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Ginevra, Tochter des Königs von Rheged, ist auf dem Weg zu Artus. Sie ist noch sehr jung und doch schon Spielball politisch-magischer Interessen. Aber Ginevra ist keineswegs so naiv und unbedarft, wie manche meinen. Zudem verfügt sie über eine Fähigkeit, die den meisten der Mächtigen, nicht zuletzt auch Artus abgehen: Sie vermag hingebungsvoll zuzuhören und so nicht nur die Liebe des sogenannten 'einfachen Volkes' zu gewinnen.
Konzentrierte sich in den 70ern Mary Stewart vor allem auf die Sagengestalt Merlin, kreiste in den 80ern bei Marion Zimmer-Bradley alles um die Hohepriesterin vom See Morgaine. Ginevra war bei beiden eher eine zweidimensionale Randfigur, entweder als nahezu gesichtslose, falsche Wahl eines Königs gekennzeichnet oder als eigensinnig schlichte Schönheit, die ohne Bedenken ein Königreich zerstört. Persia Woolley erhob nun diese Frauengestalt zur zentralen Figur ihrer Trilogie, und schon der erste, jetzt ins Deutsche übersetzte Band reißt einen vom Hocker. Obwohl, oder vielmehr, gerade weil die Autorin auf fantasy-artige Ausgestaltung magischer Ingredienzien verzichtet. Unaufdringlich fugenlos komponiert, läßt die Hauptfigur während der Brautfahrt ihre Vergangenheit und die Entwicklung ihres Umfeldes Revue passieren. Faszinierend wie ein Noah Gordon in Bestform gelingt Persia Woolley so ein durchgängig mitreißendes Zeitbild, das in seiner Problematik, unterschiedliche Kulturen in einem Land zu vereinigen, zudem hochaktuell ist. Ginevra wird dabei sehr glaubwürdig als Mensch von hoher Integrität und vermittelnder Toleranz vorgestellt, und daß in einer stringenten und metaphernsicheren Sprache, deren Poesie nicht zuletzt dank der einfühlsamen Übersetzung von Hans J. Schütz auch im Deutschen bezaubert. Bereits 1987 im Original vorliegend, fragt man sich, warum dieses Buch dem deutschsprachigen Publikum so lange vorenthalten wurde. Und wann erscheinen die beiden anderen Bände?