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Sigrun Casper

Der Springer über den Schatten

Roman. Beltz & Gelberg, Weinheim 1990. 119 Seiten. ISBN: 3-407-80690-6, >>> Amazon
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Das Romandebut der Berliner Autorin Sigrun Casper erzählt von dem schmerzhaften, keineswegs geraden Schneiden an den Nabelschnurresten, die den Jugendlichen Toni am eigenen Gedanken fassen und umsetzen hinderten. Ihr gelangen dabei einige sehr dichte Szenen, die so manche/n mit Gänsehaut an die eigene, scheinbar schier unendliche Einsamkeit dieses Prozesses erinnern werden. Nebenfiguren des Alltags können mit einem schiefen Blick oder einem freundlichen Gruß über die nahezu manisch-depressiven Gefühlskurven langer, sich der Uhrzeit entziehender Tage entscheiden. Das Glück in relativ kurzer Zeit, eine billige Bude mit Außenklo zu finden, wird erst gar nicht so sehr als Glück, denn als Anforderung empfunden: Renovieren müssen, sich anmelden müssen bishin zum Anbringen des Namensschildes, da dies zur Entdeckung durch den übermächtigen Vater führen könnte. Die Konzentration auf dieses Innenwachstum rechtfertigt aber nicht die klischeehaften Verkürzungen der elterlichen Antriebe, Toni gehenzulassen bzw. rauszuschmeißen, nachdem er als Abiturient das erste Mal für ein paar Tage bei einer Frau "hängengeblieben" ist. Tagebucheintragungen wie z.B. "Probleme gehören, nicht anders als die sogenannten Gefühle, zum Gewicht der Gedanken..." stehen auch im Widerspruch zu der Unbeholfenheit Tonis, die in dem mit der Axt skizzierten Ursache für sein Stottern ihren schwächsten Ausdruck findet.
Die schmalzig-poetische Tagebucheintragung zum Happy-End ist dagegen schon viel eher nachvollziehbar. Zur Bude und dem Aushilfsjob hat ihm das Wachsen seines Selbstbewußtseins die Sprachbehinderung überwinden lassen. Mehr braucht es für den Augenblick wirklich nicht, um nun zuversichtlich ins Morgen zu schauen.

Weitere Besprechungen zu Werken von Sigrun Casper siehe:
Sigrun Casper: Der Springer über den Schatten (1990)
Sigrun Casper: Gleich um die Ecke ist das Meer (1996)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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