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Ende des 19. Jahrhunderts wird Edinburgh von einer Mordserie erschreckt. Die Opfer wurden regelrecht in Stücke gerissen, und es finden sich an oder bei ihnen Zettel mit kryptischen Sätzen. Ansonsten scheint es keinerlei Verbindung zwischen den Opfern und dem Täter zu geben. Während die Polizei im Dunkeln tappt, bewähren sich zwei Freunde höchst unterschiedlichen Standes als Hobbydetektive und kommen nach und nach der "Spiegelgesellschaft" auf die Spur. Und sie treffen auch immer wieder auf Evelyn Todd, eine junge Frau, die von sich behauptet, von jedem dieser Morde geträumt zu haben. Thomas McKnight, Professor für Logik und Metaphysik, und Canavan, der bald arbeitslose Friedhofswächter, sind die einzigen, die ihre Träume ernst nehmen ...
Anthony O'Neill hat mit seinem Erstlingsroman gleich einen Volltreffer gelandet, dem auch mit der feinfühligen Übersetzung von Marion Sohns angemessen Rechnung getragen wird. "Der Hüter der Finsternis", nicht zuletzt inspiriert durch das Kindergedicht "Der Lampenanzünder" von Robert Louis Stevenson, vereinigt in sich die Essenz der besten Schauer- und Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts und nimmt, ohne dabei anachronistisch zu werden, die Erkenntnisse Sigmund Freuds "vorweg". Das Beste aber an diesem historischen Thriller-Cocktail - er löst sich keineswegs als reines Traumgebilde auf und unterfordert auch sonst dank seiner beiden oben genannten Helden keineswegs den geübten Krimileser.
Dieses Lesevergnügen darf sich in seiner geschliffenen Phantastik durchaus mit den Werken von Edgar Allen Poe messen lassen!
Weitere Besprechungen zu Werken von Anthony O'Neill siehe:
Anthony O'Neill: Die Kammer der Ewigkeit
Anthony O'Neill: Der Hüter der Finsternis