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Anja Tuckermann

Suche Oma!

Jacky Gleich (Illus.) Roman. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2001. 215 Seiten. 9,95 EUR. Ab 9 Jahren. ISBN: 3-473-34388-9, >>> Amazon
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Steffi langweilt sich. Ihre Schildkröte kann nicht reden, ihre beiden besten Freundinnen haben oft keine Zeit, ihre Mutter kommt erst spät von der Arbeit und vom Vater weiß sie fast gar nichts. Die anderen dagegen haben Großeltern, die Eis spendieren und viel mit ihnen unternehmen. Steffi hätte gern eine Oma. Eines Tages setzt sie sich einfach hin und füllt ein Formular für Kontaktanzeigen aus.

Zweihundertfünfzehn Seiten für neunjährige? Ein riskantes Unterfangen. Anja Tuckermann breitet in 'Suche Oma!' einen Lesestoff aus, dem andere gleich mehrere Bücher abgerungen hätten. Doch die Berliner Autorin versteht es, die Fülle verdaulich zu gestalten. Witzige Kalendersprüche, die sich auch gut fürs Poesiealbum eignen, gliedern und kommentieren Steffis Tageserlebnisse, die sie auf Berliner Originalschauplätzen ihrem Ziel näherbringen. Schon bald kann sie gleich vier Omas testen. Eine geht mit ihr mitternachts auf einen Friedhof, die andere mit ihr hinter Zirkuskulissen, und alle erzählen sie von früher. Unter anderem auch von einer Flucht vor den Nazis. Und als Steffi auch noch Teil einer Kinderbande wird, möchte sie wegen der vielen Termine die gerufenen Geister am liebsten wieder loswerden - und doch weder auf ihre Omas, noch auf ihre neuen Freunde und schon gar nicht auf ihre erste große Liebe verzichten. Ja, Liebe und Verliebtsein ist nämlich bei den alten wie den jungen Helden dieses Buches ebenfalls ein sehr wichtiges Thema. War es bislang einer Enid Blyton vorbehalten, mit ihrer naiv festgelegten Weltsicht jüngere Leser auf umfangreichere Lektüre einzustimmen, mag das künftig auch mit diesem Buch gelingen. Anja Tuckermann ist keine Stilistin wie zum Beispiel Jutta Richter, aber ihre Art mündlich gefärbten Erzählens samt gekonnten O-Ton Dialogen reißen mit und machen aus Alltäglichem, Abenteuerlichem, Skurrilem und Historischem eine spannende wie augenöffnende Gegenwartsbeschreibung, die über den Tag hinausgreift.

Weitere Besprechungen zu Werken von Anja Tuckermann siehe:
Anja Tuckermann: Ein Buch von Yunus (1997)
Anja Tuckermann: Suche Oma! (2001)

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