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Es hätte ein wundervolles Wochenende werden können. Johannes
wollte zusammen mit seinem Freund Tom das neue Kanu ausprobieren und danach
picknicken. Aber dann kommt alles anders. Mama verstaucht sich den Fuß,
und Johannes muß nun Einkaufen gehen, das Mittagessen bereiten und
sich zu allem Übel auch noch um seine kleine Schwester Melly kümmern.
Und Melly ist mit ihren vier Jahren von hoher Durchsetzungskraft. Als er
mit ihr zum Treffpunkt kommt, ist Tom bereits mit Manuel, dem "Schleimer",
auf dem Wasser. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, scheint
es auch noch zwischen Mama und dem sie behandelnden Arzt zu funken. Dabei
ist dieser Herbert einer jener "Müslis", die einem, angefangen
von der Schokolade bis hin zum Hamburger, alles vermiesen. Und Papa ist
kein Kämpfertyp. Er ist damals ohne Protest gleich ausgezogen, als
Mama es nach einem Streit von ihm gefordert hatte. Wenn Johannes sich jetzt
nicht bald etwas Geniales einfallen läßt, bricht alles auseinander,
und er muß sich womöglich wie Josefa aus seiner Klasse auch
noch mit Halbgeschwistern herumschlagen.
Sabine Ludwig ist vielen Liebhabern der Ohrenbär-Hörfunk-Reihe
längst ein Begriff. Mit "Fische haben keinen Po" legt die Berlinerin
nun jedoch auch bereits den vierten Roman vor, der sich an ältere
Kinder wendet. Wie schon bei "Die besten Rabeneltern der Welt" versteht
sie es, heikle Themen auf den Punkt zu bringen, ohne daß dabei die
Situationskomik zu kurz kommt. Die Perspektive des Ich-Erzählers Johannes
ist zwar verzweifelt, aber nicht problemüberladen. Letztlich sind
alle Beteiligten in der Lage, am Happy End mitzuwirken. So bekommt der
Schwebezustand einer elterlichen Trennung und der rigorose Einsatz als
"verständiger Ältester" kein allzu tragisches Gewicht,
und der moralische Zeigefinger muß erst recht nicht gehoben werden.
Ins Gewicht fällt dagegen das Talent der Autorin, Alltagsszenen zwischen
Kindern und Erwachsenen mit hohem Wiedererkennungswert zu gestalten. Insbesondere
der Hang zum Dramatischen bei Klein-Melly dürfte hierbei auf schmunzelnden
Widerhall stoßen. Nicht von ungefähr hat sie dann auch das letzte
Wort in dieser Geschichte.
Weitere Besprechungen zu Werken von Sabine Ludwig siehe:
Sabine Ludwig: Die besten Rabeneltern der Welt (1998)
Sabine Ludwig: Fische haben keinen Po (1999)
Sabine Ludwig: Mops und Molly Mendelsohn (2000)
Sabine Ludwig: Weihnachtsmänner küsst man nicht (2002)
Sabine Ludwig: Die schrecklichsten Mütter der Welt (2009)
Sabine Ludwig: Aufruhr im Schlaraffenland (2010)