Roman. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim-Basel 2019. 575 Seiten. 19,95 EUR. Ab 16 Jahren. ISBN: 978-3-407-75462-2, >>> Amazon
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Im eisigen Winter des Jahres 1704 liegt Yrma in einem kleinen sibirischen Dorf bereits seit 13 Tagen in den Wehen und verstirbt kurz nach der Geburt von Vida. Vidas Vater Solomon und die drei Schwestern Yrmas in der Nachbarschaft ziehen Vida liebevoll auf und bereiten sie auf die große Aufgabe vor, der Welt das Licht zurückzubringen. Als erstes lernt Vida, die Wahrheit zu finden und den Ruf der Toten zu hören. Die Tanten bringen ihr die Mudras der Verbannung bei und wie sie sich ohne Waffen verteidigen kann. Doch dann erscheint viel zu früh der "Architekt" in Gestalt eines Raben und übermittelt Vida die eigene Zukunft - damit wird das sorgsam gehütete Geheimnis von Vidas Existenz auch dem Bösen bekannt, das nun einen mächtigen Dämon auf sie Jagd machen lässt …
Der bereits vielfach ausgezeichnete Zoran Drvenkar hat mit "Licht und Schatten" einen Jugendroman vorgelegt, der den Wurzeln des Bösen nachspürt sowie dem, was an Verständnis und Kampfgeist notwendig ist, um sich der Dunkelheit zu stellen und ein wenig mehr Licht in das Leben zu bringen.
Drvenkar ist ein Erzähler, der die russischen Weiten mit allen Sinnen erfahrbar zu machen vermag. Seine Vida ist mit einem starken, nicht selten widerspenstigen Charakter angelegt, der einem sofort sympathisch ist. Und auch alle anderen Protagonisten inklusive der Nebenfiguren sind treffend gezeichnet, geben aber erst nach und nach ihre eigentlichen Rollen und Geheimnisse preis, was stets für neue Überraschungen sorgt. Dabei figuriert das Böse in Gestalten, die buchstäblich der "Hölle" von Hieronymus Bosch entsprungen sein könnten.
Die erzählerische Entfaltungskraft des Autors reißt einen also regelrecht mit - obwohl die ganze Geschichte auf einem mythologischen Fundament steht, das zwar originell, aber in sich nicht durchgehend schlüssig ist und dessen angedeutete Komplexität nicht bis zum Ende durchgehalten wird.
Dass Drvenkar ein Russland des 18. Jahrhunderts, in dem auch eine Nachfahrin Peter des Großen am Ende des Buches eine entscheidende Rolle spielt, allein seiner Mythologie und ihren Versatzstücken wie Mudras, Chakren und Reinkarnationen aus Hinduismus und Buddhismus gegenüberstellt, ist von ihm derart geschickt zusammengerührt worden, dass es beim Lesen nicht weiter hinterfragt wird.
Den Kern seiner sich allmählich entschlüsselnden mythischen Vorgabe bilden 23 "Mütter", die vor sieben Millionen Jahren als in gleicher Anzahl von Spektralfarben gebündelter Lichtstrahl auf die Erde trafen, um den Planeten Erde lebensfähig zu machen. Erst mit dem Aufkommen der Menschen nahmen sie die Gestalt der lehrenden Mütter an. Dass sich dann eine von ihnen trennt, weil sie eifersüchtig auf die Liebe Yrmas zu einem Menschen ist und deshalb gleich Luzifer bzw. Satan zum furchtbesetzten "Bösen" wird, kann aber auch ein Drvenkar nicht überzeugend begründen.
So beruht Vidas Kampf gegen das Böse auf einer zuletzt als Papiertiger gelandeten Behauptung, dem sie bis zum spannungsgeladenen Ende aber immerhin noch ein Schnippchen zu schlagen vermag.
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