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Barbara Robinson

Achtung, die Herdmanns sind zurück

Erzählung. Aus dem Amerikanischen von Andreas Steinhöfel. Illustrationen: Isabel Kreitz. Oetinger Verlag, Hamburg 2008. 108 Seiten. 9,90 EUR. Ab 10 Jahren. ISBN: 978-3-7891-4614-5, >>> Amazon
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Wegen der Herdmanns soll dieses Jahr in der ganzen Stadt Halloween ausfallen. Alle Kinder sind sich einig, dass die stattdessen von Lehrern und Eltern in der Schule geplante Feier nur grauenhaft langweilig werden kann. Doch dank der Herdmanns kommt es natürlich anders und weit gruseliger als gedacht.
Gut ein Vierteljahrhundert nach "Hilfe, die Herdmanns kommen" erscheint auf Deutsch ein Nachfolgeband mit dem Titel "Achtung, die Herdmanns sind zurück". Betrug der Abstand zwischen Original und Übersetzung beim ersten Band nur zwei Jahre, sind es diesmal vier Jahre. "The Worst Best School Year Ever", ein anderer Herdmannband aus dem Jahr 1995 wurde bislang noch gar nicht übersetzt. Schade eigentlich, und doch ...
Barbara Robinson, Jahrgang 1927, hatte seinerzeit mit "Hilfe, die Herdmanns kommen" offenbar ein in seinem anarchischen Witz und rührenden Tiefsinn kaum zu toppendes Kinderbuch vorgelegt. Den Spagat zwischen spießbürgerlichen Konventionen zu Weihnachten und dieser Geschwisterbande, die heute als Prototyp die allgegenwärtigen Schlagzeilen über Gewalt unter Schülern füttern würde, hat die Autorin in bewundernswerter Leichtigkeit durchgehalten und die Geschichte dennoch mit einem glaubwürdig hoffnungsvollen Ende zu versehen vermocht. Alles, was dieser Konstellation an der Woodrow-Wilson-Schule mit seiner Ich-Erzählerin Lisa, ihrem jüngeren Bruder Charly, Alice Wendlaken und last, but not least den Herdmanns folgt, kann deshalb nur noch ein Aufguss sein.
Während zwischen Weihnachtsfeierlichkeiten und den Herdmanns kaum ein größerer Gegensatz denkbar schien, ist der zwischen den Herdmanns und Halloween gleich Null. Zu diesem inzwischen auch in unseren Breitengraden vermarkteten Spektakel verkleiden sich Kinder als Monster, um von Erwachsenen Süßigkeiten zu erpressen oder sie in die Verleugnung zu zwingen. Allerdings müssen sich die Herdmanns nicht einmal verkleiden, um für Schrecken zu sorgen und den anderen Kindern alle Süßigkeiten wieder abzunehmen. Dennoch erscheint Charly ein geregeltes Halloween ohne die Herdmanns grauenvoll, wiewohl sie ihn bei anderer Gelegenheit an die Tür tapeziert hatten. Zum Glück ist es dann die angeberische Alice Wendlaken, die Eugenia Herdmann derart provoziert, dass auch das Schul-Halloween ein unvergessliches Erlebnis für Kinder und Erwachsene wird. Sofern Kinder bereits einen Sinn für angelsächsische Ironie und Doppelbotschaften entwickelt haben, werden sie also auch an diesem Buch großes Vergnügen finden. In seinem Sprachwitz überzeugt selbst dieser "Aufguss" dank der einfühlsamen Übersetzung von Andreas Steinhöfel. Auch die Nähe zur Erlebniswelt der Kinder ist ihm zuzugestehen, bieten doch die Herdmanns einen personifizierten Schrecken, den man wenigstens sehen und in seinen Mechanismen begreifen kann. Und die Herdmanns vermögen erneut zu überraschen, indem sie diesmal am Ende mit den Kindern eine unverhoffte Allianz gegen die Erwachsenen bilden. Erwachsene, die sich um den Tiefsinn des ersten Bandes betrogen sehen, bleibt der Trost, dass auch dieses Buch immerhin ihre Kinder von Monitoren gleich welcher Art wegzulocken vermag.

Weitere Besprechungen zu Werken von Barbara Robinson siehe:
Barbara Robinson: Achtung, die Herdmanns sind zurück (2008)
Barbara Robinson: Vorsicht, die Herdmanns schon wieder (2010)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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