Chelsea Abdullah

Der Sternenstaubdieb

Jeder kennt die Mitternachtshändlerin Loulie al-Nazari, denn sie verkauft auf dem Nachtmarkt in Madinne gegen einen hohen Preis Objekte, die mit der Magie von Dschinn aufgeladen sind. Dabei verfolgt der Sultan die Dschinn und ihre Magie unnachgiebig, sieht er in ihnen doch die Ursache für den frühen Tod seiner geliebten Frau. Doch der gleiche Sultan verhaftet Loulie schließlich und setzt sie vor die Wahl, entweder sterben zu müssen oder eine verschollene magische Lampe für ihn zu finden …
Mit „Der Sternenstaubdieb“ hat Chelsea Abdullah als amerikanisch-kuwaitische Autorin ein beeindruckend mitreißendes Romandebüt vorgelegt und spielt darin äußerst schlüssig und variantenreich mit Versatzstücken aus den Geschichten von Tausendundeine Nacht. So war der bereits erwähnte Sultan äußerst jähzornig und hat vor seiner einst so sehr geliebten Ehefrau bereits zahlreiche ihrer Vorgängerinnen nach nur kurzer Bewährungsprobe hingerichtet. Seine große Liebe verstand es hingegen, ihn mit immer neuen Geschichten zu besänftigen. Und einer der drei Söhne heißt zwar nicht Ali Baba, sondern Omar, ist aber Anführer von vierzig Räubern und … Dschinn-Mörder. Das silberfarbene Blut der Dschinns lässt selbst in dem Sandmeer der Wüste Oasen mit schattenspendenden und fruchttragenden Bäumen entstehen. Die Mitternachtshändlerin Loulie aber hat in Quadir einen väterlichen Freund, der sich unter anderem als Eidechse auf ihrer Schulter verstecken kann – denn er ist ein Dschinn, der zuletzt auch seine Freundin Loulie noch sehr überraschen wird.
Abgesehen von diesem Ambiente ist dieser Roman vor allem eine Queste, der eine Gruppe von vier höchst unterschiedlichen Personen aus unterschiedlichen Gründen (nicht nur) im Auftrag des Sultans nachzugehen haben. Neben Loulie und Quadir, ist da noch Mazen, der als einer der Söhne des Sultans von diesem wegen seiner Sanftmut sehr geringgeschätzt wird und sich nun zu beweisen hat – allerdings dank eines magischen Armreifs in der Gestalt seines brutalen Bruders Omars. Und weil der seinem Bruder auch noch in eigenem Interesse einen Auftrag mitgegeben hat, hat Omar seine treu ergebene Räuberin Aisha an die Seite von Mazen zu dessen „Schutz“ gestellt. Das Misstrauen innerhalb dieser Gruppe ist groß und es dauert eine Weile, bis sie einander auf ihrer Reise durch die Wüste zumindest in grundlegenden Fragen des Überlebens zu vertrauen lernen. Aber davor gilt es zahlreiche Abenteuer zu bestehen, die neben den Gefahren auch nicht an so faszinierenden wie wunderbaren Erscheinungen geizten …
Darüber hinaus verdient ein Nebenaspekt noch (immer) gesonderte Erwähnung, nämlich dass die Autorin bzw. ihr Übersetzer hier ganz selbstverständlich die unterschiedlichen Dschinn nicht einfach einem Geschlecht zuordnet, sondern bei ihnen u.a. anstelle der Artikel „die“ oder „der“ ein „dier“ setzt – und zwar so, dass es nirgends unangemessen den Sprachfluss stört.
Insgesamt also ein Fantasy-Epos, das mit neuer, sehr eigener Stimme in jeder Hinsicht schillernde Einfälle und starke Protagonist:innen zu entfalten vermag - und eine Autorin, von der man bald mehr lesen möchte!