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Detlef Opitz

Klio, ein Wirbel um L.

Roman. Steidl Verlag, Göttingen 1996, 445 S., ISBN: 3-88243-388-4, >>> Amazon
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Zwei Jahre lang begibt sich ein Ich-Erzähler zu Herrn Dr. Leumull, nur um diesen dann als windigen Stichwortgeber für seine nachträglich angefertigten "Dossiers" zu verschleißen. In denen sondert er dann seine apokryphen (hier: nebensächlichen) Erkenntnisse und Erdichtungen über die Person und die (Vor-)Zeiten des Martin Luther unter dem Vorsatz ab: "Bei allem, was selbst mir heilig sein könnte: ich schwöre, konfessionell vogelfrei & Kathole schon gar nicht zu sein! Sympathisant allerdings aller erdenklichen Spielarten von Dekadenz! (..) Schurkenfreund! Ganovenverehrer!"
Es geht seinen Gang: Luther hatte "nur" die Gunst der Stunde genutzt, Luther hatte Verdauungsschwierigkeiten, Luther hat der Fleischeslust angehangen und natürlich auch an einem Vaterkomplex gelitten, und bis man dies erfährt, muß man sich das historische Umfeld erklären lassen, das ebenfalls in der Hauptsache Verdauungsschwierigkeiten hatte, der Fleischeslust angehangen und auch noch ab und zu Mißliebige dahingemeuchelt hat. Der Titel "KLIO, EIN WIRBEL UM L." spiegelt das relevante Quantum der Auseinandersetzung um Luther schlechterdings korrekt wider. Dabei hätte dieses punktgenau am 450. Todestage Luthers auf den Markt geworfene Werk durchaus von größerem Interesse sein können. Dem Autoren gelangen neben lauer Blödelakrobatik passagenweise herrlich aberwitzige Assoziationen, Satzkonstruktionen und Wortverschleifungen, die dem Querbürsten nicht im Wege stehen und gerade deswegen ein Genuß sind. Leider hat sich der Autor mit der Satire selbst verwechselt: Die darf bekanntlich alles, selbst auf Tote einschlagen. Ein Autor aber sollte sein Fabulieren nicht vom Einfachen ins Vierfache samt einem 200-Seiten-Anhang voller sogenannter Annotate aufblähen, sonst langweilt er nur.

Weitere Besprechungen zu Werken von Detlef Opitz siehe:
Detlef Opitz: Klio, ein Wirbel um L. (1996)
Detlef Opitz: Der Büchermörder (2005)

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