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Jurek Becker

Amanda Herzlos

Roman. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1992. 384 Seiten. ISBN: 3-518-40474-1, >>> Amazon
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Drei Bücher in einem schreibt Jurek Becker, und alle handeln von Amanda.
Ludwig Weniger berichtet seinem Scheidungsanwalt im ersten Buch über die zweijährige Ehe mit Amanda. Im zweiten ist es der "verbotene", weit ältere Autor Fritz Hetmann, der die folgenden sieben Jahre Zusammenlebens mit Amanda in einer Novelle verdauen wollte, die aber kurz nach ihrer Fertigstellung gelöscht bzw. vernichtet wurde. Von Amanda?
Das Tagebuch eines westdeutschen Korrespondenten namens Stanislaus Doll macht dann die zehn Jahre dokumentierter Reflektionen über Amanda voll: Es schließt ab mit dem gemeinsamen Auszug in den Westen am 3. Januar 1989.
Becker erweist sich einmal mehr als geschickter Handwerker, der mit Formen zu spielen weiß, sich mit diesem Roman aber eher an den Drehbüchern zu LIEBLING KREUZBERG als an seinem letzten Roman BRONSTEINS KINDER orientiert hat. Das wäre kein Vorwurf, sollten tatsächlich einmal ähnlich überzeugende Schauspieler wie Manfred Krug seinen Protagonisten Leben einhauchen. Nur gelesen sind sie eigentümlich flach auf der Brust, Stereotypen, die hin und wieder mit gut konstruierter Situationskomik aufwarten dürfen. Über diese Komik hätte wohl mancher auch schon Ende der 60iger Jahre gelacht: Männer von trampelig-unsensibel bis tolpatschig belehrbar, die mit dem rätselhaften anderen Geschlecht einfach überfordert sind und nur auf Gnade hoffen können. Statt die Notwendigkeit konstruktiver Beziehungskämpfe zu glossieren, erzählt uns Jurek Becker von der unergründlichen Traumfrau, die - man stelle sich das vor - "eigensinnig" ist.
Inwieweit dieser Roman immerhin trotzdem noch das zweifelhafte Prädikat "heiter" verdient, müssen die LeserInnen aus den neuen Bundesländern entscheiden. Vielleicht trifft der Autor mit seinem durchgängig ironisch-verniedlichenden Ton ja tatsächlich das damalige Empfinden über den Alltag im real existierenden Sozialimus, nach dem Motto: auch wir haben nicht nur gelitten, sondern eher das Belustigende z.B. einer Überwachung erkannt. Weder Fisch noch Fleisch sollte man dieses Nebenwerk einfach ignorieren und auf Besseres von Jurek Becker warten.

Weitere Besprechungen zu Werken von Jurek Becker siehe:
Jurek Becker: Amanda Herzlos (1992)
Jurek Becker: Briefe (2004)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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