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Der Sheriff eines amerikanischen Provinznestes wird gewarnt: Ein Reporter
Ist unterwegs, um aufzudecken, was auch in seinem Interesse besser verborgen
bliebe. Der ehemalige Starreporter John Howell will sich in der Blockhütte
seines Schwagers aber lediglich diskret eines Auftrages entledigen, nämlich
als Ghostwriter die Biographie eines Geflügelzüchters ins Reine
schreiben. Daß er dabei in einer Gewitternacht den Geist eines jungen
Mädchens kommen und verschwinden sieht, empfindet er dann weniger
schockierend, als das, was er von der Vergangenheit des Dorfes am See und
seiner Bewohner erfährt. Die geisterhaften Erscheinungen sind so eingesetzt.
daß sie weniger gruseln als darauf neugierig machen, warum sie denn
nicht zur Ruhe kommen. Immer mehr spürt der/die Leser/in, daß
die Fasade bröckelt, um hinter scheinbarer Harmonie Entsetzliches
freizulegen.
John Howell selbst kann dabei nicht lange auf Distanz bleiben. Er wird
Teil der Geschichte, es ist zum Teil seine eigene Geschichte, die ihm da
entgegenschlägt.
Stuart Woods kommt in seinem spannungsgeladenen Roman ohne pathetische
Geisterbeschwörungen aus. Stattdessen streut er lieber auch mal Komisches
wie die Verfolgungsjagd durch einen Scotchterrier ein - Angst haben und
Lachen müssen braucht kein Widerspruch zu sein.
Allerdings zieht hier einer einmal mehr den plausiblen Schluß,
daß es keinen Sinn hat, Leichen im Keller zu vergraben, und dann
zu hoffen, sie würden auch für immer Ruhe geben. Der Edgar-Allan-Poe-Preisträger
hat mit STILL RUHT DER SEE einen Thriller verfaßt, den man erst nach
der letzten Seite wieder aus der Hand legen will.