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Auch wenn der Titel M'HASHISH lautet und sich jede der Geschichten um
'Kif' dreht, ist das Buch keine Drogen-Propaganda - vor Mißverständnissen
und Verdrehungen ist allerdings menschlicher Natur gemäß nichts
gefeit.
Der eigentliche Autor Mohammed Mrabet lebt vom Fischen und erzählt
Geschichten, aber hält nicht allzuviel von Schreibern, Intelektuellen
und ähnlich Beschäftigten. Das Geschichtenerzählen gehört
zu seinem traditionell-kulturellem Hintergrund ebenso wie das Kif-Rauchen.
Daß das Aufschreiben seiner Geschichten von Poul Bowles einen
literarischen Erfolg zeitigt, amüsiert Mrabet von daher ziemlich.
Die Geschichten selbst bewegen sich zwischen tiefgründiger Volksweisheit
und Alltagskomik. M'hashish heißt 'voll von Haschisch' und bezeichnet
nicht nur eine Person in bekifftem Zustand, sondern auch solche, deren
Verhalten irrational oder sonstwie unerwartet sind. Kif wird nicht als
Allheilmittel, sondern in seiner Bandbreite als teils erfreuliche, teils
fragwürdige Begleiterscheinung marrokanischen Lebenswandels vorgestellt
- im Mittelpunkt aber stehen die Menschen. Ob und wie sie sich darum streiten
oder betrogen werden, es im Übermaß genießen, es gegen
das brutalisierende Alkohol eintauschen oder wenn z.B. ein frömmelnder
Ignorant mit Kif zur Toleranz findet. Kif ist Bestandteil dortigen Sozialgefüges
und deshalb mit unserer Drogenproblematik genausowenig zu vergleichen wie
M'ASHISH für hiesige Drogenfreaks nicht wirklich zum Kultbuch werden
kann.
Wer in Geschichten nicht andauernd objektive Wahrheit von Fantasie
trennen und analysieren muß, ahnt hinter M'HASHISH eine fremde Welt
und kommt damit 'voll' auf seine Kosten.
Weitere Besprechungen zu Werken von Paul Bowles siehe:
Paul Bowles: M'hashish (1987)
Paul Bowles: Der ferne Kontinent (1995)