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International bekannt wurde Allan Gurganus mit seinem Romanepos "Die
älteste noch lebende Rebellenwitwe erzählt", es folgte kurz
darauf die sarkastisch melancholische Novelle "Letzte Sicherheit"
um den Notgroschen für eine Sterbeversicherung. Nach vierjähriger
Pause liegt nun ein weiterer Roman von ihm auf deutsch vor. MURIELS LACHEN
spielt nicht wie die beiden anderen Werke im afroamerikanischen Millieu,
sondern entführt im ersten Teil die Leser von einem schottischen Landsitz
in die USA am Ende des 19. Jahrhunderts. Muriel ist eine von vier Schwestern,
die nach einem schwerem Unfall ihrer Mutter gezwungen ist, in Chicago zu
leben. Und das alles nur, weil ihr Vater wegen der Schilderungen eines
gewissen Karl May seine gesicherte Professur aufgegeben hat, um den Wilden
Westen zu entdecken. Nach kurzer Zeit ist die Familie verarmt, und die
Töchter müssen ihre Eltern irgendwie durchbringen. Muriel aber
bewahrt sich bis zuletzt ihren Stolz. So kapriziert sie sich darauf, wie
ihre nunmehrige gönnerhafte Arbeitgeberin von dem berühmten Maler
John Singer Sargent porträtiert zu werden. Der zweite Teil spielt
Mitte der 50er unseres Jahrhunderts, und der Ich-Erzähler schildert
nun jene Muriel als Großtante, die ihn auf ihre beharrlich störrische
Weise als einzige in der Familie zu nehmen weiß. Mit der Leichtigkeit
eines Thornton Wilder wird hier die wunderbare Liebesgeschichte zwischen
einem Acht- und einer weit über Achtzigjährigen erzählt
und das Lügen zu einer sanften, gesichtswahrenden Kunstform erhoben.
Weitere Besprechungen zu Werken von Allan Gurganus siehe:
Allan Gurganus: Die älteste noch lebende Rebellenwitwe erzählt (1992)
Allan Gurganus: Letzte Sicherheit (1993)
Allan Gurganus: Muriels Lachen (1997)