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Nene ist 2015 Anfang Zwanzig und Bademeisterin im abgehängten Norden ihrer Stadt. Gegen privates Unglück zieht sie im Schwimmbad entsprechend viele Bahnen und sieht darin ein ganz pragmatisches Mittel, frühere und aktuelle Erlebnisse dieser Art einfach zu vergessen. Doch dann lernt sie den gleichaltrigen Boris kennen, den sie nicht so einfach abhaken kann, weil er Puma-Augen hat und Mädchen glücklich machen will. Aber darin ist er selber sein größter Feind, weil er sich wegen der an seinen Beinen lebenslang sichtbaren Symptome einer Kinderlähmung nur wenig zutraut, Schmerzen hat und schnell aufgibt - auch weil er den sich darauf beziehenden Hohn und das Mitleid nicht mehr erträgt …
Mit "Nordstadt" legt die Bochumer Gymnasiallehrerin Annika Büsing ein nur etwas mehr als 120 Seiten schmales, nichtsdestotrotz schlicht umwerfendes Romandebüt vor, dass sich schon nach wenigen Seiten in jedes Leseherz zu "zecken" vermag.
Nenes Erzählperspektive wird nicht zuletzt durch eine so nüchtern lakonische wie unvermittelt herzzerreißend sanfte Tonlage bestimmt, welche in der Lage ist, eine jugendliche wie auch eine erwachsene Leserschaft von der ersten bis zur letzten Seite gefangen zu halten. Aber natürlich auch deshalb, weil man wissen will, ob und wie lange dieses ja keineswegs perfekte Liebesglück anhalten kann. Und was es bewahren oder woran es scheitern wird. Immer wieder werden auch Erwartungen unterlaufen, wenn es z.B. um die Herkunft der beiden bzw. ihre Eltern geht. Am Ende spielt dann all das zwar eine gewisse aber nicht die alleinige Rolle für die Entscheidung, eine Beziehung wachsen zu lassen … oder irgendwann einfach zu beenden.
Ein unterhaltsames Lesevergnügen, das man sich und anderen auch einfach so mal schenken sollte, und das gewiss auch noch für so manche Auszeichnung mehr als gut genug ist.
Weitere Besprechungen zu Werken von Annika Büsing siehe:
Annika Büsing: Nordstadt (2022)
Annika Büsing: Koller (2023)
