buechernachlese.de
|
Fantasomane, die 1500 Seiten Tolkien viel zu wenig finden, bekommen
aus der Hobbit-Presse frisches Lesefutter - allerdings nur gegen ein gerüttelt
Maß an Selbstironie.
Farrel, der außer Lautespielen schon 100 Jobs angefangen aber
nie zu Ende gebracht hatte, wunderte sich jedenfalls nicht schlecht, als
er mit seinem alten VW-Bus in das Avicenna seiner End-6O-iger Jugend rauschte.
"Madame Schuhmann-Heink vollführte eine erstaunlich behende
Wende und hastete vor dem Lastwagen davon, wobei sie auf ihren abgenutzten
Stoßdämpfern wie ein Krüppel wild hin und her schwankte,
blecherne Furzsalven aus ihrem Auspuff ausstieß und knapp hinter
ihrer Vorderachse etwas nachschleifte, von dem Farrel lieber gar nicht
wissen wollte, was es war."
Beinah noch in NY-er Manier von einem Tramper abgeschöpft, wird
er in der Kalifornischen Kleinstadt von der LIGA FÜR ARCHAISCHE VERGNÜGUNGEN
überrascht. Andererseits entspricht das haargenau seinem Talent, keinem
Verrückten zu entgehen, und sei es der oder die einzige unter Millionen.
Die Ritter und Skalden und was sich da sonst noch auf deren Turnieren verlustieren
mochte, sind jedoch offenbar nicht nur harmlose Spinner. Irgendetwas geht
hier vor. Aber selbst als es völlig unprogrammgemäß und
gegen alle Regeln einen Toten gibt, wissen am Schluß nur wenige,
daß eine Invasion aus der Hölle um ein Haar zur Weltkatastrophe geführt hätte. Der Autor Peter S.Beagle
(u.a. auch von DAS LETZTE EINHORN) schuf in diesem Roman all denen, die
vom Alltagstrott gelangweilt sind einen Freiraum, auf dem sie sich nach
Herzenslust austoben können. Wenn er dann die Maskierten charmant
aber schonungslos entlarvt, ist das kein Verrat, sondern verhilft den 'fantastischen'
Momenten zur Glaubwürdigkeit. Die traumhafte Karikatur einer Zwischenwelt
wird so um reflektierten Hintergrund einer vergangenen (Sub-)Kultur aus
demLand der BEACH BOYS.
Weitere Besprechungen zu Werken von Peter S. Beagle siehe:
Peter S. Beagle: Das Volk der Lüfte (1988)
Peter S. Beagle: Es kamen drei Damen im Abendrot (1995)
Peter S. Beagle: Das Zauberhaus (2004)