel Nachbehandlungen nicht vorgesehen und ein Missbrauch oder auch nur ein Irrtum des Therapeuten zuweilen lebensgefährlich sein kann. Doch Christa von Bernuth hält hierüber keinen moralinsauren Vortrag, sondern erzählt eine bis zur letzten Seite packende Geschichte, die intelligent unterhält - aber gewiss nicht als Einschlafhilfe genutzt werden kann.
Die Verfilmungen der von Bernuth Romane mit Mariele Millowitsch sind übrigens durchaus gelungen und sehenswert, zeigen aber einmal mehr die Grenzen dieses Mediums auf. Kein Zweifel, von der Lektüre ihrer Bücher hat man mehr.
Weitere Besprechungen zu Werken von Christa von Bernuth siehe:
Christa von Bernuth: Untreu (2003)
Christa von Bernuth: Damals warst du still (2004)