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Nein, Noah Gordon hat noch nicht den geplanten letzten Teil der MEDICUS-Trilogie
vorgelegt. DER DIAMANT DES SALOMON wurde bereits 1979 in den USA veröffentlicht.
Dieser Roman bildet aber mit seinen knapp 500 Seiten einen "komprimierten"
Vorläufer zu den bisher 1200 Seiten der MEDICUS-Familie. Auch die
(Über-)Lebenserfahrungen von Harry Hopeman aus New York fußen
auf einer Jahrhunderte umspannenden Tradition.
Die Juden hatten lange Zeit in allen Ländern der Erde nur beschränkte
Möglichkeiten, sich beruflich zu entfalten. Bestenfalls als verachtete
Geldwechsler oder Diamantenhändler konnten sie ihre zwangsweise angeeigneten
kosmopolitischen Kenntnisse in einigen Wohlstand umsetzen - allerdings
ohne die Gewähr, diesen Wohlstand auch an die nächste Generation
weitergeben zu können. Oft mußten sie nach einer Flucht wieder
ganz von vorne anfangen. Zumeist verdiente dann ein Bruder als Händler
das Geld, das dem anderen Bruder das Studium der Thora und anderer Wissenschaften
ermöglichte. Harry Hopeman vereinigt nun beide Talente in sich. Er
ist ein weltweit angesehener Diamantenkenner und zugleich ein geschätzter
Gesprächspartner vieler Gelehrter. Seit einiger Zeit von seiner Frau
getrennt, der Sohn im Internat, wird ihm eines Tages ein verlockendes Angebot
gemacht: Er soll sich einen Diamanten ansehen, der vielleicht aus den Tempelschätzen
Salomons stammt. Dieser Stein zierte allerdings angeblich auch lange Zeit
die Tiara des Papstes und gelangte später in den Besitz des ägyptischen
Königs Faruk. Juden, Christen und Moslems wollen diesen Stein nicht
zuletzt wegen seiner religiös kulturellen Bedeutung unbedingt "wiederhaben".
Dazu kommt, daß schon vor vierhundert Jahren ein Vorfahr Hopemans
diesen Stein bearbeitet hat ...
Noah Gordon liefert hier den Beweis, daß er schon vor MEDICUS
ein bezaubernder Erzähler war, der verschiedene Stränge anlegen
und bis zum Schluß spannend halten kann. Ob es nun die Midlife-crisis
der Hauptfigur ist oder historische Spuren, religiöse Gebräuche
oder filigrane Arbeitstechniken betrifft, nichts läßt den Leser
unberührt, sondern wird zu einer Welt aufgebaut, die man nur äußerst
ungern mit der letzten Seite wieder verläßt. Das "Heile" an
ihr, findet sich in den durchaus brüchigen Identifikations-Persönlichkeiten,
die aber eines stets gemeinsam haben: Sie vermögen über ihren
Schatten zu springen. Ein vorbildlich unterhaltsames Lesevergnügen!
Weitere Besprechungen zu Werken von Noah Gordon siehe:
Noah Gordon: Der Diamant des Salomon (1993)
Noah Gordon: Der Medicus von Saragossa (1999)
Medicus-Trilogie
Noah Gordon: Der Medicus (1987)
Noah Gordon: Der Schamane (1992)
Noah Gordon: Die Erben des Medicus (1995)