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Janosch

Gastmahl auf Gomera

Roman. Goldmann Verlag, München 1997. 188 Seiten. ISBN: 3-442-30662-0, >>> Amazon
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Ob die Tigerente je derart weltweit ausgeschlachtet wird wie Micky Maus? Vermutlich nicht. Ihr Erfinder Janosch lebt bereits seit 1980 auf den Kanarischen Inseln und ist hierzulande zumeist nur noch durch das, was er geschaffen hat, gegenwärtig. Neben den Bilderbüchern, Zeichentrickfilmen und dem Trailer zur samstagnachmittäglichen (oder sonntagmorgendlichen) Kinderfernsehpflichtsendung sind das auch Romane für Erwachsene.
In "GASTMAHL AUF GOMERA" ist Janosch nahezu die Quadratur des Kreises gelungen. An irgendeinem Montag erhält er den Brief eines gewissen Jerzey Skral, einem polnischen Journalisten, der Janosch gerne treffen würde, um eine Biographie über ihn zu schreiben. Nun hat sich Janosch ja gerade wegen solcher Ansinnen auf die Kanaren zurückgezogen, und deshalb antwortet er auf diesen und auch den nächsten Brief Skrals nicht. Dann scheint Skral den richtigen Ton gefunden zu haben: Man könne sich ja in einer Bar "zufällig" treffen und reden oder auch nicht. Sie verbringen einige Tage zusammen, aber ob Skral irgendetwas verstanden oder auch nur etwas "Brauchbares" erfahren hat, bleibt ungeklärt. Das Buch hat Janosch dann auch nur für den Fall geschrieben, daß der Journalist - so wie die meisten - sich am Ende nur Blödsinn aus den Fingern saugen. Über bestimmte, nach seiner Meinung, sattsam bekannte Details wie die Kurz-nach-dem-Krieg-Geschichten geht Janosch in knappen Absätzen hinweg. Sein Antrieb ist der Drang nach Freiheit, und wenn er sich grundsätzlich das Fleischessen versagt, dann muß er mindestens einmal im Jahr gegen dieses Gebot sündigen, um nicht Sklave einer, auch nicht der eigenen Weltanschauung zu sein. So erfährt man schließlich doch Details, z.B. warum er sich nur noch Janosch nennt und seine Eltern nicht nachträglich heiligsprechen kann oder warum er kein Idylliker, sondern vielmehr darum bemüht ist, hundsgemein zu sein und das unbemerkte Lügen zu lernen. Eine Autobiographie, die keine sein will und auch keine ist, denn mit seinen Formulierungen des kleinen Wahnsinns hält Janosch alles in der Schwebe und trifft so mitten in den Kern seiner Wahrheiten. Ein Anarchist des Leben-und-leben-lassens. Ein wunderbares Buch.

Weitere Besprechungen zu Werken von Janosch siehe:
Janosch: Schäbels Frau (1992)
Janosch: Gastmahl auf Gomera (1997)
Janosch: Riesenparty für den Tiger (2021, Neuausgabe)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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