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Ein Unhold taucht aus dem Schlamm auf und treibt zwölf Jahre sein Unwesen im Dänenreich. Nacht für Nacht raubt der 'Würger' Grendel vielen Helden das Leben, und keiner scheint sich im widersetzen zu können. Die Kunde über das Ungeheuer dringt übers Meer zu den Goten, und ihr König Hygelac sendet den Dänen darauf 14 Männer unter der Führung Beowulfs zu Hilfe. Beowulf gelingt es schließlich, nicht nur Grendel, sondern auch seine weitaus gefährlichere Mutter zu besiegen. Erst 50 Jahre später stirbt er dann, nun selber altgewordener Herrscher der Goten, nachdem er erneut den Kampf gegen einen Drachen aufgenommen hatte.
Die Sage von Beowulf ist vermutlich um 500 n. Chr. in Skandinavien entstanden und wurde um 1000 von einem angelsächsischen Geistlichen niedergeschrieben. Sie ist damit die älteste erhaltene germanische Dichtung. Jeweils einfühlsam übersetzt von Wolfgang Krege, liegt der Beowulfsage eine leicht gekürzte Prosafassung aus dem Jahre 1901 von G. P. Peterson zugrunde, während sich J.R.R. Tolkiens gut 30-seitiger Essay auf eine Prosafassung aus dem Jahre 1911 bzw. 1940 bezieht. Tolkien umreißt hierin sehr treffend die Problematik aber auch die Nützlichkeit von den Prosafassungen solcher Versepen, die auch Forschern einen ersten anregenden Überblick verschaffen können. Die zeitliche und damit wohl auch inhaltliche Divergenz zwischen vorliegender Prosafassung und Essay wird zwar nirgends erläutert, dennoch dürfte das schön ausgestattete und von Dietrich Ebert stilsicher illustrierte Buch gewiß seine Liebhaber finden
Eine weitere vorzügliche Übersetzung hat 2007 Gisbert Haefs unter dem Titel Beowulf. Die Geschichte von Beowulf und seine Taten vorgelegt und ihr ein ebenfalls sehr instruktives Nachwort angefügt. Haefs hat sich, abgesehen von einem so fiktiven wie erhellenden Prolog, hierbei eng an die Versübertragung von Martin Lehnert gehalten. Zugunsten einer lesbaren Prosa verzichtete er zwar auf die poetischen Stilmittel, die u.a. auch häufige Wiederholungen meint, sowie Teile der Rhetorik, dürfte damit aber dennoch womöglich noch etwas dichter am Original als Wolfgang Kreges Version sein. Angesichts seines geringen Preises als Taschenbuch, lohnt hier auch die zusätzliche Erwerbung zur eigenen Vergleichsbestimmung.
Weitere Besprechungen zu Werken von J.R.R. Tolkien und Wolfgang Krege siehe:
Büchernachlese-Extra: J.R.R. Tolkien
Weitere Besprechungen zu Werken von Gisbert Haefs siehe:
Gisbert Haefs: Beowulf
Gisbert Haefs: Die Geliebte des Pilatus
Gisbert Haefs: Raja