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Michael Meinicke

Revolution der Einsamkeit

Roman. KKZR Verlag, Berlin 1985, 175 Seiten, ISBN: 3-924261-11-3, >>> Amazon, Ausgabe drei-eck-Verlag, >>> Amazon
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Bill Wyman Nr. 2, der Nachnamen und Nummer je nach Situation wechselt, versäuft seine Liebe zu einer Frau, die so zielbewußt scheint, wie Bill entschlußlos ist. Bill, in seinen Wachträumen ständig zwischen Kreuzberg und Samothraki on the road, hält sich am Ende des Buches vom Alkohol geschlagen am Schreibtisch fest, während 'sie' als mutmaßliche Terroristin auf der Autobahn gestellt und in 'Notwehr' erschossen wird.
Eine Collage vieler Wahrnehmungen, die präzise beobachtet. und, bei aller tristesse des Themas, oft schnoddrig-witzig geschildert sind. Mir wurde hierbei das Gefühl vermittelt; etwas von der Gleichzeitigkeit des Erlebens nachlesen zu können. Eine Hand hält das leere Glas, die Augen sehen zur Tür, der Mund spricht eine Bestellung, der Kopf ... ja der träumt oder denkt gerade an 'sie' oder Kreuzberg oder Samothraki. Sie, d.i. die Summe eines Frauenbildes, kommt persönlich zu Wort. Er könne nicht wie eine Frau fühlen und denken, also setzte Michael Meinicke mit Erlaubnis ihm befreundeter Frauen Briefe oder Zitate von diesen nahezu wörtlich in den Text um.
Dieses Buch ist nicht für lange, graue Novemberabende geschrieben, zuoft mußte ich innehalten, es zur Seite legen, es bedenken. Absätze grenzen oft nur 3, 2 oder halbe Seiten ein, und jeder Abschnitt ist durchgearbeitet, auf das Wesentliche verdichtet. Aber für Michael Meinicke zielt das Wesentliche auf den Sieg der Einsamkeit, was der heutige Zeitgeist mit 'no future' zu fassen sucht.
Dennoch, die gut gesetzten Zitate (der Frauen, aber auch von Fichte, Aristoteteles, Berlins Innensenator Lummer u.a.) geben dem Leser genügend Hinweise, auch auf ganz andere Gedanken zu kommen. Die Illustrationen von Helmut Zielke nehmen das Widersprüchliche und Collagenhafte des Textes gekonnt auf und geben auch Markierungspunkte für die fehlenden Kapitelzeichen oder Überschriften, die das Lesen etwas leichter gemacht hätten.
Für Leute mit Geduld und Lust an scene-Beschreibungen ist das handlich, gut verarbeitete Buch aber durchaus tragbar.

Weitere Besprechungen zu Werken von Michael Meinicke siehe:
Michael Meinicke: Revolution der Einsamkeit (1985)
Michael Meinicke: 'Junge Autoren' in der DDR 1975-1980 (1987)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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