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Richard Wagner bringt in DER MANN, DER ERDRUTSCHE SAMMELTE auf 94 Seiten
66 Geschichten unter. Kurzprosa? Schon eher "compressed stories",
die zwar auf dem Papier wenig Raum einnehmen, dafür im Kopf des Lesers
zu wuchern beginnen. Natürlich nicht immer. So z.B. die kürzeste,
mit DER KOMMUNIST, DER SHAKESPEARE LIEBTE überschrieben:
"Er könne keiner Fliege etwas zuleide tun, soll er einmal gesagt
haben." Was hier sehr nach pauschalisierender Behauptung klingt, ist
bestenfalls im Kontext der Biographie des gebürtigen Rumänien-Deutschen
erklärlich. Ansonsten aber setzen diese Geschichten, die formal an
Eugen Roths "Menschen"-Gedichte erinnern, von einem selbst nicht beachtete,
nicht geschriebene Geschichten frei, oder sie zielen sehr direkt auf eine
lakonische Ergründung des Allzu-Seichten im menschelnden Miteinander,
was wiederum der oft fehlenden Selbstironie so manchen Anstoß geben
könnte.
Einiges wirkt auf den ersten Blick auch nur albern und an
den Haaren herbeigezogen, aber dieser Eindruck kann sich schon beim zweiten
Lesen wieder ändern. Ein "interaktives" Buch also, das man stets griffbereit
auf dem Nachttisch oder in der Jackentasche plazieren sollte.
Weitere Besprechungen zu Werken von Richard Wagner siehe:
Richard Wagner: Der Mann, der Erdrutsche sammelte (1994)
Richard Wagner: In der Hand der Frauen (1995)
Richard Wagner: Lisas geheimes Buch (1996)