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Henryk M. Broder

Volk und Wahn

Glossen. Spiegel Buchverlag, Hamburg 1996. 256 Seiten. ISBN: 3-455-15004-7, >>> Amazon
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Daß Henryk M. Broder seinem Sammelband den etwas beziehungslosen Titel VOLK UND WAHN vorangestellt hat, ist vermutlich von ungewollter Redlichkeit. Lautete er "Wahnsinniges Volk" oder "Völkischer Wahnsinn", wäre Broder das Mittel des Rundumschlags versagt gewesen, und er hätte seine höchst beredte Polemik mit einer differenzierteren Sicht der Dinge drosseln müssen. So aber vermag er sich über die bigotten Selbstzeugnisse der "Gutmenschen" im TV aufzuregen, um dann selber wieder als nicht greifbarer Über-Nörgler vom Dienst durch die Talkshows gereicht zu werden. Seine in sieben Kapiteln gehäufelten 38 Artikel (13 davon waren bereits u.a. im Spiegel abgedruckt) setzen sich mit dem Phänomen des Nachwende-Deutschlands, dem Pazifismus der Friedensbewegung und der Holocaust-Denkmal-Debatte auseinander. Wenn Broder die Mechanik eines Selbstläufers schildert, z.B. die inzestiösen Praktiken beim Erich-Fried-Preis, haut es einen fassungslos gackernd unter den Tisch. Wenn er aber über die hilflosen Debatten der Friedensbewegung räsoniert und ihr angeblich wirkungsloses Verhalten ins III. Reich überträgt, unterschlägt er nicht nur Stimmen wie seinerzeit Joschka Fischer, sondern die Miterwägung einer Wir-sind-wieder-wer-Bundesregierung, deren Bundeskanzler er an anderer Stelle ja durchaus vorzuführen weiß. Als Kommentare im journalistischen Sinne taugen diese Artikel deshalb nur selten, aber als glanzvolle Kabinettstückchen des Grotesken sind sie ein schwarzhumorig schillender Genuß.

Weitere Besprechungen zu Werken von Henryk M. Broder siehe:
Henryk M. Broder: Volk und Wahn (1996)
Henryk M. Broder: Die Irren von Zion (1998)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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