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Theodor Weißenborn

Die Paten der Raketen

edition trèves Verlag, Trier 1986, 141 S., ISBN: 3-88081-188-1, >>> Amazon
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Eigentlich hat Real-Satire ja immer etwas von einem makaberen (oder schlechten) Witz an sich, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Zu den Ingredienzien der Real-Satire gehören zumeist Politiker/innen, die offen von sich geben, was sie denken, ohne vorher deren Ghostwriter oder andere graue Eminenzen konsultiert zu haben.
Theodor Weißenborn gelang es, die Real-Satire zu einer Kunstform zu erheben, indem er unter dem Pseudonym Thomas Klausen im Auftrag der "Initiative für Bürgernahe Politik" u.a. Abgeordneten des Bundestages Anlaß gab zu zeigen, wes (Un-)Geistes Kind Sie sind. Das 'Patriotische' Anliegen dieser 'Initiative' sei es "der Entfremdung des einzelnen Bürgers vom politischen Geschehen entgegenzuwirken" und überlegt daher ständig "wie sich vor allem im Bereich der Sicherheitspolitik größere Bürgernähe erzielen und wie die Bereitschaft aller Bürger, auch unbequeme Mehrheitsbeschlüße mitzutragen, sich fördern oder allererst wecken läßt".
Angeregt von der Taufe eines Transportflugzeuges der US-Luftwaffe auf den Namen 'BITBURG' wird den Abgeordneten nun vorgeschlagen, ihrerseits die Patenschaft für jeweils eine der in der BRD stationierten Pershings zu übernehmen, für deren Stationierung sie am 22.11.83 mit 'JA' gestimmt haben und diese mit ihrem Namen zu 'taufen'. "Die gewünschte psychologische Wirkung wäre die, daß jenen Bürgern, die der Stationierung zur Zeit noch ablehnend (..) gegenüberstehen, durch eine solche anschauliche Geste das Gefühl vermittelt würde, daß sie es nicht mit einer anonymen (..) Apparatur zu tun haben, sondern daß hinter jeder einzelnen Waffe ein lebendiger Mensch steht, (··), der begründetes Vertrauen verdient, indem er mit seinem Namen (..) für die von ihm getroffene Entscheidung einsteht."
Die Antworten unserer Volks(ver)treter können mehr als nur das Zwerchfell erschüttern. Manche muß mensch zweimal lesen, um schließlich zu begreifen, daß sie tatsächlich ernst gemeint sind. Ebenso Gruseln macht auch die Korrespondenz mit anderen Vertretern Gesellschaftsrelevanter Gruppen in den nachfolgenden Kapiteln. Krönender Abschluß ist die Antwort des Chefredakteurs vom ZDF-Magazin auf den Vorschlag eines generellen Satireverbotes im TV, da die Satire "dem Kritisierten Schuldgefühle macht."
- Am besten schnell nachlesen, bevor es zu spät ist. Mensch weiß ja, wohin einen solche führen können.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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