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Textenetz | In eigener Sache: Interview von Wolfgang Thorns M. A. mit Ulrich Karger


Wolfgang Thorns M. A. (Chefredakteur Religion heute) führte mit Ulrich Karger ein Interview unter anderem über die Frage, ob eine religiöse bzw. theologische Sprachregelung innerhalb der Alltagssprache noch Gewicht und Bedeutung haben kann. Ulrich Karger wurde hierzu in seiner Doppelrolle als Autor und Religionslehrer angesprochen.

Erstveröffentlichung: Religion heute 9 / März 1992

Homepage inkl. Bibliographie von Ulrich Karger:
  • Autorenportrait Ulrich Karger



  • Die Botschaft hör ich wohl, allein ...
    Religiöse Sprache als Strategie?

    [...] Im Abdruck ausgelassen

    Wolfgang Thorns:
    Theologen reden viel und gegeneinander. So bleibt es nicht aus, daß, wer hinhört, durcheinander ist.
    Hinsichtlich der theologischen Rede liegt das Pfingstwunder noch vor uns.
    Welche Schwierigkeiten haben Theologen mit der Sprache In Darstellung und Beschreibung der wesentlichen Aussagen und Anliegen ihres Faches? Ist unsere mit normalen Wortbedeutungen operierende Alltagssprache das falsche Medium für die Beschreibung einer Art über-empirischer Realität?

    Ulrich Karger:
    [Ich bin Religionslehrer an einer Sprachheilschule in Berlin-Neukölln, d.h. ich sehe mich als Pragmatiker, der zwischen Theorie und Praxis zu vermitteln sucht.] Die Schwierigkeit der meisten ...-logen zu elementarisieren, ob nun Theologe, Psychologe oder Politologe, liegt m.E. seltener in einem instrumentellen Unvermögen des Umgehens mit Sprache begründet, als vielmehr in dem Antrieb, der hinter der Pflege ihrer Wissenschaft steckt und dem sie nicht auf die Spur kommen wollen ... können.
    [Ingeborg Drewitz hat die Frage nach den Antrieben des Menschen sehr gut in ihrem letzten Roman Eingeschlossen erörtert, am Beispiel eines stilisierten Oppenheimers, der im besten Wollen schließlich an der Entwicklung der auf Hieroshima abgeworfenen Atombombe beteiligt war.]
    Die Verklausulierungen eines wissenschaftlichen Codes, für den die Theologen z.T. gleich auf mehrere antike Fremdsprachen zurückgreifen, können Ausdrucksform persönlichen "Selbstschutzes" oder der Steigerung davon, nämlich der Ausdruck ganz banaler Machtinteressen sein, die wiederum die Ausgrenzung anderer bedingen usw. usf.
    Positives Gegensbeispiel, zumindest für eine bestimmte Phase seines Lebens, war der Theologe Martin Luther, der ja mit seinem Einsatz für die Verbreitung einer ins Deutsche übersetzten Bibel den Mut zur Preisgabe esoterischen Bildungsgutes bewies.
    Das Gegenüber von empirisch nachweisbarer und, wie Sie formulieren, über-empirischer Realität würde ich mit dem Gegenüber von Wirklichkeit und Wahrheit gleichsetzen. Die Wahrheit ist die abgeleitete Schlußfolgerung oder, in der Dialektik, die Synthese von den verschiedenen Wirklichkeiten, die uns umgeben. In der Bibel, in AT und NT, wurde das mit der Alltagssprache sehr gut vorgetragen: Die über-empirischen Realitäten, die Wahrheiten liegen in den Sagen und Gleichnissen, in den Gedichten und Satiren (Jonas; Jothamfabel) auf Abruf bereit. Wichtiger Bestandteil dieser Wahrheit ist hierbei vor allem auch gerade die Vielfalt der Zeugnisse, die in ihrer Summe eben das Alte und Neue Testament, das Alte und Neue Zeugnis ausmachen. Für Wahrheit könnte man auch schlicht Erfahrung sagen: Schaut her, hört zu - so ist es uns ergangen, wenn wir im Glauben mal näher, mal weniger nah bei Gott waren. Die Wirklichkeiten sind für jedes Individuum etwas ganz besonderes, aber im Rückblick wird ein Schema offenkundig, das die Deduktion, die Erkenntnis von Wahrheit erlaubt und m.E. auch fordert - und zwar in einer Sprache, die man auch selber zu verstehen bereit ist.

    Wolfgang Thorns:
    Mit Hilfe von Metaphern - so sagt man - gelingt es dem Menschen, den Bezugsrahmen seiner Sprache auszuweiten und über die Sprache gleichsam Fuß zu fassen in bisher nicht formulier- und diskutierbaren, also nicht realen Räumen.
    Sind Metaphern nur sprachliche Ornamente, oder vielmehr sprachliche Mittel von eigener Bedeutung?

    Ulrich Karger:
    Die Metapher an sich ist für jeden notwendig, der sich mitteilen will. Sie ist der Brückenschlag von dem in sich geschlossenen Kreislauf einer Persönlichkeit zur anderen, in dem ich allgemeine, den meisten Menschen zugängliche Erfahrungen in den Kontext des besonders Hervorzuhebenden stelle. Einem von Geburt Blinden Farben zu beschreiben ist unmöglich, ich kann jedoch für den Blinden eine Assoziationskette aufbauen, indem ich z.B. Wärme für dunkelrot bis grellgelb und Kälte für Violett bis dunkelblau einsetze und somit wenigstens Teilaspekte von Farbe mitteile. Die Metapher ist sehr von den Möglichkeiten und der Nähe der sich austauschenden abhängig. Ihre Stärke liegt für mich in dem Erkennen des Facettenreichen, Vielgestaltigen eines Zustandes oder Gegenstandes. Ein Stein ist eben nicht nur hart.
    In der Arbeit mit sprachbehinderten Kindern erfuhr ich, daß ein Stottersyndrom nicht zuallererst mit Sprechübungen, sondern mit Erfolg auf anderen und vielen Ebenen angegangen wird: emotional, psychomotorisch, sozial usw.. Nicht nur daraus folgt für mich, daß den Menschen wesentlich mehr ausmacht als nur sein Sprachvermögen.
    Oder denken Sie daran, wenn in ein, zwei, drei Generationen die multikulturelle Gesellschaft etwas selbstverständlich akkzeptiertes darstellt und das Neben- und Miteinander unterschiedlicher Herkünfte schließlich ein großes Ganzes bilden könnte, ohne die Ursprünge verwischen zu müssen.

    Wolfgang Thorns:
    In unserer säkularisierten Gesellschaft hat man die religiöse Offenbarung preisgegeben. Offenbarung wurde als Funktion an die Kunst delegiert. Der Künstler, nicht der Priester, gilt als Seher, als Erkennender.
    Würden Sie sagen, daß die Theologie ihren Anspruch dadurch aufgab, daß sie sich aus der Bodenhaftung sinnhafter Empirie in die dünne Luft abstrakter Theorie begeben hat?


    Ulrich Karger:
    Die Säkularisation wurde mit der industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts und dem impliziten Weltbild möglich, daß von nun an für den Menschen früher oder später alles "machbar" ist. Davor war die Religion Teil ganzheitlicher Weltbetrachtung: Nichts konnte ohne den Segen der Götter oder ohne den Segen Gottes in Angriff genommen werden und ohne ihn erst recht nichts gelingen! Die Künstler waren eigentlich von den Priestern der jeweiligen Religionen nie sehr weit entfernt. Die ersten Zeugnisse menschlicher Kunst hatten sicher stets einen magisch-religiösen Impetus. Vermutlich waren die ersten Künstler sogar Schamanen oder Priester, ganz bestimmt aber war die Priesterschaft erster und lange Zeit wichtigster Auftraggeber der Künstler.
    Ich denke, erst die industrielle Revolution und die Aufklärung hat den Künstlern erlaubt, sich auch den "irdischen" Dingen, angefangen von der Sozialkritik bishin zur reinen Ästhetik, zu widmen.
    Ein Gegensatz zwischen Theologie und Kunst geht für mich nicht auf, schon eher der zwischen Konsistorium und Theologie.
    Es gibt ja auch heute Theologien, z.B. die Befreiungstheologie Lateinamerikas, die weiß Gott auf dem Boden der Realität haften, und genau deshalb vom Papst mißbilligt werden - das ist aber keine Frage guter oder schlechter Theologie, sondern schlicht eine Frage des politischen Antriebes. In unserer Kirche sind diese Antriebe allerdings nicht ganz so deutlich benannt wie bei den katholischen Würdenträgern - was ich eindeutig als Nachteil empfinde. Zugleich bin ich natürlich froh, daß die Indifferenz unserer Kirche, einen "Fall" Drewermann bei uns nicht zulassen würde [- zumindest noch nicht!]
    Die Offenbarung, die frohe Botschaft, bleibt ja im Wortlaut stets dieselbe - entscheidend ist, inwiefern es den zeitgenössischen Vermittlern dieser Botschaft z.B. im übersatten Deutschland gelingt, mit entsprechenden Metaphern und dem Mut zur zeitgemäßen Deutung eine Brücke zu ihr zu schlagen.
    Wahr ist, daß sich hier bei uns seit geraumer Zeit ein konstitutionelles Vakuum auftut, in das beide, Kunst und Theologie, zu fallen drohen. Beide halten sich nur noch mittels einiger starker Persönlichkeiten aufrecht, oder anders ausgedrückt, wer dieses Vakuum zu füllen versucht, muß in der kirchlichen Gemeinschaft wie in der Gesellschaft auch die Einzelgängerrolle aushalten lernen. Den Einzelgängern bleibt dann nur die interdisziplinäre Vernetzung mit anderen Einzelgängern, um so wieder im Gefühl einer Ganzheit getragen zu werden.
    Die Kirche, nicht die Theologie als Instrument der Kirche, ist dabei, ihre Chancen zu verspielen. Dasselbe gilt für die Kunst, wenn sie die Wirkungsgeschichte oder vielmehr das Abschneiden religiöser Wirkungsgeschichte weiterhin so schluderig oder lediglich "plakativ" in Kauf nimmt. In unseren Breitengraden ist eben nun einmal für die meisten das Christentum der spirituell-kulturelle Herkunftsort - ein Ort, der m.E. genausoviel Aufmerksamkeit verlangt, wie unsere Historie samt dem sogenannten III. Reich. Vor dem informierten Atheisten braucht keiner Angst zu haben, aber vor der manipulierbaren, weil ahnungslosen "Masse" lerne ich mich gerade wieder zu fürchten.

    Wolfgang Thorns:
    Zwischen der Sprache der Theologie und der Sprache der Jugend ist schlechterdings nicht zu vermitteln. Versuche in dieser Richtung' klingen wie das Zusammenspiel nicht aufeinander abgestimmter Instrumente und haben etwas Peinliches. Nach meiner Überzeugung liegt das daran, daß Jugendliche aus ihrem Sprechen ein soziales Ereignis machen,
    Was würden Sie sagen: Schließen sich Anteilnahme und Abstraktion eigentlich gegenseitig aus?


    Ulrich Karger:
    Ich denke, daß dies eine Frage geringerer oder größerer Durchdringung beider Aspekte ist.
    Je jünger die Menschen sind, umso mehr bedürfen sie der konkreten Vorbilder als der langatmigen Gebrauchsanweisungen für das Leben. Das Peinliche an diesen Gebrauchsanweisungen ist ja gerade der fehlende Verbund von den Behauptungen eines Erwachsenen und dem vorgelebten Leben desselben Erwachsenen. Was im einzelnen noch peinlich ist, wächst sich in der Summe zur Katastrophe aus, wenn die Jugendlichen die von ihnen abverlangte Moralität den Kriegen und dem ökologischen Ratenselbstmord gegenüberstellen.
    Neben dem spielerischen Element hat der jeweils eigene Sprachcode der Jugendlichen deshalb auch eine existentielle Schutzfunktion, um die bereits eroberten kleinen Nischen den Erwachsenen nicht preisgeben zu müssen.
    Aber - auch wenn es viele Erwachsene nicht wahrhaben wollen - die Jugendlichen sind trotz oder gerade wegen ihrer Abnabelungsbestrebungen von den Inspirationen und damit auch den Abstraktionen der Erwachsenen abhängig. Das geplante Leben ohne Eltern ist ja per se etwas zukünftiges, was nur gedanklich, von den Erfahrungen anderer abstrahierend, erörtert werden kann. Ein von ihnen als glaubwürdig anerkannter Erwachsener kann den Jugendlichen alles mögliche zumuten: Ihren Mißbrauch genauso wie das allmähliche Nachschreiten ihnen zur Selbstständigkeit verhelfender, komplexer Gedankengänge. Wer das Letztere will, will auch verstanden werden und wird stets bemüht sein, die ihm bewußten Soll- und Bruchstellen seines Denkens offenzulegen.
    Ein Erwachsener, der sich ernsthaft mit den Jugendlichen auseinandersetzt, profitiert dann in jedem Fall auch selbst davon. Ganz gleich welcher Wissenschaft oder Kunst er frönt, in dem Augenblick, wo er seine Ergebnisse zu elementarisieren hat, kann er sich auch selbst auf die Schliche kommen. Denn auf einer den Kindern und Jugendlichen gemäßen Sprachebene können diese mit einer Stringenz kontern, die einfach herzerfrischend ist. Als Katechet erlebe ich mich sehr oft als Lernender - das meine ich ohne jede Koketterie, denn das ist manchmal sehr anstrengend und nicht immer ermutigend für mich als Erwachsenen, eingebunden in einer von Sachzwängen umzingelten Erwachsenenwelt!

    Wolfgang Thorns:
    Welchen Stellenwert nehmen Bildende Kunst und Literatur in Ihrem eigenen Religionsunterricht ein?
    Wie kommen Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern in das religiöse Gespräch?

    Ulrich Karger:
    Hierin erweist sich unser Berufsstand einmal mehr als Bindeglied zwischen Kirche und umgebender Gesellschaft. Das Einsetzen von Beispielen der Bildenden Kunst ist in Berlin schon seit langem integraler Bestandteil unserer Didaktik bzw. ein wichtige Quelle für den Fundus, aus der man seine methodischen Impulse für den Religionsunterricht schöpft.
    Dabei sind die Bilder keineswegs auf die Illustrationen biblischer Geschichten beschränkt. Die Auswahl hängt allein von dem Interesse und der Kenntnis der jeweiligen KollegInnen ab.
    "Bildimpulse" erreichen die Kinder unmittelbarer als gesprochene, neben den auditiven Wahrnehmungskanälen werden nun verstärkt visuelle in Anspruch genommen - das bedeutet schlicht Abwechselung.
    Die Betrachtung eines Holzschnittes aus Südafrika erweitert ganz anders den Horizont der Kinder als die Übersetzung einer Geschichte aus Südafrika.
    Die Literatur außerhalb der Bibel wiederum dient der Ergänzung, der Variation und vor allem der aktualisierenden Interpretation von den Deutungsnotwendigkeiten 2 - 3000 Jahre alter Schriften. Dazu kann auch last, but not least die Musik und die Verbindung aller drei Kunstbereiche eingesetzt werden, z.B. in der Nachbereitung eines Themas zu einem Hör- oder Theaterspiel. Man sollte sich immer bewußt sein, was man von den Kindern an kognitiver Leistung erwartet, wenn man ihnen Geschichten präsentiert, die derart alt und in einem völlig anderen Kulturzusammenhang entstanden sind - und da ist mir jedes Mittel recht, um diese hohen Barrieren zu überwinden.
    Zuvor ist zu überlegen, was man mit Impulsen dieser Art eigentlich "bezweckt". Sollen sie nur athmosphärisch einstimmen, sollen sie eine Weiterführung zu bereits erarbeitetem sein, sollen sie Kontrapositionen oder eine Vertiefung ermöglichen. Der "Zweck" grenzt dann in der Regel die Auswahl ganz von selbst ein - Künstler sind gegen einen Mißbrauch nicht geschützt, aber da sollte man es sich nicht zu einfach machen, denn sonst kommt es mit ziemlicher Sicherheit zu dem berüchtigten Schuß, der nach hinten losgeht...
    In der Regel setze ich "Bildimpulse" als Einstieg zu einem Thema ein. Noch bevor die Kinder in der Klasse sind, habe ich das Bild an der Tafel fixiert und von den beiden Klapphälften verdeckt. Nach der Begrüßung "mache ich es ein wenig spannend", stelle Bedingungen, z.B. eine Minute lange ohne Kommentar und Zwischenrufe das Bild zu betrachten. Danach wird erstmal nur gesammelt, was zu sehen ist. Hierzu kann sich jeder äußern. Wer etwas nicht genau erkennen kann, kommt an die Tafel und erläutert von da aus seine Entdeckungen. Ich weise gegebenenfalls noch auf die eine oder andere Merkwürdigkeit hin, sofern sie von den Schülern übersehen wurde. Interessanterweise folgen die Kinder (von der 1.Klasse an!) meistens von sich aus der intendierten Bildführung der Künstler. Bilder aus dem 14. - 16. Jhd mit ihren streng formalen "Bildaufbauten" vom Vordergrund zum Hintergrund und dem Umgang mit der Zentralperspektive eignen sich hierzu vortrefflich, variieren sie ja auch sehr häufig aus diversen, nachlesbaren Gründen biblische Themen. [- als Berliner kann ich für diese Epoche nur einen Besuch der Gemäldegalerie (jetzt Teil des Kulturforums) empfehlen, in der man sich auch relativ preiswert Poster und Dias besorgen kann. Ansonsten verfügen die Ausbildungsinstitute in der Regel über gut sortierte Mediotheken, die nur genutzt werden müßten ...]
    Wer ein Kunstwerk den Schülern zur Betrachtung "vorsetzt", sollte sich selbstverständlich mit dem Werk, mit der Epoche und dem Künstler bzw. der Künstlerin selbst auseinandergesetzt haben. Eine "spontane" Möglichkeit wäre aber auch, sich genau so ahnungslos wie die Kinder der Betrachtung hinzugeben, um dann anschließend gemeinsam mit den Kindern die angestellten Spekulationen anhand eines sachkundigen Menschen evtl. direkt bei einer Führung im Museum zu überprüfen.
    Noch reizvoller ist es, wenn man zeitgenössische Künstler selbst einlädt. Sehr viele haben sich in irgendeinerweise mit biblischen Themen zumindest kontrovers auseinandergesetzt, und es gibt in jedem Bundesland Verbände der IG-Medien (jetzt ver.di), bei denen man nachfragen kann oder bei den entsprechenden Schulämtern, die evtl. sogar schon Listen vorbereitet haben. Die meisten SchriftstellerInnen, Bildende KünstlerInnen und MusikerInnen - auch arrivierte - sind gern bereit in die Schulen zu kommen, bedauern es z.T., daß von dieser oft auch subventionierten Möglichkeit zur Einladung kaum Gebrauch gemacht wird. Die Verknüpfungsmöglichkeiten gehen ja weit über den rein theologischen Gehalt der Bibel hinaus, hat sie doch neben dem theologischen, auch meist einen sozialen, politischen, historischen und poetischen Impetus, der mittels zeitgenössischer Kunst angemutet und herausgestellt werden kann.
    In der Literatur ist mein Favorit für Kinder und Jugendliche Peter Härtling, der Themen wie Alter, Tod, Krankheit, Behinderung usw. schnörkellos umzusetzen vermochte. Aber wer sich hierbei auf die Suche macht, wird feststellen, daß er oder sie schon bald die Lust an der Qual der Wahl empfinden kann.
    In diesem Zusammenhang möchte ich meine geschätzten KollegInnen auch darauf aufmerksam machen, daß wer selbst viel liest, auch die Freude am Lesen besser vermitteln kann. Bei manchen kann ich mir das schwarzhumorige Grinsen kaum noch verkneifen, wenn sie über die videogebeutelten, dummen Schüler klagen, aber selbst ...
    Am Anfang bedeutet der Einsatz solcher Medien Mehrarbeit, daran gibt es nichts zu deuteln! Jedoch wer sich darauf einmal für ein Schuljahr einläßt, hat bald einen Fundus, auf dem sich dann bald leicht aufbauen läßt. Außerdem, was den Kindern nutzt, erweitert, wie schon gesagt, den eigenen Gesichtskreis und erleichtert einem selbst auch so manches Mal den Zugang bzw. das Elementarisieren theologischer Inhalte.
    Den Funktionären in den Kirchenleitungen, die noch immer oder schon wieder der esoterischen Glaubensgemeinschaft das Wort reden, weiß ich von daher auch nichts mehr zu entgegnen, weil es hierbei um Erkenntnisse geht, die ja eigentlich ganz offensichtlich sind.




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