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Wer Peter Ustinov nicht kennt, ist entweder noch beneidenswert jung oder ein Totalverweigerer jeglicher Medien. Die meisten erlebten ihn gewiß in einem seiner Kinofilme, für die er u.a. zweimal mit dem Oskar ausgezeichnet wurde. Aber Ustinov war im Laufe seiner 78 Lebensjahre eben nicht nur Schauspieler, sondern auch Regisseur, Dramatiker, Zeichner und Erzähler. Daneben genießt der Kosmopolit nach wie vor hohe Wertschätzung als Unicef-Botschafter und Interviewer herausragend politischer Persönlichkeiten.
Nach diversen Romanen und Erzählbänden legt er mit 'Ustinovs kleines Welttheater' nun eine Sammlung von in Zeitungen veröffentlichten Glossen vor, in denen er Persönlichkeiten und aktuelle Ereignisse kommentiert und in bemerkenswerte Beziehungen setzt. Die erste mit Juli 1993, die letzte mit März 1999 datiert, reihen sich nahezu im Monatstakt 44 seiner 'Wertschätzungen' gleich Perlen an der Schnur.
Da finden sich auf jeder Seite Aperçus wie 'Freiheit ist ein wenig wie Alkohol: in maßvoller Dosis ein Segen der Menschheit, im Übermaß genossen eine Geißel', um z.B. den Freiheitsbegriff der USA aufs Korn zu nehmen und am Ende mit 'Erleichterung zu den Widersprüchen Europas' zurückzukehren. Ustinov versprüht hier im besten und ureigenen Wortsinn einen Esprit, der um viele Ecken zu denken vermag und seiner Ironie keine toten Winkel zugesteht - am wenigsten gegen sich selbst. So erlangen seine Kolumnen den Rang von über den Tag hinaus geltenden Essays, die einem geistreich quergebürstet Weltnachrichten und 'Vermischtes' der letzten Jahre erneut vor Augen führen und zu bedenken geben.
Weitere Besprechungen zu Werken von Peter Ustinov siehe:
Peter Ustinov: Der alte Mann und Mr. Smith (1991)
Peter Ustinov: Ustinovs kleines Welttheater (1999)