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Der Sage nach wartet König Artus auf den Scilly-Inseln die Zeit bis zu seiner Wiederkehr ab. Der zwölfjährige Bun Bendle liebt diese Sagen, nicht zuletzt auch deshalb, weil er selber auf einer der Scillys lebt. Doch er kann diese Geschichten nur noch als Hörkassetten genießen, denn Bun ist seit einem Unfall vor zwei Jahren blind. Als er sich aber dank seiner Freundin Anna endlich mit seiner Situation abzufinden beginnt, besinnt er sich auch wieder auf sein größtes Talent: Selber Geschichten zu erfinden. So spricht er auf Band und erzählt von dem Schwert Excalibur, das auf dem Acker seiner Eltern gefunden wird. Die Magie dieses Schwertes führt Bun und Anna auf eine abenteuerliche Reise und scheint am Ende sogar über die Geschichte hinaus Wirkung zu zeigen …
Der bekannte englische Kinder- und Jugendbuchautor Michael Morpurgo beweist in "Das schlafende Schwert" einmal mehr, dass er über eine große Bandbreite des Erzählens verfügt. Nach Geschichten voll slapstickartiger Situationskomik oder einfühlsamer Vergangenheitsbewältigung, wie zuletzt in "Toro! Toro!", diesmal also das durchaus heutige und realistische Szenario eines erblindeten Kindes, das sich dank seiner Phantasie die Hoffnung auf Genesung bewahrt. Inwieweit diese Hoffnung realistisch ist, bleibt am Ende eine Entscheidung der Leser. Der Kunstgriff, den realistischen Erzählrahmen von einer Binnen-Fantasy-Geschichte durchdringen zu lassen, so dass Traum und Wirklichkeit dramaturgisch überzeugend ineinander übergehen, wird jedenfalls bei allen Liebhabern des Abenteuerschmökers - bei allen Liebhabern der Artussage sowieso - den das-Buch-erst-nach-der-letzten-Seite-aus-der-Hand-legen-können-Effekt haben.
Weitere Besprechungen zu Werken von Michael Morpurgo siehe:
Michael Morpurgo: Die Sache mit Billys Knie (2000)
Michael Morpurgo: Die schwarze Hexe (2001)
Michael Morpurgo: Toro! Toro! (2002)
Michael Morpurgo: Das schlafende Schwert (2003)
Michael Morpurgo: Nur Meer und Himmel (2015)