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Büchernachlese-Extras: J.R.R. Tolkien

J. R. R. Tolkien

Die Geschichte von Kullervo

Herausgegeben von Verlyn Flieger. Aus dem Englischen von Joachim Kalka. Hobbit-Presse/Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2018. 240 Seiten. 22,00 Euro. ISBN: 978-3-608-96090-7, >>> Amazon
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Nachdem Kalervo von seinem so zaubermächtigen wie bösen Bruder Untamo getötet wurde, lässt dieser zwar u.a. dessen Sohn Kullervo und seine Zwillingsschwester Wanona zusammen mit ihrer Mutter am Leben, aber nur um sie fortwährend zu demütigen und zu quälen. Dabei wachsen Kullervo und Wanona zumindest dem Äußeren nach innerhalb eines Jahres von Säuglingen zu Erwachsenen heran. Wanona besticht schon bald durch ihr sanftes Wesen und ihre Schönheit, während Kullervos Körperstärke nur noch von seinem Zorn übertroffen wird. Ihm zur Seite steht der schwarze Hund Musti, der ihn mit seinen magischen Fähigkeiten beschützt. So hintertreibt Kullervo die Befehle Untamos solange, bis er als Sklave an einen Schmied verkauft wird und in dessen Frau die nächste Gegnerin findet. Als er sie getötet hat und von ihr mit einem Fluch belegt wird, will er zurück zu Untamo, um sich an ihm zu rächen. Auf dem Weg zu ihm trifft er auf Wanona, ohne sie jedoch zu erkennen …
"Die Geschichte von Kullervo" ist die erste, bis dato noch nie im deutschen Sprachraum veröffentlichte Kurzgeschichte von J.R.R. Tolkien (1892-1973), mit der er ungefähr ab 1912 zugleich erstmalig einen tragischen Stoff in "mythopoetische Prosa" umzusetzen versucht hat. Laut der Herausgeberin Verlyn Flieger bildet dieser "epigonale" Text, basierend auf der finnischen Kalevala-Sage, zugleich eine Art Ouvertüre zum gesamten Kanon fiktionalen Erzählens von J.R.R. Tolkien. Angesichts des 240 Seiten umfassenden Buches muss allerdings gesagt werden, dass "Die Geschichte von Kullervo" hiervon lediglich 76 Seiten einnimmt, hiervon hälftig à 38 Seiten die englische Originalversion parallel zur deutschen Übersetzung. Schlimmer noch: "Die Geschichte von Kullervo" ist unvollendet, d.h. sie wird zwar bis zum Ende erzählt, aber nur in Teilen und mit nicht wenigen Brüchen entfaltet, was u.a. auch unverhofft wechselnde Namensbezeichnungen der Handlungsträger einschließt.
Unverständlich von daher die allein auf diese Geschichte abhebende Aufmachung des Buches, die zusammen mit dem Klappentext sich in ihrer Erwartungshaltung getäuscht sehende Leser und vor allem Käufer riskiert. Dabei fände das Buch gewiss auch ohne Mogelverpackung interessierte Leser - nicht zuletzt unter Literaturwissenschaftlern, Linguisten und jenen Fans, die sich neben den Hauptwerken u.a. auch für die von Tolkien erfundene Elbensprache "Quenya" begeistern können.
Denn in der Hauptsache ist es ein Sachbuch, das vor allem durch die von der Herausgeberin Verlyn Flieger vorgenommenen Kommentierungen und Erläuterungen besticht sowie deren Ergänzung um zwei Fassungen eines etwa ab 1914 entstandenen Aufsatzes von J.R.R. Tolkien über den finnischen Sagenkreis "Das Kalevala" bzw. "Das Land der Helden", dem "Die Geschichte von Kullervo" entstammt. Umrahmt wird das Ganze von Verlyn Fliegers instruktiven Einleitung zu Anfang, ihrer Einführung in die eloquenten Aufsatzfassungen Tolkiens und ihren Aufsatz "Tolkien, das Kalevala und ‚Die Geschichte von Kullervo'" am Ende des Buches. Dazu noch ganzseitige Abbildungen von handschriftlichen Originalmanuskripten erlauben einen Blick auf die Anfänge des seinerzeit erst 20- bis 24-jährigen Tolkien, die später ganz konkret zum Silmarillion und nicht zuletzt zur darin enthaltenen Geschichte von Túrin Turambar (siehe auch als eigenständiger Band "Die Kinder Hurins") führen sollten, aber natürlich auch schon auf den Hobbit und den Herrn der Ringe verweisen.
Unter diesen Vorzeichen ein äußerst lohnendes Lesevergnügen!

Weitere Besprechungen zu Werken von J.R.R. Tolkien siehe:
Büchernachlese-Extra: J.R.R. Tolkien

Buechernachlese © Ulrich Karger


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