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Andre Sokolowski

Klaus Mann stirbt

Ein Theaterstück. epubli Verlag, Berlin 2011. 33 Seiten in DIN A6. 14,90 Euro. ISBN: 978-3-8442-1036-1, >>> Amazon
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1998 als Theaterstück herausgebracht, liegt "Klaus Mann stirbt" von Andre Sokolowski nun als Buch, genauer gesagt, als Büchlein im Selbstverlag vor. Ein, nicht nur wenn man von den 33 Druckseiten im DIN A6-Format auch noch die sieben Vorsatzseiten abzieht, bemerkenswert teures Büchlein. Noch dazu angesichts eines lieblosen Satzspiegels, der im Blocksatz Zeilen mit drei Wörtern belässt und eine fehlerhafte Zeichensetzung, die u.a. des Öfteren vor "dass" auf ein Komma verzichtet.
Aber nun gut, das sind Äußerlichkeiten - die jedoch gerade ein ambitionierter Selbstverleger im Gegensatz zu schludrigen Nullachtfünfzehn-Verlagen hätte vermeiden können. Auch und gerade, wenn in seinem Stück ein als Narziss ausgewiesener Klaus Mann zu Worte kommt.
Und das Stück selbst mit seinen zwei Personen in einem Akt und drei Szenen? Wie bei diesen durch Zahlen markierten Strichzeichnungen sollen drei in Fettdruck und Versalien gehaltene Originalzitate Klaus Manns zu Anfang, in der Mitte und am Ende seine Linie vorgeben und damit Authentizität markieren. Einzige Regieanweisungen bilden ansonsten in Klammern gesetzte Sprechpausen.
Alles andere fiktiv, sind die ersten beiden Szenen Monologe Klaus Manns, der sich darin von seinem Vater enttäuscht und verachtet sieht oder der Geschwisterliebe zu Erika und einer ersten Schülerliebe nachtrauert. Viel lyrisch-hysterisches Klischee-Sprech mit viel zu wenig selbstironischen Brechungen, als dass es berühren könnte.
In der letzten Szene tritt schließlich ein deus ex machina namens Louis auf, dessen Nachname zwar mit "Raskolnikoff" in Klammern ausgeführt, aber nicht ausgesprochen oder sonst wie mit Sinn gefüllt wird - auch nicht durch die tatsächlich existierende letzte Notiz von Klaus Mann, die lediglich auf einen "Louis" verweist.
In Louis sah Klaus offenbar mehr, als umgekehrt. Louis wollte lediglich Geld und Drogen - erwähnt dabei aber noch, dass er von seinem Vater sexuell missbraucht wurde. Der Tiefpunkt darauf, nicht nur dem falschen Tempus nach, ist die Klaus Mann in den Mund gelegte Replik: "Wie beneidete ich dich um ihn."
Inwieweit der Text dennoch für Jugendliche eine hilfreich überzogene Spiegelung sein kann und konnte - vor oder kurz nach dem Outing und ihrer womöglich noch immer daraus resultierenden Nöte?
Als alter Hetero kann ich das nur erahnen, würde aber diese Lektüre als zusätzliche Not ansehen ...

Buechernachlese © Ulrich Karger


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