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Uwe Timm

Johannisnacht

Roman. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 1996, 282 S., ISBN: 3-462-02556-2, >>> Amazon
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Die Zeit der Sommersonnenwende hat von jeher auf die Gemüter der Menschen eingewirkt. Man denke nur Shakespeares Sommernachtstraum. Uwe Timm, vor einiger Zeit durch "Die Entdeckung der Currywurst" in aller Munde gewesen, griff nun ebenfalls den Mythos von der kürzesten Nacht des Jahres auf.
Eigentlich fehlte dem Ich-Erzähler nur der erste, alles entscheidende Satz für eine Geschichte. In seiner Verzweiflung, ihn nicht formulieren zu können, nimmt er zwischenzeitlich eine Auftragsarbeit an. Er wird jetzt etwas über Kartoffeln schreiben. Angefangen von der Peru-Preußen-Connection über die Kartoffel und die deutsche Mentalität bishin zu Bratkartoffelverhältnissen. In Berlin soll ein Agrarwissenschaftler leben, der über diese "Sättigungsbeilage" jahrelang geforscht hat, und in Berlin sind gerade hundertausende Touristen eingefallen: Christo ist dabei, den Reichstag zu "verhüllen". Vor dem Hintergrund dieser kunstvoll schönen Verrücktheit begegnet der Protagonist recht eigenartigen Menschen, die meist etwas anders zu sein scheinen, als sie es dann tatsächlich sind. So z.B. der angebliche Lederfachmessenbesucher, der ihm eine Papierjacke andreht oder das Telefonsexgirl, das eine Magisterarbeit über die Erwähnung der Kartoffel in der Literatur versucht hatte.
Uwe Timm beweist in seiner JOHANNISNACHT fingerfertige Virtuosität und zelebriert den Slapstick genauso gekonnt wie die anrührende Anekdote. Nur als sogar Waffenhändler auftauchen, überspannt er den Bogen ein wenig.
Aber abgesehen davon, ist dieser Roman von einer intelligenten Leichtigkeit, die so manch deutsch-deutschen Gegensatz in ein skurril magisches Licht zu tauchen vermag.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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