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Zwei Säcke mit Steinen. Wiewohl Iggy von ihrem Vater gar nichts mehr wollte, stellt er sich ihr mit dieser Hinterlassenschaft selbst nach seinem Tod noch so unerwartet wie von ihr ungewollt in den Weg. Noch dazu entstammen die Steine einem Wandgemälde, das der Vater während seines Aufenthalts in der geschlossenen Psychiatrie wie immer mit viel Selbstüberzeugung aber wenig Talent gemalt hatte. Und das wiederum zwingt Iggy zur Lösung eines Puzzles, bei dem am Ende auch noch die entscheidenden Steine fehlen, die wenigstens der Wahrheit etwas mehr ans Licht verhelfen könnten …
"Backstein" ist der zweite Roman der belgischen Künstlerin und Lyrikerin Femke Vindevogel und besticht vor allem durch seine äußerst präzise und pointierte Sprachregelung, die der Aufarbeitung einer schrecklichen Kindheit sehr treffende Denkmäler zu setzen weiß. Nicht selten stockt einem über das beschriebene Verhalten des quälend narzisstischen Vaters der Atem wie auch einem zuweilen das Lachen im Hals stecken bleibt über die schwarz-humorige Kommentierung dieses Elends durch die Hauptfigur Iggy. Nicht unerwähnt bleiben darf deshalb das offenbar kongeniale Wirken der Übersetzerin Ingrid Ostermann an diesem Text.
Nicht nur für die bundesdeutsche Leserschaft zudem eine besonders bizarre Ausgestaltung einer flandrischen Vaterfigur ist deren Hang zu einstiger DDR-Kultur, die Iggy und ihrer jüngeren Schwester u.a. auch den morgendlichen Gruß "Seid bereit - immer bereit" der Thälmann-Pioniere abverlangte. Dies vor Augen führt Iggys Weg zusammen mit ihrer Mopsdame Kuro zur Auflösung des Wandbildrätsels auch nach Ostberlin.
Eine mitunter schwer erträgliche Lektüre, ist das Finale dieses Buches umso überraschender, wenn es im Norden Norwegens bei 10 Grad minus eine zwar offene, aber durchaus hoffnungsstiftende Auflösung findet.
Völlig klar, dass dieser Titel in die Büchernachlese-Bestenliste gehört!