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Mitten in der Nacht wird Joakim geweckt. Es ist soweit. Bei Mama setzen
die Wehen ein, sie muß ins Krankenhaus. Während Joakim auf Tante
Helene wartet, geschieht etwas Seltsames. Erst sieht er eine Sternschnuppe,
dann landet jemand kopfüber im Apfelbaum. Es ist Mika vom Planeten
Eljo. Kaum haben sich Joakim und Mika kennengelernt, fangen sie an, sich
gegenseitig auszufragen. Warum Mika ohne weiteres Norwegisch versteht und
sprechen kann, erklärt sich jedoch erst am Ende ihrer Begegnung. Davor
aber geht es um Gott und die Welt.
Ein neues Buch von Jostein Gaarder. Darin löst "Onkel Joakim"
ein an seine Nichte Camilla gegebenes Versprechen ein und schreibt ihr
eine Geschichte. Sie ist acht und erwartet ein Geschwisterkind. Ihrem Onkel
erging es mit acht Jahren zufällig genauso. Joakim bzw. Gaarder nutzt
diesen Anlaß nun für sehr grundsätzliche Überlegungen
zum "ins Leben kommen". Die Einführung Mikas erlaubt ihm dabei
eine verfremdende Außenperspektive, die der Thematik Spannung, Ernsthaftigkeit
aber auch durchaus Komik verleiht. So gibt es auf dem Planeten Eljo die
Sitte, daß man sich verneigt, wenn einem eine witzige Frage gestellt
wird. Bei Antworten dagegen unterläßt man dies, denn: "Eine
Antwort ist immer ein Stück des Weges, der hinter dir liegt. Nur eine
Frage kann uns weiterführen."
Mit so einer Sichtweise verbietet es sich dann auch, von Hühnern
als "alltäglich" oder von Menschen als "normal" zu sprechen.
"Das sagen wir nur, wenn wir keine Lust haben, irgendjemanden näher
kennen zu lernen."
Auch wenn bei den evolutionären Überlegungen der beiden noch
kindgemäß kompetent von den Dinosauriern die Rede ist und auch
die erstaunlich geringen Unterschiede zwischen Joakim und Mika plausibel
aufgelöst werden, ist die Hansersche Alterszuweisung einmal mehr mit
Vorsicht zu genießen. Ich kenne jedenfalls keine Achtjährigen,
die sich beim Selberlesen Begriffe wie "Moleküle" und "Organismen"
zusammenstoppeln und sie womöglich auch noch ohne Rückfragen
verstehen können. Aber bei passender Gelegenheit vorgelesen, eröffnet
diese Erzählung Kindern wie Erwachsenen ein geistreich horizonterweiterndes
Leseabenteuer, das durch die hinreißenden Illustrationen noch eine
wirkungsvolle Steigerung erfährt. Henriette Sauvant überzeugt
durch ihr geradezu traumwandlerisches Gespür, mit der sie in ihren
farbenprächigen Bildtafeln altmeisterliche und neuere Maltraditionen
miteinander verbindet und so zur kongenialen Überhöhung des Textes
beiträgt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Jostein Gardner und Sekundärliteratur dazu siehe:
Büchernachlese-Extra: Jostein Gardner