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Büchernachlese-Extra: Mythen, Sagen und Märchen

Carl-Friedrich von Steegen

Satan

Portrait des Leibhaftigen
Heyne Tb Verlag, München 1999. 416 Seiten. 16,90 DM. ISBN: 3-453-14854-1, >>> Amazon
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Ein Paradoxon? Die Inhalte christlicher Feiertage verschwimmen immer mehr hinter den verkaufsträchtigeren Stereotypen von Weihnachtsmann und Osterhase, und zugleich expandiert ein Medienbereich, der sich alten Mythen und religiösen Überlieferungen zuwendet. Und bei allem Haarsträubenden, was hierzu an Büchern und Filmproduktionen auf den Markt geworfen wird, scheint auch die Nachfrage nach seriösen Angeboten im Wachsen zu sein. Wie sonst ließe sich die Kalkulation des preiswerten Taschenbuches von Carl-Friedrich von Steegen erklären?

In seinem Buch geht es allerdings um ein Phänomen, von dem sich jeder ein Bild machen kann. Nicht umsonst wird der Teufel als 'Leibhaftiger' apostrophiert. Im Gegensatz zu einem wesenlosen Gott läßt sich Satan sogar portraitieren.

Gleich vorweg: Dank der Sprachregelung eines auf Verständlichkeit bedachten Berichterstatters, der seine Erkenntnisse oft genug einfach für sich selber sprechen läßt, bietet die Lektüre ein unterhaltsames wie spannendes Lesevergnügen. Von Steegen ist tatsächlich ein anschauliches, keineswegs nur an der Oberfläche kratzendes Portrait gelungen. Sauber im Anhang nach Quellen geschieden, dürfte es sogar Studenten religionsvergleichender und ähnlicher Wissenschaften von Nutzen sein.

In 42 prägnant gefaßten Kapiteln und Unterkapiteln erstaunt die Vielfalt in der überlieferten Ausgestaltung Satans, aber mehr noch eine weltweit verbreitete Gemeinsamkeit. In unserem Kulturkreis verbirgt sie sich hinter dem Namen Lucifer (=Lichtbringer). Dieser Aspekt, der den Teufel als gefallenen Engel ausweist, steht jenem gegenüber, der ihn als Satan bereits das Höllenfeuer schüren läßt. Und ist die Kombination von beiden Aspekten längst nicht überall nachweisbar, so scheint der erstgenannte universell zu sein. Überraschen mag hierbei vor allem, daß dieses Universelle vermutlich weniger in religiösen noch philosophischen noch psychologischen Deutungen seinen Ursprung hat, sondern historisch belegte und naturwissenschaftlich zu erörternde Ereignisse seinen Anfang setzten. Ereignisse von kosmologischen Dimensionen. Es gibt Hinweise darauf, daß der gegenläufig rotierende Planet Venus vor erdgeschichtlich nicht allzu langer Zeit die Erde beinahe gestreift hat. Womöglich vor 3500 Jahren und noch einmal 800 Jahre später. Dafür sprechen plausibel in Beziehung gesetzte archäologische wie geologische Indizien, die angesetzte Zeit für die indoeuropäische Völkerwanderung sowie die weltweit nahezu synchrone Entstehungszeit diesbezüglicher Mythen.

Den aus der Bahn geworfenen Morgenstern beschreiben die alttestamentlichen Propheten als den von Gott verstoßenen Engel, die alten Griechen verbanden ihn mit Aphrodite, aber auch mit Prometheus und Hephaistos, die nordischen Sagen spiegeln ihn in Loki, die Perser in Ahra Mainyus, die Inder in Mahra, dem Zerstörer, die Babylonier in Ischtar, die Ägypter in Isis, die Japaner in Susanowo, die mittelamerikanischen Indianer in Quetzal-cohuatl und selbst bei den islamischen Scheitanen blitzt dieses Motiv noch auf, werden sie doch mit Sternen vom Himmel verjagt.

Als Inkarnation des Bösen finden sich in den Überlieferungen erstaunliche Parallelen, die sogar in den Wortstämmen des Begriffes Satan oder Hölle nachspüren zu sind, und ebenso erstaunliche Unterschiede, wie das Fehlen einer 'ewigen Hölle' bei den Ägyptern.

Die alten Mythen bilden zwar die Hauptgrundlage seiner Betrachtungen, aber von Steegen verweist auch auf die neueren Spiegelungen Satans und spart die tatsächliche Hölle auf Erden zu Zeiten der Inquisition nicht aus. In der Literatur ein über die Jahrhunderte beliebtes Motiv, berichtet er zudem von historischen 'Satanisten' wie Cagliostro, Crowley und Dr. Faust, die sich angeblich dem Teufel verschrieben haben.

Den sinnfälligen Abschluß seines Buches bilden dann ein Glossar ausgewählter Bibeltexte, die Quellennachweise, ein Register sowie Nachweise für die in der Mitte plazierten Farbbildausschnitte von Darstellungen des Teufels in alter Zeit.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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