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Roberto Ampuero

Tod in der Atacama

Roman Spanischen von Carsten Regling. Bloomsbury, Berlin 2012. 347 Seiten. 19,90 Euro. ISBN: 978-3-8270-1034-6, >>> Amazon >>> Lehmanns Media

Der deutsche Entwicklungshelfer Willi Balsen war nach Ansicht der Polizei nichts weiter als das Opfer eines Raubmords, doch Cornelia Kratz, eine Auslandskorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, gibt sich mit dieser Verlautbarung nicht zufrieden. Sie beauftragt den Detektiv Cayetano Brulé mit der Aufklärung des Falls und zwingt ihn sogar, sein behagliches Heim zu verlassen, um am Rande der Atacama-Wüste zu recherchieren. Schon bald ist klar, dass die Polizeiversion nicht zu halten ist und dieser Mord auch hochpolitische Dimensionen aufweist.
Im Original bereits 1996 erschienen, ist die Thematik dieses Romans, nämlich der Raubbau an Menschen, Kultur und Natur keinesfalls veraltet. Die in Deutschland mit "Der Fall Neruda" eingeführte Figur des Cayetano Brulé ist hier bereits ein Mittfünfziger, doch nach wie vor sehr empfänglich für die Reize des anderen Geschlechts und eines guten Essens. Äußerlich an einen wenig auf sein Äußeres achtenden Colombo gemahnend, ist sein Tonfall nach bester Chandler-Manier zynisch und sarkastisch, wenn es um das Leben im Allgemeinen und um manche Leute im Besonderen geht.
Der Plot dieses Krimis nimmt erst zum Ende hin wirklich Fahrt auf - davor tritt Cayetano sehr viel auf der Stelle. Allerdings nutzt der Autor dessen Auf-der-Stelle-treten, um so eingehend wie plastisch Land und Leute in der Atacama zu schildern. Das hat durchaus seinen Reiz, verlangt aber vom Leser die Bereitschaft und die Geduld, sein Verlangen nach "Suspense" etwas hintanzustellen. Dafür wird man nicht nur mit der Auflösung eines (leider gar nicht mehr so) unglaublichen Verbrechens, sondern auch mit einer die Sinne ansprechenden Zeitreise in ein Chile der 1990er belohnt. Wenn auch nicht ganz die literarische Tiefe wie im "Der Fall Neruda" auslotend - für alle, die mehr wollen, als nur das Abarbeiten eines Krimis nach "Schema F", ist auch dieser Roman wieder sehr empfehlenswert.

Weitere Besprechungen zu Werken von Roberto Ampuero siehe:
Roberto Ampuero: Der Fall Neruda (2011)
Roberto Ampuero: Tod in der Atacama (2012)

Buechernachlese © Ulrich Karger



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