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Peter Glotz

Die Jahre der Verdrossenheit

Politisches Tagebuch. DVA Verlag, Stuttgart 1996, 375 S., ISBN: 3-421-05045-7, >>> Amazon
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Einmal mehr meldet sich Peter Glotz mit einem Buch zu Wort. Sein politisches Tagebuch beginnt mit dem Ambiente einer Dreikönigsrede 1993 in seinem Münchner Wahlkreis und endet mit dem Abgesang zur Bundestagswahl am 16. Oktober 1994. Überschrieben ist es mit DIE JAHRE DER VERDROSSENHEIT. Diese zwei Jahre waren "übrigens nichts Besonderes. Ich wollte die bleierne Zeit, das stickige Zeitalter erfassen". Diese Aussage im Vorspann nimmt angesichts des Superwahljahres '94 schon Wunder, trifft allerdings in ihrer Ambivalenz auch den Kern dieses Werkes. Seine Analysen über die globalen Zusammenhänge zwischen neuen Kommunikationsmedien, der Wirtschaft und staatspolitischer Hilflosigkeit sind stichhaltig und nicht so leicht vom Tisch zu wischen. Diesbezügliche Auszüge aus den Reden vor dem Bundestag oder aus den zahlreichen, bereits in Zeitungen veröffentlichten Artikeln, sind durchaus mit Gewinn zu lesen. Auch einige der eingeschobenen Miniaturen über Land bzw. Stadtbezirk und Leute rühren zuweilen an, aber dann...
Schilderungen gehetzten Pendlerdaseins oder parteispezifischer Intrigenspiele zielen mehr auf Mitleid denn auf Information. So streift er z.B. Engholms Rücktritt nur in zwei, drei dürren Sätzen. Dabei scheint sich Glotz doch jetzt aus der Politik zurückzuziehen. Warum hat er die Chance nicht genutzt und uns unverschlüsselte Einblicke in die entfremdete Betriebsamkeit eines Abgeordneten und die derzeitige Konzeptionslosigkeit der SPD gewährt? Und wenn schon so leichte Kost, warum dann mit der Blöße des ewig Verkannten, der schwermütig seinen Doderer zitiert anstatt seinen Hang zu höheren Weihen und dem kultivierten Who's Who mit gehöriger Selbstironie zu feiern?

Weitere Besprechungen zu Werken von Peter Glotz siehe:
Peter Glotz: Im Kern verrottet? (1996)
Peter Glotz: Die Jahre der Verdrossenheit (1996)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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