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Doron Rabinovici

Suche nach M.

Frankfurt, Suhrkamp Verlag, 1997, 269 S., ISBN: 3-518-40850-X, >>> Amazon
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Dani und Arieh sind Kinder von Überlebenden der Vernichtungslager in Krakau. Ihre Existenz ist belastet vom Leugnen der Täter und vom Schweigen der Opfer. Ein Vakuum, das wie der durchlittene Terror ein ganzes Leben zu bestimmen vermag. Dani und Arieh aber füllen diese Leere mit ungewöhnlichen Platzhaltern. So nimmt Dani unablässig die Schuld anderer auf sich. Sobald einer seine Tat abstreitet, sagt er: "Ich war's, ich bin's gewesen. Ich bin schuld." Dies führt jedoch nicht zur händereibenden Erleichterung der eigentlichen Täter, sondern löst bald im ganzen Land eine Panik sondergleichen aus. Denn Dani enthüllt bei seinen Geständnissen detailliert den jeweiligen Tathergang. Ariehs Fähigkeiten dagegen werden schon von Jugend an vom israelischen Geheimdienst genutzt. Arieh spürt ihm völlig unbekannte Schuldige auf, in dem er ihnen zum Verwechseln ähnlich wird. In 12 Epsioden ziehen sich die Kreise um das Vakuum der beiden immer enger, bis das Ende eine hoffnungsvolle Auflösung verspricht.
Dieser Roman verdient einen Platz auf der Bestenliste des Jahres, wenn nicht gleich des ganzen Jahrzehnts!
Doron Rabinovici hat nach seinem Debut mit der Story-Sammlung PAPIRNIK (1994) die in ihn gelegten Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen. Das ist umso bemerkenswerter, als mir schon damals beinahe die Superlative ausgegangen sind. Der aberwitzige Plot in der SUCHE NACH M. trägt bis zur letzten Seite. Sein Generalangriff aufs Eingemachte trifft zielgenau und führt dabei jede relativierende Logelei ad absurdum. Dennoch, bei aller Verbundenheit des Autoren mit den Shoa-Opfern - sie werden vermutlich von Rabinovicis Betrachtungsweise am meisten erschüttert sein. Denn Täter wie Opfer werden buchstäblich aus ihren Bandagen gewickelt, und dies in einer Sprache, die schlicht formvollendet und stichhaltig-unaufdringlich Aperçu an Aperçu zu reihen vermag. Und das treibt dann bisweilen sogar komische Volten. So werden Wohnungsnachbarn zum Zeugen einer Liebesnacht, in der ihr Ende mit "..ich komme" eingeläutet und mit einem "Neinnein, ich bin's ... ich war's ... ich bin's gewesen!" beantwortet wird.

Weitere Besprechungen zu Werken von Doron Rabinovici siehe:
Doron Rabinovici: Papirnik (1994)
Doron Rabinovici: Suche nach M. (1997)
Doron Rabinovici: Ohnehin (2004)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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