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MULTIKULTURELLE GESELLSCHAFT
Was es heißt, in einer nicht mehr geteilten Stadt zu leben, wissen
in Deutschland nur die Berliner: "Die Mauer" ist gefallen, die Mauern in
den Köpfen sind dagegen kaum durchlässiger geworden.
Israels Hauptstadt Jerusalem ist politisch seit weit längerem
nicht mehr geteilt, aber die gegenseitigen Vorurteile ihrer Einwohner prallen
nach wie vor heftig aneinander. Erinnert sei hierbei nur an den Schlagabtausch,
den sich unter dem Stichwort "Intifada" palästinensische Kinder mit
israelischen Soldaten liefern.
Roswitha von Benda erzählt nun in MEIN JERUSALEM - DEIN EL KUDS
die Geschichte zweier Jungen, die sich im Krankenhaus anfreunden. Jossi
ist jüdischer Israeli, Hassan ist muslimischer Paläsinenser,
beide leben in Jerusalem bzw. El Kuds. Sie lernen bei ihren heimlichen
gemeinsamen Ausflügen die jeweils andere Seite dieser Stadt kennen,
z.B die unterschiedlichen Gotteshäuser und Feste der drei Schriftreligionen,
und später auch die jeweils andere Familie.
Abgesehen von dem etwas zu schnell behaupteten Beginn einer solchen
Freundschaft ist es der Autorin gelungen, eine fesselnde Geschichte zu
entfalten, die einerseits durch wohl dosierte Aufklärung Vorurteile
abzubauen vermag, andererseits die spannungsreiche Gegenwart nicht verleugnen
oder überzuckern will. Das Ende ist denn auch hoffnungsvoll optimistisch,
aber offen. Die Freundschaft zwischen Jossi und Hassan wird weiterhin vielen
Belastungen ausgesetzt sein, auch wenn inzwischen immer mehr gemäßigte
Israelis und Palästinenser eine Versöhnung anstreben. Gerade
wegen der offensichtlich didaktischen Herangehensweise an dieses Thema,
eignet sich dieses Buch vorzüglich für den Unterricht. Nach den
Geschehnissen in Mölln und Solingen sollten nicht nur LehrerInnen
für Religion und Geschichte, sondern auch der/die Klassenlehrerin
einen damit Versuch wagen.