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Bereits 70-jährig gestaltete Anthony Burgess in BELSAZARS GASTMAHL
eine erfrischend subversive Sicht auf die erste Hälfte dieses Jahrhunderts.
Dreh- und Angelpunkt ist die Familie Jones. Vater Dafydd Jones zeichnete
sich unter anderem dadurch aus, daß er sich zeitlebens vom Glück
verfolgt sah. Nachdem er 1912 den Untergang der Titanic überlebt und
dann sogar den ersten Weltkrieg halbwegs gesund überstanden hatte,
befürchtete er, daß nun seine Kinder die Rechnung für sein
unverschämtes Glück zu begleichen hätten. Diese Kinder eines
nach calvinistisch-methodistischen Ritus getauften Walisers und einer in
New York kennengelernten Russin gingen denn auch sehr eigene Wege. Reibungspunkte
im wahrsten Sinne des Wortes bildeten dabei unter anderem das in Aussicht
gestellte Erbe eines noch ungeschmolzenen, nicht ganz einwandfrei erworbenen
Goldklumpens sowie eine uralte Bibel, in der vor allem die Illustration
des titelgebenden Gastmahls schon beim Vater für ungeahnte Höhepunkte
gesorgt hatte. Aber auch von Waliser Nationalisten ist die Rede, die das
II. Weltkriegsende nutzen wollten, um die sie stets übervorteilenden
"Ausländer", sprich die Engländer, endlich aus Wales zu vertreiben.
Unterstützen sollte sie dabei Sohn Reginald Morrow Jones, der in der
Sovjet Union König Arthurs Schwert Excalibur "wiedergefunden"
hatte. Der ganz alltägliche Wahnsinn nimmt seinen Lauf ...
Neben "A
Clockwork Orange" dürfte auch BELSAZARS GASTMAHL dank seiner mark-
und zwerchfellerschütternden Ironie den Tod seines Verfassers noch
um Jahrzehnte hinaus überdauern. Die (hervorragende) Übersetzung
ins Deutsche war überfällig.
Weitere Besprechungen zu Werken von Anthony Burgess siehe:
Anthony Burgess: Die Uhrwerk-Orange (1993)
Anthony Burgess: Belsazars Gastmahl (1996)