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Gerade aufgewacht, erscheint an Nikos Zimmerdecke eine geheimnisvolle Botschaft: "Wenn du möchtest, dass sich etwas ändert, dann hör auf, immer das Gleiche zu tun." War diese seltsame Projektion eines Satzes vielleicht Teil einer neuartigen Werbekampagne? Allzu lange darf Niko nicht darüber nachdenken, denn er muss sich schleunigst auf den Weg zur Schule machen. Gleich ist Physik bei einem Lehrer, der ihn sowieso schon auf dem Kicker hat. Dennoch nimmt Niko diesmal eingedenk der Botschaft an der Zimmerdecke einen anderen Weg zur Schule - und das reicht bereits, ihn auf ganz andere Bahnen zu lenken, die schließlich in einem großartigen Abenteuer münden …
Wer "Sofies Welt" von Jostein Gaarder zu schätzen weiß, wird an "Nikos Reise durch Raum und Zeit" von Sonia Fernández-Vidal erst recht sein Lesevergnügen finden. Denn so bestechend Gaarders Einführung in die unterschiedlichen Philosophien ist, seine Rahmenhandlung um Sofie war da eher Nebensache und mehr gewollt als gekonnt.
Die spanische Autorin Sonia Fernández-Vidal, Jahrgang 1978, versteht es hingegen, etwas, das vielen noch weit ferner als die Philosophie erscheinen mag, in eine fesselnde Geschichte zu verpacken. Promoviert mit einer Doktorarbeit über Quanteninformation und -optik, hat sie anschließend an Projekten von CERN, LANL, ICFO und an der Autonomen Universität in Barcelona mitgearbeitet. Doch neben der Forschung hat sie für sich schon früh auch die Lehre als ihre Leidenschaft entdeckt und erteilte bereits zahlreiche Einführungskurse in die Quantenphysik - insbesondere für ein wissenschaftsfremdes Publikum. Zu alledem besitzt sie offenbar ein Erzähltalent, mit dem sie ihre Kenntnisse in einen mitreißenden Roman zu gießen versteht.
So baut sie zu einem dem Laien so knochentrocken wie unzugänglich erscheinenden Thema eine fantasievolle Brücke, über die ihn magische Wesen wie Feen und Elfen aber auch ein Meister Zen-O und der Quantengeheimdienst führen. Und das erscheint einem nachgerade gar nicht albern, sondern durchaus plausibel - noch dazu weil das Ganze neben der spannenden Frage, wie Niko wieder heil in seine eigene Welt gelangt, ohne dabei auf eine neu gewonnene Liebe verzichten zu müssen, auch von Witz und Selbstironie getragen ist.
Dass sich bereits der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus mit lobenden Worten zu diesem Buch zitieren lässt, passt da sehr gut, wohnt dem Aufspüren der Rätsel um die Quantenphysik doch zugleich der Zauber einer wunderreichen Welt inne, der uns Menschen nicht wenig Staunen abverlangen und vor allem immer wieder nach Frieden streben lassen sollte, um dieses Staunen zu genießen.
Für interessierte Jugendliche und nicht minder neugierig gebliebene Erwachsene ein unbedingt zu empfehlendes Buch, das mehr als preisverdächtig erscheint.